Abschnitt 5 - 5 Auswahl von Sonnenschutzvorrichtungen
Um Sonnenschutzvorrichtungen für Ihr Bürogebäude auszuwählen, sieht die Energieeinsparverordnung vor, Berechnungen nach der Norm DIN 4108-2 für den maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad gtot max durchzuführen, der von der Verglasung einschließlich Sonnenschutz erreicht werden darf, um einen ausreichenden sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten.
Dabei sind die geografische Lage des Bürogebäudes, seine Bauweise, die Art und Größe der Verglasung sowie die Ausrichtung der Fensterfront zu berücksichtigen.
Für die Berechnung und Auswahl von geeigneten Sonnenschutzvorrichtungen steht Ihnen ein Berechnungsmodul auf der Internetseite der VBG zur Verfügung.
Sie finden dieses Modul unter www.vbg.de/sonnenschutz
Nachfolgend finden Sie Beispiele von Gebäuden, bei denen die mögliche Einbaulage (siehe Abschnitt 4 Übersicht zu Sonnenschutzvorrichtungen) des Sonnenschutzes für verschiedene Klimaregionen und unterschiedliche Verglasungsarten gegenübergestellt wird. Diese Gegenüberstellung soll eine Orientierung geben, welche Sonnenschutzvorrichtungen für verschiedene Bürogebäude geeignet sein könnten.
Aufgrund der strengen Vorgaben der Energieeinsparverordnung bzw. in der darin in Bezug genommenen Norm DIN 4108-2 kommen je nach geografischer Lage nur wenige Kombinationen von Sonnenschutz und Verglasung infrage.
Auch wenn hier nur für bestimmte Verglasungen geeigneter Sonnenschutz aufgeführt wird, bedeutet dies nicht, dass es andere Kombinationen von Verglasungen und Sonnenschutz geben kann, die einen zufriedenstellenden Wärmeschutz bieten. Wir empfehlen Ihnen, sich durch Fachpersonal unterstützen zu lassen, das eine genauere Analyse vornimmt.
Übersicht zur Einbaulage
Eine außen angebrachte Sonnenschutzvorrichtung bietet den höchsten Schutz vor eindringender Wärmestrahlung, innen angebrachte Sonnenschutzvorrichtung den geringsten. Kommen nach der Berechnung innen liegende Sonnenschutzvorrichtungen infrage, können auch außen oder zwischen liegende verwendet werden; bei dem Ergebnis "zwischen liegend", ist es ebenso möglich außen liegende Sonnenschutzvorrichtungen einzusetzen.
Entscheidung über die Einbaulage
Die Tabelle 3 gibt Ihnen eine Orientierung zur Sonnenschutzwirkung von innen, zwischen und außen liegenden Sonnenschutzvorrichtungen in Kombination mit unterschiedlichen Verglasungen. Die Tabelle 3 zeigt beispielhaft, welche Einbaulagen geeignet sind, den berechneten maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad gtot max zu unterschreiten.
außen
zwischen
innen
Abb. 18
Abbildung zur Tabelle 3
Diese Anhaltswerte basieren auf Messungen von Sonnenschutzvorrichtungen an Fenstern mit Verglasungen durch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) mit folgenden Energiedurchlassgraden:
• | Sonnenschutzverglasung | gV = 0,36 |
---|---|---|
• | Wärmeschutzverglasung | gV = 0,58 |
• | Zweischeiben-Isolierverglasung | gV = 0,75. |
Bei der Angabe der Erfahrungswerte wurde davon ausgegangen, dass die Vorrichtungen nicht immer komplett geschlossen werden (Cut-Off-Stellung).
Durch den Vergleich, der in den Beispielen berechneten gtot max- Werte mit den Werten in der Tabelle 3 ergibt sich die Einbaulage des Sonnenschutzes für die jeweilige Verglasungsart. Dabei muss der Tabellenwert kleiner sein als der ermittelte Wert (gtot max).
