DGUV Regel 113-603 - Branche Betonindustrie Teil 2: Herstellung von Frischbeton

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Abschnitt 3.4 - 3.4 Fahrmischer auf dem Betriebsgelände

3.4.1 Betrieb des Fahrmischers

Durch den Betrieb des Fahrmischers im Frischbetonwerk entstehen eine Vielzahl von Gefährdungen, z. B. beim Fahren, Rangieren, Be- und Entladen und Auffüllen von Zusatzmitteln. Beim Rangieren (Rückwärtsfahren) sind geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

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Abb. 43
Beladung Fahrmischer

g_bu_285_as_14.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • DGUV Vorschrift 70 "Fahrzeuge"

g_bu_285_as_21.jpgWeitere Informationen
  • Bedienungsanleitungen von Fahrzeugen und Aufbauten

g_bu_285_as_66.jpgGefährdungen
  • Abrutschen/Umknicken beim Ein- und Aussteigen aus dem Fahrerhaus.

  • Abrutschen/Umknicken beim Auf- und Absteigen vom Arbeitspodest, z. B. bei

    • der Zugabe von Zusatzmitteln

    • Reinigungsarbeiten.

  • Quetschen beim Ausfahren der Leiter.

  • Abstürzen beim Besteigen der Fahrzeugkonstruktion.

  • Anfahren, Erfassen, Überrollen, Quetschen von Personen beim Rückwärtsfahren und Rangieren auf dem Betriebsgelände.

  • Verletzungen, z. B. Verbrühungen, durch defekte oder platzende Wasser- oder Fließmittelschläuche.

  • Verbrühungen durch heißes Wasser im Winter.

  • Einzugs-/Quetschgefahr am Einfülltrichter.

  • Verlieren von Frischbeton.

  • Reizungen und gefährliche Augenverletzungen durch Zusatzmittel oder Recyclingwasser.

  • Verätzungen durch Betonlöser.

  • psychische Belastung, z. B. durch Zeitdruck, hohes Arbeitsaufkommen.

  • Verletzungen durch unsachgemäßen Transport von z. B. Gefahrstoffen im Fahrerhaus.

  • Lärmbelastung beim Be- und Entladevorgang des Fahrmischers im Bereich des Fahrzeuges.

  • Verletzung durch unsachgemäße Einrichtungen am Fahrzeug oder Aufbau.

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

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Abb. 44
klappbare Absturzsicherung am Aufstieg

g_bu_285_as_67.jpgMaßnahmen
  • Achten Sie bei Ihren Fahrzeugen darauf, dass der Aufstieg zum Fahrerhaus ausreichend breit, unbeschädigt und trittsicher ist und die Haltegriffe möglichst groß und beidseitig vorhanden sind.

  • Leiteraufstiege zum Arbeitspodest müssen stabil ausgeführt und trittsicher sein.

  • Weisen Sie die Fahrer und Fahrerinnen an, dass Aufstiege oder/und Haltegriffe immer im vom Hersteller vorgesehenen Zustand zu erhalten sind.

  • Unterweisen Sie Ihre Betonmischerfahrer und -fahrerinnen, dass

    • die vorhandenen Aufstiege zu benutzen sind und nicht aus der Fahrerkabine abgesprungen werden darf.

    • die Aufstiegsleitern richtig eingerastet und positioniert sind.

  • Weisen Sie die Fahrer und Fahrerinnen von Betonmischern darauf hin, dass die Fahrwege bei allen Fahrbewegungen einsehbar sein müssen.

  • Setzen Sie z. B. Einweiser, Rückfahrüberwachungseinrichtungen und an unübersichtlichen Verkehrsstellen Spiegel ein, um die Sichtverhältnisse zu verbessern.

  • Ist ein Rückwärtsfahren nicht zu vermeiden, setzen Sie gemäß Ihrer Gefährdungsbeurteilung eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen um:

    • Einweiser einsetzen und auf gegenseitigen Blickkontakt und eindeutige Absprache der Zeichengebung hinweisen,

    • Rückfahrwarneinrichtungen installieren (akustisch und visuell),

    • Kameraassistenzsysteme, z. B. 360° Rundumsicht (Birdview),

    • Ausreichende Abstände zu allen Verkehrsteilnehmern und Objekten (seitlicher Abstand rund um den Fahrmischer),

    • max. Schrittgeschwindigkeit fahren.

  • Achten Sie darauf, dass Schläuche und Druckleitungen am Fahrzeug regelmäßig geprüft werden.

