Fachbeitrag  Arbeitssicherheit, PSA  

Dauerhitze: Arbeitsschutz bei besonders hohen Temperaturen

Diese Schutzmaßnahmen machen das Arbeiten bei hohen Temperaturen sicherer.
Foto: © Monika Wisniewska - stock.adobe.com

In ganz Deutschland herrscht seit Wochen eine Hitzewelle. Tropische Temperaturen nahe der 40-Grad-Marke machen Beschäftigten zu schaffen. Um Gesundheitsrisiken vorzubeugen, sind Schutzmaßnahmen erforderlich.

Ob Büro, Produktionshalle oder Arbeit im Freien: »Lässt die Konzentrationsfähigkeit aufgrund der Hitze nach, steigt die Unfallgefahr«, sagt André Siegl, Arbeitssicherheitsexperte beim TÜV-Verband (VdTÜV). Er rät Arbeitgebern und Arbeitnehmern dazu, bei Sommerhitze Vorkehrungen zu treffen, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Zu möglichen Maßnahmen zählt jedoch kein Hitzefrei – das sieht das deutsche Arbeitsrecht nicht vor. Ein Anspruch auf klimatisierte Räume besteht ebenfalls nicht. Dennoch sind Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Beschäftigten vor Gefahren am Arbeitsplatz zu schützen. Das gilt auch bei Hitze.

Technische Regel für Arbeitsstätten

Maßgaben zur Raumlufttemperatur regelt die Technische Regel für Arbeitsstätten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). So kann es bei einer Außenlufttemperatur ab 26 Grad in Einzelfällen zu einer Gesundheitsgefährdung kommen. Dies ist unter anderem der Fall, wenn schwere körperliche Arbeiten zu verrichten sind oder Beschäftigte besondere Arbeits- oder Schutzbekleidung tragen, die eine Wärmeabgabe stark behindern.

Liegt die Raumlufttemperatur über 30 Grad, haben Betriebe wirksame Maßnahmen gemäß einer Gefährdungsbeurteilung zu ergreifen. Diese sollen dazu dienen, die Beanspruchung der Arbeitnehmer zu reduzieren. Dazu zählen laut Technischer Regel für Arbeitsstätten zum Beispiel Sonnenschutzvorrichtungen, Lüftung in frühen Morgenstunden, Arbeitszeitverlagerung, Lockerung der Kleiderordnung sowie das Bereitstellen von Getränken. Übersteigt die Raumlufttemperatur die 35-Grad-Marke, ist der Raum ohne technische oder organisatorische Maßnahmen oder persönliche Schutzausrüstung wie Hitzeschutzkleidung nicht als Arbeitsraum geeignet.

VdTÜV empfiehlt Produktionsbetrieben, Luftduschen oder Wasserschleier für Abkühlung einzusetzen. In Büros kann das Aufstellen von mobilen Klimageräten wie Ventilatoren helfen. Von Bedeutung bei Klimageräten: Der Temperaturunterschied zur Außentemperatur sollte nicht mehr als sechs Grad betragen. Sonst besteht Erkältungsrisiko. Um Hitze nicht unnötig nach oben zu treiben, können elektrische Geräte – sofern möglich – ausgeschaltet werden. Wichtig sei bei alledem, auf den eigenen Flüssigkeitshaushalt zu achten. Viel trinken heißt die Devise. Bei Problemen mit dem Kreislauf ist kaltes Wasser auf die Handgelenke zu geben. Um den Kreislauf zu stabilisieren, hilft das Eintauchen der Unterarme in kaltes Wasser.

Arbeiten bei starker Hitze

Wer auf Baustellen oder im Freien arbeitet, kann sich der prallen Sonne kaum entziehen. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) rät Beschäftigten, die nicht im Schatten arbeiten können, lange Hosen und Hemden zu tragen. Dabei geht es insbesondere darum, sich vor UV-Strahlung zu schützen. Eine Kopfbedeckung mit breiter Krempe oder ein Helm mit Nackenschutz solle in keinem Fall fehlen. Auf Hautstellen, die der Sonne ausgesetzt sind, sind Sonnenschutzcremes mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 aufzutragen. Darüber hinaus sei es bei hohen Temperaturen wichtig, mindestens zwei bis drei Liter am Tag zu trinken. Zudem können Sonnenschirme und Sonnensegel für mehr Kühle sorgen. In Pausen sollten sich Beschäftigte am besten im Schatten aufhalten.

Besondere Gefahren bestehen auch für Feuerwehrleute. Zwar gehört das Arbeiten in großer Hitze für sie zum Alltag. Aber die mehrlagige Schutzkleidung führt bei der aktuellen Sommerhitze zu verstärktem Flüssigkeitsverlust. »Bei Temperaturen über 30 Grad kann es gerade bei großer körperlicher Anstrengung zum Beispiel zu einer Hitzeerschöpfung oder gar einem Hitzschlag kommen«, warnt Tim Pelzl, Leiter des Fachbereichs Feuerwehren, Hilfeleistungen und Brandschutz der DGUV.

Darüber hinaus könne auch eine hohe Ozonbelastung zu gesundheitlichen Problemen führen. Die Arbeiten bei großer Hitze sind bei Feuerwehrleuten kaum zu vermeiden. Dennoch lassen sich die Risiken durch einige Vorsichtsmaßnahmen mindern. Wie bei Arbeiten im Freien, kommt es auf den Sonnenschutz, die Bedeckung von Kopf und Körper sowie die notwendige Flüssigkeitszufuhr an. Die DGUV rät zudem, Einsatzübungen kurz zu halten, um körperliche Belastung zu reduzieren. Feuerwehrleute sollten jede Möglichkeit der Abkühlung nutzen – auch den Sprühstrahl des Löschfahrzeugs.

Quelle/Text: BG BAU, DGUV, VdTÜV ; Redaktion arbeitssicherheit.de (SL)

Stand: August 2018

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