Beispiel:
Ermittelter Wert gtot max = 0,30; geeignete Tabellenwerte: gtot =0,29, 0,26, 0,20, 0,18, 0,13
Tabelle 3
Anhaltswerte für den maximalen Gesamtenergiedurchlassgrad, der von der Verglasung einschließlich Sonnenschutz erreicht werden darf, um einen ausreichenden sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten
Anhaltswerte für gtot | Kombination mit Verglasungen | ||
---|---|---|---|
Sonnenschutzverglasung | Wärmeschutzverglasung | ZweischeibenIsolierverglasung | |
Innen liegende Jalousien, Rollos oder Vertikaljalousien | 0,29 | 0,46 | 0,60 |
Zwischen den Scheiben liegende Jalousien oder Rollos | 0,18 | 0,29 | 0,38 |
Außen liegende Jalousien oder Markisen | 0,13 | 0,20 | 0,26 |
Abb. 19
Sommerklimaregionen DIN 4108-2:2013-02
1. Beispiel:
Verwaltungsgebäude mit mehreren Bürobetrieben
Weitere Merkmale:
Neubau
Betonkernaktivierung (schwere Bauart)
30 % Fensteranteil
Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis maximal 6 Personen
Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände
Nachtlüftung erfolgt geschossweise (mittel)
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
gtot max | 0,32 | 0,29 | 0,26 |
Einbaulage für Verglasung | |||
ZweischeibenIsolierverglasung | außen | außen | außen |
Wärmeschutzverglasung | zwischen oder außen | zwischen oder außen | außen |
Sonnenschutzverglasung | innen, zwischen oder außen | innen, zwischen oder außen | zwischen oder außen |
2. Beispiel: Sanierter Altbau
Weitere Merkmale:
100 Jahre, komplett saniert
Schwere Bauart
20 % Fensteranteil
Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Vierpersonenbüros
Trennwände: altes, vorhandenes Mauerwerk
keine erhöhte Nachtlüftung
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
gtot max | 0,16 | 0,13 | 0,09 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben- Isolierverglasung | für diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | ||
Wärmeschutzverglasung | |||
Sonnenschutzverglasung | außen | genauere Analyse | genauere Analyse |
3. Beispiel: Fachwerkhaus
Weitere Merkmale:
300 Jahre, denkmalgeschützt
Leichte Bauart
10 % Fensteranteil
maximal Dreipersonenbüros
keine erhöhte Nachtlüftung
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
gtot max | 0,32 | 0,26 | 0,19 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben-Isolierverglasung | Denkmalschutz! (außen) | für diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | |
Wärmeschutzverglasung | zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß) | Denkmalschutz! (außen) | |
Sonnenschutzverglasung | innen oder zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß) | zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß) | zwischen, Sonnenschutz besonders effizient (hochreflektierend z. B. weiß) |
4. Beispiel: Call Center in Altbau
Weitere Merkmale:
80 Jahre alt
Mittlere Bauart
30 bis 40 % Fensteranteil
Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 25 Personen
Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände
Nachtlüftung geschoßweise (erhöht)
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
g tot max | 0,23 | 0,20 | 0,18 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben-Isolierverglasung | für diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | ||
Wärmeschutzverglasung | außen | außen | |
Sonnenschutz verglasung | zwischen oder außen | zwischen oder außen | außen |
5. Beispiel: Open Space Office in Altbau
Weitere Merkmale:
60 Jahre alt, komplett entkernt und saniert
50 % Fensteranteil
Open Space Office für 25 Personen sowie Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Vierpersonenbüros
Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände
abgehängte Decke, leichte Bauweise
keine erhöhte Nachtlüftung
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
g tot max | - 0,03 | - 0,04 | - 0,06 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben-Isolierverglasung | für diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | ||
Wärmeschutzverglasung | |||
Sonnenschutzverglasung | genauere Analyse |
6. Beispiel: Großraumbüro in Bürohochhaus
Weitere Merkmale:
20 Jahre alt
90 % Fensteranteil
Großraumbüro > 400 m2, Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 15 Personen
Trennwände in Ständerbauweise/Trockenbauwände
keine erhöhte Nachtlüftung
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
g tot max | - 0,07 | - 0,07 | - 0,08 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben-Isolierverglasung | für diese Verglasungen ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | ||
Wärmeschutzverglasung | |||
Sonnenschutzverglasung | genauere Analyse |
7. Beispiel: Büroneubau mit Glasfassade
Weitere Merkmale:
Neubau
Glasfassade: 55 % transparenter Fensteranteil, restlicher Fassadenanteil (Brüstung) opak und massiver Bauweise dahinter
mittelschwere Bauweise (keine abgehängten Decken)
Großraumbüro > 400 m2, Einzelbüros, Zweipersonenbüros und Mehrpersonenbüros bis 15 Personen
Trennwände mittleren Wärmedurchlass (PCM)
keine erhöhte Nachtlüftung
Ergebnisse der Berechnung:
Klimaregion | A | B | C |
---|---|---|---|
g tot max | 0,23 | 0,21 | 0,20 |
Einbaulage für Verglasung | |||
Zweischeiben-Isolierverglasung | für diese Verglasung ist ein ausreichender Wärmeschutz mit üblichen Sonnenschutzvorrichtungen nicht möglich | ||
Wärmeschutzverglasung | außen | außen | |
Sonnenschutzverglasung | außen, gegebenenfalls zwischen | außen, gegebenenfalls zwischen | außen, gegebenenfalls zwischen |