  • Haben Sie Fahrzeuge mit Druckbehältern an Bord, dann sind diese regelmäßig durch eine zur Prüfung befähigte Person zu prüfen.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe (zum Beispiel nitrilgetränkte Baumwollhandschuhe) und ggf. Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

  • Stellen Sie im Arbeitsbereich Augenspüleinrichtungen zur Verfügung.

  • Achten Sie darauf, dass Ihre Fahrzeuge mit einem Schutzgitter zwischen Aufgabetrichter und Mischertrommel ausgerüstet sind und überprüfen Sie diese regelmäßig.

  • Stellen Sie sicher, dass bei der Aufgabe von Zusatzmitteln keine Absturzgefahr besteht, z. B. durch die Verwendung geeigneter Fördereinrichtungen.

  • Sorgen Sie dafür, dass die Arbeitsbühne des Fahrmischers gesichert ist z. B. mit einem Geländer und einer Bügelsicherung im Bereich der Steigleiter.

  • Weisen Sie Ihre Beschäftigten darauf hin, dass die Geländer nicht be- bzw. überstiegen werden. Stellen Sie geeignete Hilfsmittel zu Verfügung z. B. Podestleitern, Arbeitsbühnen.

  • Wenn die Zusatzmittel nicht im Werk zugegeben werden können, sorgen Sie dafür, dass bei der Zugabe am Fahrmischer ein Vorratsbehälter mit Dosierpumpe und Schlauchleitungen zum Aufgabetrichter vorgesehen ist und dieses Behältnis sicher verstaut werden kann.

  • Unterweisen Sie das Fahrpersonal

    • über alle sicherheitstechnisch relevanten Fahrzeugdaten, z. B. das zulässige Gesamtgewicht, die Höhe des Fahrzeuges,

    • dass vor Beginn jeder Arbeitsschicht die Wirksamkeit der Betätigungs- und Sicherheitseinrichtungen geprüft und während der Arbeitsschicht der Zustand der Sicherheitseinrichtungen auf augenfällige Mängel beobachtet wird,

    • dass festgestellte Mängel dem oder der zuständigen Aufsichtsführenden bei Wechsel des oder der Fahrzeugführenden mitgeteilt werden,

    • dass bei Mängeln, welche die Betriebssicherheit gefährden, der Betrieb einzustellen ist.

  • Achten Sie auf die Einhaltung der zulässigen Arbeits- und Lenkzeiten.

  • Treffen Sie Maßnahmen gegen das Verlieren von Frischbeton während der Fahrt.

  • Vermeiden Sie den Aufenthalt beim Beladevorgang im Bereich des Fahrmischers. Sollte dies nicht möglich sein, stellen Sie Gehörschutz zur Verfügung.

  • Erstellen Sie für den Betrieb eines Fahrmischers unter Berücksichtigung der Betriebsanleitung des Herstellers eine Betriebsanweisung.

  • Unterweisen Sie regelmäßig Ihre Beschäftigten auf Grundlage der Betriebsanweisung.

  • Weisen Sie Ihre Fahrer an, vor dem Verlassen des Führerhauses die Feststellbremse zu betätigen.

  • Konstruktive Änderung an dem Fahrzeugaufbau oder Fahrgestell sind mit dem Hersteller abzusprechen.

  • Vor der Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr sind die Fahrzeuge zu reinigen.

g_bu_285_as_19.jpgBeste Praxis

Weisen Sie durch Hinweisschilder am rechten Fahrzeugheck auf den toten Winkel hin. Um das Risiko weiter zu reduzieren, weisen Sie Ihre Fahrer und Fahrerinnen an, alle Spiegel richtig einzustellen und zu reinigen. Zudem ist die Installation von Abbiegeassistenzsystemen ratsam.

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Abb. 45
Gewinner des BG RCI Förderpreis "Sicherheit auf allen Wegen" 2015 - Auslaufschutz für Betonrutschen

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Abb. 46
Bodenschwelle um ungewolltes Bewegen des Fahrmischers zu vermeiden

3.4.2 Instandhaltungsarbeiten des Fahrmischers

An jedem Fahrmischer müssen nach dem Einsatz bestimmte Arbeiten durchgeführt werden. Hierbei entstehen besondere Gefährdungen, z. B. beim Abschmieren des Laufrings und beim Beseitigen von Restbetonteilen in der Fahrmischertrommel.

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Abb. 47
Technische Lösung zur Reinigung des Einlauftrichters am Fahrmischer

g_bu_285_as_14.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • DGUV Regel 113-004 "Behälter, Silos und enge Räume"

g_bu_285_as_21.jpgWeitere Informationen
  • BG RCI-Praxishandbuch "Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Baustoffindustrie", Kapitel A 4.5 "Arbeiten in engen Räumen"

  • Sicherheitsdatenblätter für Reinigungsmittel

g_bu_285_as_66.jpgGefährdungen
  • Beim Abschmieren des Laufrings und des Trommelantriebs:

    • Einzug am Laufring

    • Absturz vom Fahrzeug

    • Einzug am Antrieb der Fahrmischertrommel.

