DGUV Information 208-051 - Gefahren beim Öffnen und Entladen von Frachtcontainern

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Anhang 3 - Gefahrstoffinformationen

  1. 1

    Begasungsmittel

    Die gängigsten Begasungsmittel sind Methylbromid, Sulfuryldifluorid, Cyanwasserstoff, Phosphorwasserstoff, Ethylenoxid und Formaldehyd. Welches Begasungsmittel eingesetzt wird, hängt von dem gewünschten Bekämpfungsziel ab. Wird Holz als Ladegut, Verpackungsmittel und zur Ladungssicherung verwendet, ist meist Methylbromid anzutreffen. Hiermit lassen sich Holzschädlinge und die meisten Schimmelpilze sehr gut bekämpfen. In Deutschland ist die Anwendung von Methylbromid vollständig verboten. Neben den oben genannten und in Deutschland zugelassenen Begasungsmitteln werden international noch Carbonylsulfid, Chlorpikrin und Schwefelkohlenstoff als Begasungsmittel oder als Geruch gebender Bestandteil (Odorierungsmittel) eingesetzt. Diese Mittel sind in Deutschland nicht zugelassen.

    Tabelle 1 enthält eine Zusammenstellung von Begasungsmitteln und ihrer Beurteilungsmaßstäbe. Neben der Stoffbezeichnung, der chemischen Formel (Spalte 1) und der zur Stoffidentifizierung festgelegten CAS-Nr. (Spalte 2) sind in Spalte 3 weitere mögliche Stoffbezeichnungen (Synonyme und Derivate) aufgeführt. Spalte 4 enthält dem TRGS-Regelwerk entnommene Beurteilungsmaßstäbe (AGW, ERB), wie sie üblicherweise zur Beurteilung einer Exposition an Arbeitsplätzen nach der TRGS 402 heranzuziehen sind. Spalte 5 enthält Angaben zum geeigneten Atemschutz.

    Im Folgenden sind wesentliche Eigenschaften ausgewählter Begasungsmittel zusammengefasst. Auch werden Therapiemöglichkeiten für das ärztliche Personal aufgezeigt. Weitergehende Stoffinformationen enthält die GESTIS-Stoffdatenbank (http://www.dguv.de/ifa/gestis/gestis-stoffdatenbank/index.jsp).

    ccc_3553_11.jpgPhosphorwasserstoff (Phosphin)

    • Hauptaufnahmeweg: Atemtrakt.

    • Ausscheidung: Wird schnell abgeatmet.

    • Wirkung: Atemwegs- und Lungenschäden stehen im Vordergrund. Neurotoxizität. Schädigung von Herz, Leber und Nieren sind möglich. Oft keine sofortige Augenreizung oder Husten, Verzögerung bis zum Auftreten der Symptome (vor allem des Lungenödems) wurde beschrieben. Langzeitfolgen innerer Organe wurden beschrieben. Keine Kanzerogenität.

    • Therapie: Steroide inhalativ und systemisch.

    • Besonderheiten: Geruch nach Knoblauch oder faulem Fisch.

    ccc_3553_11.jpgBrommethan (Methylbromid)

    • Hauptaufnahmeweg: Atemtrakt und Haut.

    • Ausscheidung: Ausscheidung überwiegend als CO2 mit Atmung, aber auch Harn und (weniger) Faeces.

    • Wirkung: Atemwegs- und Lungenschäden, typischerweise mit einer Latenz von Stunden auftretend. Hautreizungen bis zu Blasenbildungen. Sehstörungen. Neurotoxizität. Leber- und Nierenschäden. Neurotoxische Langzeitfolgen wurden beschrieben. Fragliche Kanzerogenität.

    • Therapie: Benetzte Hautpartien mit Wasser oder besser 5 %-iger Natriumhydrogencarbonat-Lösung waschen. Nach Augenkontakt mit flüssigem oder dampfförmigem Brommethan wird ausgiebige Spülung mit 0,5 %-iger Natriumhydrogencarbonat-Lösung oder Leitungswasser empfohlen. Danach Vorstellung beim Augenarzt zwecks symptomatischer Therapie

    • Besonderheiten: fast geruchlos, in höheren Konzentrationen süßlich riechend.

    ccc_3553_11.jpgBlausäure

    • Hauptaufnahmeweg: Atemtrakt, auch Haut.

    • Ausscheidung: Bindung des Cyanids an Hämoglobin, daraus langsam freigesetztes Cyanid wird an Thiosulfat gebunden und als Thiocyanat über Niere ausgeschieden.

    • Wirkung: Lungenschäden. Hautreizungen. Unterbrechung des Stoffwechsels. Neuro- und kardiotoxische Symptome. Keine Langzeitschäden beschrieben. Keine Kanzerogenität.

    • Therapie: Benetzte Hautpartien mit Wasser reinigen, bei leichten Bewusstseinsstörungen 100 ml Natriumthiosulfat 10 % i.v., bei Bewusstlosigkeit vorher 4-DMAP 3 bis 4 mg/kg Körpergewicht i.v., Sauerstoffgabe. Antikonvulsiva.

    • Besonderheiten: Bittermandelgeruch.

    ccc_3553_11.jpgSulfurylfluorid

    • Hauptaufnahmeweg: Atemtrakt.

