DGUV Information 207-028 - Neubauplanung, Modernisierung und Nutzungsänderung von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)

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Abschnitt 13.4 - 13.4 Garten- und Landschaftsbau

1.
Beschreibung des Gewerks

Die Abteilung Garten- und Landschaftsbau (GaLa) ist ein historisch gewachsener, alter Werkstattbereich, der seit Jahren ein stetiges Wachstum an Arbeitsangeboten und Fachrichtungen vorweist. Er ist arbeitsintensiv, bietet aber viele unterschiedlichste Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung.

In den WfbM sind alle Bereiche des klassischen Gartenbaus anzutreffen:

  • Gemüse- und Zierpflanzenproduktion im Freiland und Gewächshaus

  • Garten- und Landschaftsbau mit der Neuanlage von Gärten und Wegen bis hin zur

  • dienstleistungsorientierten Grün- und Landschaftspflegegruppe.

Infolge des Abbaus von Hausmeisterdiensten in Kommunen, Betrieben und Industrie sind erweiterte Arbeitsfelder als Dienstleistung dazu gekommen. Hierzu zählen neben Rasenpflege, Grünschnitt und Gehölzpflege auch regelmäßig durchzuführende Flächenreinigungen bei gewerblichen und privaten Kunden im Rahmen von Jahresbeauftragungen. In den vormals noch eher ruhigen Wintermonaten sind heute durchaus auch Schneeräumund Streudienstleistungen im Angebot der WfbM Gartenbaugruppen zu finden.

2.
Beschreibung der Arbeitsbereiche

Das Arbeitsaufkommen im Gartenbau ist grundsätzlich saisonalen Schwankungen unterworfen. Erforderliche Flächen in der WfbM für den Arbeitsbereich GaLa sind stark abhängig von der tatsächlichen Tätigkeit, der Ausrichtung und dem dafür erforderlichen Geräte- und Maschinenpark.

Von besonderer Bedeutung sind dabei verfügbare Flächen und Räumlichkeiten innerhalb der WfbM, um die Mitarbeiter der Gartengruppe für Tätigkeiten in der vegetationsarmen Zeit integrieren zu können.

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Abb. 13.4.1
Typische Gartenbaumaschinen

g_bu_1434_as_18.jpgGood Practice
Unbedingt Räumlichkeiten im Gebäude der WfbM für die vegetationsarme und kalte Jahreszeit vorsehen, damit die Gruppe in dieser Zeit gut in andere Arbeitsabläufe der WfbM integriert werden kann. Aufgrund des Fahrzeug- und Maschinenparks sind insbesondere die Lager- und Stellflächen für den GaLa-Bereich deutlich größer als in anderen Werkstattbereichen.

Die Anordnung der Lager- und Stellflächen hat so zu erfolgen, dass Fahrzeugbewegungen den übrigen Fahrzeugverkehr und Personentransport im Bereich der WfbM nicht stören. Dies wird z. B. durch räumliche Trennung oder eine Einbahnstraßenregelung erreicht.

Verschiedene benötigte Lagerflächen:

  • Garagen/Lagerhallen für Kleintransporter und Anhänger

  • Lagerflächen für handgeführte Maschinen

  • Lagerflächen für selbstfahrende Arbeitsmaschinen

  • Abgeschlossener Bereich als Magazin für Werkzeugausgabe und Kleingeräte

  • Lagerflächen für Material, Baustoffe, Arbeitsgeräte und Pflanzen

  • Speziell abgesicherte Lagerflächen für Gefahrstoffe (Kraftstoffe, Spritzmittel, Dünger, Schädlingsbekämpfungsmittel, ...)

  • Flächen für Reinigung und Wartung an Fahrzeugen, Maschinen und Geräten

  • Reparaturwerkstattbereich als Lernfeld für technische Qualifikationen

Zusätzlich erforderliche Bereiche und Flächen, je nach Ausrichtung der Betriebe:

  • Abgegrenzte Kulturflächen und Gewächshäuser zur Pflanzenaufzucht

  • Aufbereitungs-, Verarbeitungs- und Verpackungsbereiche für Erzeugnisse

  • Verkaufsflächen/ Ladenbereiche für Erzeugnisse aus Gärtnerei, Pflanzenzucht oder Baumschule, für Schnittblumen und Präsentkörbe, Gestecke, etc.