  • Bei der Reinigung des Fahrmischers:

    • Einzug am Laufring

    • Absturz vom Fahrzeug

    • Einzug am Antrieb der Fahrmischertrommel

    • Verletzungen durch Wasserstrahl oder gelöste Betonreste

    • Verletzungen beim Abschlagen der Betonreste mit dem Hammer

    • Verätzungen durch Betonlöser

    • Reizungen und gefährliche Augenverletzungen durch Zusatzmittel oder Recyclingwasser

    • Verbrühung durch heißes Wasser.

  • Bei Arbeiten in der Fahrmischertrommel

    • Verletzungen durch Drehen/Anlaufen der Trommel

    • Verletzungen durch sich lösende Betonbrocken oder -schollen

    • Schnittgefahr an scharfen Kanten

    • Elektrische Gefährdung bei Arbeiten mit ungeeigneten elektrischen Betriebsmitteln in der Mischertrommel

    • Körperliche Belastung durch Zwangshaltung

    • Keine wirksame Erste Hilfe durch mangelnde Organisation (fehlende Rettungsmöglichkeiten)

    • Gequetscht werden im Mannloch der Fahrmischertrommel

    • Hohe Belastung durch Lärm und Staub.

  • Psychische Belastungen durch z. B. Zeitdruck, Überstunden.

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

g_bu_285_as_67.jpgMaßnahmen
  • Sorgen Sie dafür, dass das Abschmieren des Laufrings bei laufender Trommel in ablaufender Drehrichtung aus sicherer Position durchgeführt wird, z. B. mit Fettpresse, Pinsel.

  • Erstellen Sie für die Instandhaltung und Reinigung der Fahrmischer unter Berücksichtigung der Betriebsanleitung des Herstellers Betriebsanweisungen.

  • Unterweisen Sie regelmäßig Ihre Beschäftigten auf Grundlage der Betriebsanweisung.

  • Weisen Sie die Beschäftigten darauf hin, dass die Bedienungsanleitung des Herstellers im Fahrzeug griffbereit aufzubewahren ist.

Tägliche Reinigung des Fahrmischers:

  • Stellen Sie für Reinigungsarbeiten an Fahrmischern geeignete Arbeitsflächen, z. B. Podestleitern, Arbeitsbühnen zur Verfügung.

  • Beachten Sie die aktuellen Sicherheitsdatenblätter, technischen Merkblätter und erstellen Sie für die Arbeitsplätze und den Umgang mit den Gefahrstoffen Betriebsanweisungen.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen, z. B. Sicherheitsschuhe, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe (zum Beispiel nitrilgetränkte Baumwollhandschuhe), wasserabweisende Kleidung und ggf. Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

  • Stellen Sie im Arbeitsbereich Augenspüleinrichtungen zur Verfügung.

    • Weisen Sie die Beschäftigten an, dass bei Arbeiten mit erhöhtem Wasserdruck keine Personen gefährdet werden.

    Innenreinigung der Fahrmischertrommel:

    • Prüfen Sie die Möglichkeit, die Innenreinigung der Fahrmischertrommel mannlos, z. B. durch Hochdruckwasserstrahlsysteme, durchzuführen.

    • Muss zum Reinigen in die Fahrmischertrommel eingestiegen werden, beachten Sie die Maßnahmen bei "Arbeiten in engen Räumen", insbesondere bei erhöhter elektrischer Gefährdung, und schließen Sie Alleinarbeit aus.

    • Legen Sie in der Betriebsanweisung fest, dass

      • bei Reinigungsarbeiten in der Trommel die Antriebe abgeschaltet und gegen Wiedereinschalten gesichert sind; der Fahrzeugschlüssel ist von der ausführenden Person mitzuführen.

      • die Fahrmischertrommel formschlüssig gegen ungewolltes Drehen gesichert ist.

    • Sorgen Sie für geeignete Aufstiegsmöglichkeiten, z. B. Podestleitern, um in die Mischertrommel zu gelangen.

    • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie z. B. Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe, Gehörschutz und Staubschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

    • Beachten Sie die Bedienungsanleitungen der Hersteller.

    • Sorgen Sie bei schlechten Sichtverhältnissen für ausreichende Beleuchtung.

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Abb. 48
Hochdruckwasserstrahlsysteme zur Fahrmischertrommel-Reinigung