Ein rücksichtsloser Arbeitgeber? Laut Angaben des Gewerbeaufsichtsamtes hat der Online Versandhändler Amazon mehrfach arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen missachtet. Die Behörden folgten anonymen Hinweisen von Mitarbeitern und wurden fündig.
Das Gewerbeaufsichtsamt der Regierung von Schwaben bestätigte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass der Internet Versandhändler Amazon am Standort nahe Augsburg schon mehrfach gegen arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen habe.
Zuletzt ließ das Unternehmen seine Mitarbeiter ohne Genehmigung am Adventssonntag arbeiten. Dafür handelte sich Amazon ein Bußgeldverfahren ein. Über die Höhe der Summe gibt es keine offiziellen Angaben.
Dienstpläne nicht nach Vorschrift
Bei den Behörden in Verdacht geriet der Internet-Versandhändler, als anonyme Beschwerden von Amazon-Mitarbeitern eingingen. Nach Auskunft der Regierung von Schwaben betätigten vier Vorortkontrollen die Vorwürfe - allerdings nur teilweise. Unter anderem verstieß Amazon mit einem Schichtplan gegen das Arbeitsschutzgesetz. Während sich der Versandhändler und die Behörden nicht näher über den Verstoß äußern wollten, gaben ehemalige Mitarbeiter dazu an, die Dienstpläne hätten im Weihnachtsgeschäft durchgehend 21 Tage Arbeit vorgesehen. Außerdem habe es von Seiten des Arbeitgebers den Hinweis für befristete Mitarbeiter gegeben, dass ein Verstoß gegen die Dienstpläne die Entlassung nach Ablauf der vertraglichen Arbeitsfrist zur Folge haben könnte.
Unzumutbare Temperaturen in den Lagerhallen
Die Mitarbeiter beschwerten sich außerdem über unerträgliche Temperaturverhältnisse in den Lagerhallen. Zu Recht, denn im Winter war die Raumtemperatur viel zu niedrig und im Sommer entsprechend zu hoch, bestätigte die Regierung von Schwaben.
In beiden Fällen hat das Unternehmen laut behördlichen Angaben Änderungsmaßnahmen ergriffen. Die Schichtmodelle wurden gemäß den Bestimmungen geändert und werden seitdem kontrolliert. Die »Installation einer lüftungstechnischer Anlagen« zur regelkonformen Temperierung der Lagerhallen sei in Arbeit.
Jüngst hat Amazon einen Betriebsrat ins Leben gerufen, der sich, wie von der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi berichtet, vor Rat suchenden Kollegen kaum retten kann.
Quelle/Text: sueddeutsche.de, Redaktion arbeitssicherheit.de
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