    • Ausscheidung: Abbau zu Fluorid und Ausscheidung über Niere

    • Wirkung: Wenig Reizwirkung. Toxisches Lungenödem. Neuro- und kardiotoxische Symptome. Keine Kanzerogenität. Hauterfrierungen nach Kontakt mit flüssigem Sulfurylfluorid

    • Therapie: Bei Hautkontakt ausgiebig duschen und mit Seife reinigen. Steroide inhalativ und systemisch. Fluoridausscheidung mit Furosemid fördern. Fluoridbestimmung im Harn und Blut zur Diagnostik/Verlaufskontrolle sinnvoll.

    • Besonderheiten: geruchlos.

  2. 2

    Industriechemikalien

    Neben Begasungsmitteln können in Frachtcontainern weitere gasförmige Chemikalien in toxikologisch bedenklichen Konzentrationen nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um chemische Stoffe, die überwiegend aus den transportierten Produkten stammen. Sie werden allgemein auch als Industriechemikalien bezeichnet. Nachgewiesen wurden insbesondere die in Tabelle 2 aufgeführten Stoffe wie Ammoniak, Benzol oder 1,2-Dichlorethan. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist zu beachten, dass die Kennzeichnungs- und Umgangsvorschriften für Frachtcontainer die Belastung durch Industriechemikalien nicht abdecken.

    Die Inhalte der Tabellenspalten entsprechen denen von Tabelle 1.

    Weitere Gefahrstoffinformationen zu Industriechemikalien enthält die GESTIS-Stoffdatenbank.

Tabelle 1: Begasungsmittel

Begasungsmittel
Bezeichnung
Chemische
Formel
CAS-Nr.Synonyme und DerivateBeurteilungsmaßstabAtemschutz
ppmmg/m3
Brommethan
CH3Br
74-83-9Methylbromid
Monobrommethan
Methylbromür
Brommethyl
c)3,9 c)Gasfilter AX, Kennfarbe braun
Ethylenoxid
C2H4O
75-21-81,2-Epoxyethan
Oxiran
Dimethylenoxid
Ethanepoxid
Ethanoxid
0,1 b)0,2 b)Gasfilter AX, Kennfarbe braun
Formaldehyd
CH2O
50-00-0Formalin
Oxomethan
Formylhydrat
Ameisensäurealdehyd
Ameisenaldehyd
Methanal
Methylaldehyd
0,3 c)0,37 c)Gasfilter B, Kennfarbe grau
Hydrogencyanid
HCN
74-90-8Cyanwasserstoff
Cyanide, z. B.:
  • Kaliumcyanid

  • Natriumcyanid

1,9 c)2,1 c)Gasfilter B, Kennfarbe grau
Phosphorwasserstoff
PH3
7803-51-2Phosphin
Phosphide, z. B.:
  • Aluminiumphosphid

  • Calciumphosphid

  • Magnesiumphosphid

  • Zinkphosphid

0,1 a)0,14 a)Gasfilter B, Kennfarbe grau
Sulfuryldifluorid
SO2F2
2699-79-8Sulfurylfluorido.A.10 a)Atemschutzgerät: Isoliergerät, Keine Filtergeräte verwenden

Quellen der Beurteilungsmaßstäbe:

Tabelle 2: Häufig auftretende Industriechemikalien

Gefahrstoff
Bezeichnung
Chemische
Formel
CAS-Nr.Synonyme und DerivateBeurteilungsmaßstabAtemschutz
ppmmg/m3
Ammoniak
NH3
7664-41-720 a)14 a)Gasfilter K, Kennfarbe grün
Benzol
C6H6
71-43-20,06 b)0,2 b)Gasfilter A, Kennfarbe braun
Trichlornitromethan
CCl3NO2
76-06-2Chlorpikrin
Nitrochloroform
Mononitrotrichlormethan
Klop
Vomiting gas
0,1 a)0,68 a)Gasfilter A, Kennfarbe braun
Chlormethan
CH3Cl
74-87-3Methylchlorid50 a)100 a)Atemschutzgerät: Isoliergerät Keine Filtergeräte verwenden
1,2-Dichlorethan
C2H4Cl2
107-06-2Ethylenchlorid
Ethylendichlorid
Elaylchlorid
Chlorethylen
Etherinchlorid
1,2-DCE
0,2 b)0,8 b)Gasfilter A, Kennfarbe braun
Kohlenstoffdioxid
CO2
124-38-95000 a)9100 a)Atemschutzgerät: Isoliergerät Keine Filtergeräte verwenden
Kohlenstoffmonoxid
CO
630-08-030 a)35 a)Spezialgasfilter CO, Kennfarbe schwarz
Styrol
C8H8
102-42-520 a)86 a)Gasfilter A, Kennfarbe braun
Toluol
C7H8
108-88-350 a)190 a)Gasfilter A, Kennfarbe braun
Xylol (alle Isomere)
C8H10
1330-20-7100 a)440 a)Gasfilter A, Kennfarbe braun

Quellen der Beurteilungsmaßstäbe:

TRGS 900: "Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW)"

TRGS 910: "Risikobezogenes Maßnahmenkonzept für Tätigkeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen"

Empfehlung der DFG: "MAK- und BAT-Werte-Liste 2013 der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe", Mitteilung 47, Wiley-VCH

TRGS 900: "Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW)"

TRGS 910: "Risikobezogenes Maßnahmenkonzept für Tätigkeiten mit krebserzeugenden Gefahrstoffen"

Empfehlung der DFG: "MAK- und BAT-Werte-Liste 2013 der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe", Mitteilung 47, Wiley-VCH