  • Arbeitsbereiche für die Herstellung von Kränzen, Gebinden und Präsenten

  • Hygiene- und Küchenbereiche zur Be- und Weiterverarbeitung von erzeugten Lebensmitteln: Kräuter, Pilze und Beeren, Früchte und Obst (Erzeugnisse)

  • Kühlhäuser und gekühlte Lagerflächen für erzeugte, leicht verderbliche Waren

  • Umkleide und Sanitärräume mit schwarz-/weiß-Trennung und Vorreinigungsmöglichkeiten für Stiefel und Arbeitskleidung

  • Trockenbereiche, Großgarderoben: Schuhe, Stiefel und Wetterschutzkleidung

  • Lager für PSA- Ersatzmaterial: Schuhe und Stiefel, Handschuhe, Schutzbrillen Schnittschutzkleidung; sonstige Schutzkleidung: Wetterschutz/ Wärmeschutz

  • Aufenthaltsraum/Schulungsraum

3.
Flächenbedarf und weitere Aspekte der Arbeitsbereiche

Zur genaueren Planung der Flächen im grünen Bereich sind in Abhängig von der Ausrichtung und den Schwerpunkten zunächst die hierzu erforderlichen Merkmale, Arbeitsinhalte und Tätigkeitsfelder mit ihrer individuellen Ausrichtung im betrieblichen Umfeld darzustellen.

Exemplarische Darstellungen benötigter Flächen für den Arbeitsbereich Garten- und Landschaftsbau sind aufgrund der starken Abhängigkeit von Kulturen und Tätigkeitsfeldern nicht möglich. Während der Planung ist unbedingt ein Experte heran zu ziehen.

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Abb. 13.4.2
Notwendige Einrichtungen im Garten- und Landschaftsbau

a. Dienstleistungen im Garten- und Landschaftsbau:

  • Anlagenpflege bzw. Objektbetreuung für gewerbliche und private Kunden

  • Friedhofsgärtnerei, Blumenschmuck, Dauer-Grabpflegearbeiten

  • Herstellung von Adventskränzen, Adventsgestecken und Adventszweigen, Grabgestecke

  • Neuanlage und Umgestaltung von Außenanlagen und von Privatgärten

  • Baumfällungen, Baum- und Obstbaumschnitt inkl. Abfuhr und Entsorgung

  • Baumpflege für Obsterzeuger und Privatkunden, Rückschnitt zum Aufbau des Kronengerüsts für langjährige und regelmäßige Erträge

  • Baumschutzmaßnahmen gegen Verbiss und zur Schädlingsprävention

  • Gehölzrückschnitt, Heckenpflege und Strauchschnitt, Fräsarbeiten

  • Freischneidearbeiten an verwilderten Flächen, Rabattenpflege

  • Rasenneuanlage, Rasenpflege, Rasenschnitt (Klein- und Großflächen)

  • Regenerationsarbeiten, Vertikutieren und Düngen, Bodenaustausch

  • Anlegen, ausbessern und Instandhaltung von kleinflächigen Pflasterungen

  • Anlegen von Zierteichen und Instandhaltung von Teichen, Teichbegrünung

  • Anlegen und Pflege von Außenspielbereichen in Kita, wie z. B. Sandkästen, Hügel und Sichtschutzwällen

  • Bodenverbesserung durch Aufbringen von Dünger, Rindenmulch, Humus, Holzhäcksel, Mischerde und Kalk, Bodenanalysen

  • Blumen und Strauchpflege in Innenräumen, Gießen und Düngen, sowie die umfassende Bewirtschaftung von Hydrokulturen

  • Reinigung von Parkplatzflächen und Zuwegungen (HD- Reinigung)

  • Winterdienst

  • Wildkrautbekämpfung mit mechanischen, thermischen und chemischen Verfahren

Da die Dienstleistungen überwiegend außerhalb der WfbM erbracht werden, ist bei den benötigten Flächen für diese Arbeitsgruppen vor allem auf

  • geeignete Umkleide- und Sozialräume sowie

  • Integrationsmöglichkeit in den klassischen Werkstattablauf während der vegetationsarmen Zeit und für

  • ausreichend große Lager-, Wartungs- und Reparaturflächen für Fahrzeuge, Werkzeuge, Maschinen und Geräte zu achten.

b. Gärtnereibetriebe und Baumschulbetriebe, z. T. spezialisiert auf:

  • Schnittblumen- und Gemüseaufzucht, Sämereien und Setzlinge für Partnerbetriebe, sowie interne und externe Auftraggeber

  • Kräuter und Heilpflanzenkulturen in Gewächshäusern und Freiland, diese Saisonerzeugnisse erntefrisch vor Ort verpacken und vermarkten

  • Erzeugung von Ziergehölze und Zierpflanzen, Blumenzwiebeln etc.

