Fachbeitrag  Arbeitssicherheit  

Suchtmittelmissbrauch und psychosoziale Krisen am Arbeitsplatz

Interview zu Suchtprävention am Arbeitsplatz.
Foto: © Eugen Thome - stock.adobe.com

Zittrige Hände, Konzentrationsverlust und ein aufgedunsenes Gesicht sind für Verantwortliche für Arbeitssicherheit ernstzunehmende Anzeichen für ein Problem, das nicht ignoriert werden sollte. Arbeitspsychologin Dr. Martina Rummel über das Ausmaß von Sucht am Arbeitsplatz und Ansätze des präventiven Handelns.

arbeitssicherheit.de: Frau Dr. Rummel, Sie beschäftigen sich eingehend mit den Themen Suchtmittelmissbrauch und psychosoziale Krisen am Arbeitsplatz. Für den Laien klingt das nach absoluten Ausnahmefällen. Ist diese Einschätzung richtig? Wie verbreitet sind solche Fälle in deutschen Unternehmen?

Dr. Martina Rummel: Die Verbreitung von Alkoholmissbrauch, Depressionen und Burnout ist enorm. Fünf Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland sind behandlungsbedürftig suchtkrank, 20 Prozent gefährdet – übliche Statistiken. Depressionen haben epidemische Verbreitung.

In welcher Verantwortung steht der Arbeitgeber, aber auch der Verantwortliche für Arbeitssicherheit, sollte z.B. ein Suchtmittelmissbrauch am Arbeitsplatz auffallen? Was kann und was muss er tun?

Arbeitgeber tun gut daran, Beratungs- und Hilfeangebote aufzubauen (freiwillige Leistung), z.B. in Form eines Employee Assistance Program (EAP), das ist ein unabhängiges und ganzheitliches Unterstützungsprogramm für Unternehmen und ihre Beschäftigten, einer Mitarbeiterberatung oder eines Angebots im Betriebsärztlichen Dienst. Und es ist notwendig die Führungskräfte zu qualifizieren, mit entsprechenden Problemen umzugehen. Der Handlungsdruck steigt, wenn die Probleme zu Leistungsminderung oder Sicherheitsrisiken führen. Der Return of Invest ist groß – es lohnt sich wirtschaftlich, die Themen effektiv anzugehen.

Was möchten Sie Arbeitssicherheitsverantwortlichen generell für ihre tägliche Arbeit mit auf den Weg geben?

Für die Arbeitssicherheitsfachkräfte ist das Thema Regelungsbedarf in Betriebs- oder Dienstvereinbarungen interessant. Dazu gehören Themen wie Punktnüchternheit, Umgang mit Risiken und der Aufbau von Handlungsroutinen.

Dr. Martina Rummel, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Über die Expertin: Dr. Martina Rummel ist Arbeits- und Organisationspsychologin sowie ausgebildete Systemtherapeutin. Sie ist Referentin auf dem Deutschen Arbeitssicherheitskongress 2020 und referiert über das Thema Suchtmittelmissbrauch und psychosoziale Krisen am Arbeitsplatz. Sie möchten mehr von Dr. Martina Rummel hören, dann besuchen Sie Ihren Vortrag auf dem Deutschen Arbeitssicherheitskongress 2020.

Stand: 06.2019

Sucht am Arbeitsplatz: Lesen Sie auch »Alkohol, Pillen und Co: Mit Suchtproblemen im Betrieb umgehen« >>

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