
Herstellung von Beschichtungsstoffen (DGUV Regel 113-605)
Abschnitt 3.2 – 3.2 Dispergieren
Unter Dispergieren wird das Zerkleinern und feine Verteilen von Partikeln in einer flüssigen Phase mit Hilfe von Rührwerksmühlen oder Walzenmaschinen verstanden. Durch das Dispergieren entsteht die optimale Durchmischung der einzelnen Rezepturbestandteile des Beschichtungsstoffes.
3.2.1 Arbeiten an Rührwerksmühlen
Rührwerksmühlen dispergieren mit Hilfe von Mahlkörpern in einer Flüssigkeit suspendierte Feststoffe. Zum Dispergieren werden überwiegend geschlossene Rührwerksmühlen, sogenannte Perlmühlen, eingesetzt. Mit Hilfe von Mahlkörpern wie beispielsweise Keramik-, Glas-, Zirkonoxid- oder Stahlperlen werden feste Rezepturbestandteile in einer Flüssigkeit fein verteilt, so dass eine homogene Mischung entsteht. Vorteile dieses Verfahrens sind die kontinuierliche Fertigung sowie geringe bis keine Lösemittelemissionen.

Abb. 18
Rührwerksmühlen in der Produktion
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Abb. 19
Rührwerksmühle im Technikumsmaßstab
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Bei Tätigkeiten an Rührwerksmühlen oder Reinigungsarbeiten mit Lösemitteln kann es zu Gefahrstoffexpositionen kommen.
Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre kann beispielsweise beim Rührvorgang oder bei Reinigungstätigkeiten mit Lösemitteln entstehen.
Verbrennungsgefahr besteht beim Überhitzen von Mühlen beispielsweise bei Kühlwasserausfall oder hochviskosen Produkten.
An Rührwerksmühlen besteht eine Gefährdung durch Lärmeinwirkung.
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Gefahrstoffe
Installieren Sie wirksame Erfassungs- und Absaugsysteme an Rührwerksmühlen und achten Sie bei der Verwendung von mobilen Systemen auf die richtige Positionierung der Absaugvorrichtung (an der Entstehungsstelle). Verwenden Sie insbesondere bei Reinigungstätigkeiten mit Lösemitteln wirksame Absaugvorrichtungen.
Decken Sie Entnahme- und Aufnahmebehälter ab und halten diese möglichst geschlossen.
Explosionen
Vermeiden Sie das Auftreten von gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre durch Inertisierung der Mühle, beispielsweise durch Stickstoff, vollständige Flüssigkeitsfüllung oder Absaugsysteme.
Vermeiden Sie Zündquellen wie mechanische Funken, elektrostatische Entladungen und heiße Oberflächen (z. B. überwachte Kühlung).

Abb. 20
Vorlagebehälter für Laborrührwerksmühle mit Absaugung
Physikalische Gefährdungen: Lärm, heiße Oberflächen
Setzen Sie lärmarme Antriebsaggregate und Mühlen ein oder reduzieren Sie die Lärmpegel im Rahmen eines Lärmminderungsprogrammes unter 80 dB (A). Zur Lärmminderung eignen sich beispielsweise die Kapselung von Lärmquellen oder raumakustische Maßnahmen durch bauliche Installationen von schalldämmenden Elementen.
Ist eine Reduktion unter 80 dB (A) technisch nicht möglich, so stellen Sie geeignete persönliche Schutzausrüstungen zur Verfügung. In Lärmbereichen mit einem Tageslärmexpositionspegel oberhalb von 85 dB (A) besteht Tragepflicht für Gehörschutz sowie die Notwendigkeit arbeitsmedizinischer Pflichtvorsorge.
Verhindern Sie die Entstehung heißer Oberflächen durch eine Temperaturüberwachung mit Abschaltung.
3.2.2 Arbeiten an Walzenmaschinen
Walzenmaschinen sind Walzwerke, die in einem Walzenspalt Farben und ähnliche Mischungen zerkleinern, mischen und homogenisieren. Sie werden in der Regel beim Dispergieren von hochviskosen Materialien eingesetzt.
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Der Spalt der drehenden Walzen bildet eine gefährliche Einzugsstelle.
Am Abstreifmesser der Walzenmaschinen besteht Schnittgefahr.
Gefahrstoffkontakt bei Tätigkeiten an Walzenmaschinen ist insbesondere bei der Reinigung der Walzen mit Lösemitteln möglich.
Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre kann beim Walzvorgang oder bei Reinigungstätigkeiten mit Lösemitteln entstehen.
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Mechanisch
Verhindern Sie den Eingriff in den Walzenspalt, indem Sie feststehende trennende Schutzeinrichtungen oder bewegliche, aber mit dem Antrieb verriegelte Schutzeinrichtungen einsetzen.
Achten Sie besonders bei Reinigungstätigkeiten auf die Verwendung von technischen Schutzeinrichtungen am Walzenspalt (Einlegekeil) mit gleichzeitiger reduzierter Geschwindigkeit durch Kopplung/Verriegelung über Endschalter.
Installieren Sie Not-Halt-Einrichtungen so, dass diese jederzeit leicht mit Händen, Kopf, Brust, Bauch oder Knien wirksam betätigt werden können.
Veranlassen Sie eine regelmäßige Prüfung der Not-Halt-Einrichtungen (Empfehlung: zu jedem Schichtbeginn).
Vor dem Reinigen der Ablaufschürzen entfernen Sie die Abstreifmesser oder decken Sie diese zuverlässig ab.
Wählen Sie die Wechselintervalle der Abstreifmesser so, dass diese durch den Walzenkontakt nicht extrem scharf angeschliffen werden.
Sichern Sie lose eingehängte Ablaufschürzen gegen versehentliches Aushängen, beispielsweise mittels einer Fangkette.

Abb. 21
Dreiwalze mit Schutzhaube und Verriegelung

Abb. 22
Verriegelung der Schutzhaube an der Dreiwalze

Abb. 23
Vollständig abgedeckter Dreiwalzenstuhl mit Absaugung
Gefahrstoffe/Explosionen
Installieren Sie wirksame Erfassungs- und Absaugsysteme an offenen Walzenmaschinen. Verwenden Sie insbesondere bei Reinigungstätigkeiten mit Lösemitteln wirksame Absaugvorrichtungen.
Decken Sie Entnahme- und Aufnahmebehälter ab und halten diese möglichst geschlossen.
Entsorgen Sie mit Farbe oder Reinigungsmittel getränkte Lappen in geschlossenen Behältern.
Nehmen Sie eine Zoneneinteilung vor und legen geeignete Maßnahmen fest (Zündquellenvermeidung, konstruktiver Explosionsschutz).
Erstellen Sie ein Explosionsschutzdokument.
Persönliche Schutzausrüstungen
Stellen Sie geeignete Schnittschutzhandschuhe mit langen Stulpen für den Wechsel des Abstreifmessers zur Verfügung.
Sorgen Sie dafür, dass beim Arbeiten an laufenden Walzen keine Handschuhe getragen werden. Stellen Sie sicher, dass enganliegende Kleidung und bei Bedarf Haarnetze getragen werden.