  • Schnittgrün- und Christbaumkulturen mit Vermehrung: Aufzucht und Anzucht

  • Topfpflanzenaufzucht: Blumen, Kräuterpflanzen und Freilandzierpflanzen

  • Grünpflanzen und Blühpflanzen für den gesamten Innenbereich

  • eigene Aufzucht von Frühjahrsblühern, Sommerpflanzen, Herbst-/Winterpflanzen

  • Ampelpflanzen, bepflanzte Schalen/Gestecke, Bepflanzung von Balkonkästen

  • Orchideen, Kakteen, Palmen und Farne, dazu Pflanzgefäße und Zubehör

  • Kräuter und Heilpflanzen, wie Thymian, Bohnenkraut, Lavendel

  • Pilzzucht und Pilzkulturen: Erzeugung von Speisepilzen für die Gastronomie

  • Ökologischer Anbau von Gemüsepflanzen, z. B. Weißkraut, Wirsing, Rotkraut, Blumenkohl, Salate; Möhren, Karotten und Zwiebel; Spargel etc. oder von Obst: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Sträucher, Büsche; Erdbeeren etc.

Im klassischen Gärtnereibereich werden neben den Produktionsflächen im Freiland oder Gewächshaus (Folie oder Glas) folgende Räumlichkeiten benötigt:

  • Räume zur optischen und hygienischen Aufbereitung der geernteten Produkte (wie Waschen des Gemüses, Eintopfen von Pflanzen, Aufbereiten von Kräutern und Schnittblumen)

  • Lagerräume zur Primitivlagerung, getrennte oder trennbare Kühlzellen zur Lagerung empfindlicher Ware.

  • Lagerräume für Dünger und Pflanzenschutzmittel

  • Garagen für landwirtschaftliche Fahrzeuge

  • Maschinen und Geräteraum für Kleinmaschinen und Kleingeräte

  • Arbeits- und Aufbereitungsraum für Schulungen, kleine Wartungsarbeiten u. ä.

  • Sozial- und Büroräume

  • Sanitärräume

Diese Auflistung zeigt die Bandbreite möglicher Arbeitsschwerpunkte, Ausrichtung und Spezialisierung des Gartenbaus im Rahmen von WfbM Arbeitsbereichen.

Bei den Kultur- und Verkaufsflächen in Gärtnereien sind übliche Quadratmeterabschätzungen aus Datensammlungen des Gartenbaus zu Grunde zu legen:

Beispiel für einen Gärtnereibetrieb mit ca. 12 Angestellten:
(5 Floristen, 5 Gärtner, 1 Gärtnermeister, 1 Facharbeiter, ggf. 2 Teilzeitkräfte)
Gärtnerei: 4800 m2 Gesamtfläche: 1800m2
Warm-/250 m2 Kalthaus; 2750 m2 Freiland
Blumengeschäft: 1300 m2 Gesamtfläche:
550 m2 Laden; 750 m2 Garten u. Parkplätze
Schnittgrün und Christbaumkulturen: 1600 m2 Fläche
Fuhrpark: 2 Lkw, 3 Kastenwagen,
1 Pkw: Garagen-/Stellplatzfläche 200-400 m2

Ein Dienstleistungsbetrieb mit Ausrichtung Pflege und Anlage von Grünflächen oder Freiflächen benötigt deutlich andere Flächen als eine Gärtnerei, ein Aufzuchtbetrieb mit teilautomatisierter Bestückung der Pflanztische oder gar eine Baumschule mit Obstgehölzaufzucht und Veredelung.

Rechtsquellen, Normen, Literaturhinweise

  • Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR V3a.2 "Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten"

  • DGUV Regel 114-610 "Branche Grün- und Landschaftspflege"

  • SVLFG Broschüre B23 "Gewächshäuser"

  • DIN SPEC 18071:2014-03 "Produktionsgewächshäuser"

  • DIN SPEC 18072:2014-03 "Verkaufsgewächshäuser"

Die Auflistung ist nicht abschließend und sollte vor Anwendung auf Aktualität geprüft werden.