DGUV Information 215-442 - Beleuchtung im Büro Hilfen für die Planung von Beleuchtungsanlagen von Räumen mit Bildschirm- und Büroarbeitsplätzen SP 2.4

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Abschnitt 6.4 - 6.4 Lichtmanagement

Das zielgerichtete Beeinflussen der Lichtverhältnisse durch Schalten, Steuern und Regeln wird als Lichtmanagement bezeichnet. Lichtmanagement ermöglicht es den Nutzenden, die Lichtsituation zu verändern, um diese den Sehaufgaben bzw. der Raumstimmung anzupassen. Außerdem können die Nutzenden unterstützt werden, indem z. B. die künstliche Beleuchtung auf das einfallende Tageslicht reagiert und gedimmt wird. Die Anwesenheit von Personen kann über Bewegungssensoren erfasst werden, so dass die Beleuchtung beim Eintritt in den Raum angeht und nach dem Verlassen wieder ausgeht. Über Lichtmanagement können auch die Jalousien manuell bedient oder automatisch verfahren werden. Ebenso gibt es Beleuchtungssysteme, die entsprechend der Tages- und Jahreszeit z. B. die Beleuchtungsstärke und die Lichtfarbe sowie auch die Lichtrichtung ändern.

Lichtmanagement hat in der Regel zum Ziel, je nach Sehaufgaben und Situationen sowie Tages- und Jahreszeit geeignete Lichtstimmungen zu schaffen. Letztlich soll das richtige Licht zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.

Zudem soll der Energiebedarf für die Beleuchtung reduziert werden, indem Licht ausgeschalten wird, wenn es nicht benötigt wird.

Der technologische Fortschritt bei der Ausstattung von Gebäuden ermöglicht es, eine Gebäudeautomation vorzusehen, in der die Beleuchtung zusammen mit anderen technischen Gebäudeparametern integriert und gesteuert wird. So erlauben z. B. BUS-Systeme den schnellen Informationsaustausch, wodurch Lichtmanagement erleichtert wird. Die Bedienung der Beleuchtung ist dabei nicht nur auf die Schalter an der Tür beschränkt, sondern kann über andere Bedienstellen z. B. über den PC oder mobile Geräte erfolgen. Voreingestellte Lichtsituationen können "mit einem Knopfdruck" ausgewählt werden. Die Bedienung soll einfach und verständlich sein.

Damit Lichtmanagement im Betrieb funktioniert, muss es in einer frühen Planungsphase berücksichtigt werden. Technische Anpassungen sind im Nachhinein meist nur schwer möglich.

Über die Möglichkeiten der Bedienung und der Zweckmäßigkeit der eingestellten Lichtsituationen müssen die Beschäftigten ausreichend informiert werden.

Im Folgenden sind Ziele und mögliche Vorteile des Lichtmanagements aufgeführt:

6.4.1
Beleuchtung an die Tätigkeiten und Bedürfnisse anpassen

  • Gute Sehbedingungen für die jeweiligen Tätigkeiten schaffen: Beleuchtungsstärken können durch Dimmen verändert werden, Lichteinfallsrichtungen durch die Wahl verschiedener Lichtsysteme.

  • Den biologischen Rhythmus des Menschen unterstützen: Die Lichtsituation kann am Tag durch höhere Beleuchtungsstärken mit höheren Farbtemperaturen geprägt sein, während am Abend eher warmweiße Lichtfarben und geringe Beleuchtungsstärken eingestellt werden. Eine solche Steuerung kann auch automatisch über ein Zeitprogramm erfolgen.

  • Den Erwartungen entsprechen: Verschiedene installierte Lichtsysteme erlauben die Einstellung unterschiedlicher Lichtstimmungen.

6.4.2
Nutzung des Tageslichts optimieren

  • Wärme und Blendung durch einfallendes Tageslicht reduzieren: Sonnenschutzvorrichtungen werden entsprechend dem Sonnenstand und dem Tageslichteinfall automatisch mitgeführt, können bei Bedarf aber auch manuell von den Beschäftigten bedient werden.

  • Wärmeschutz: An heißen Sommertagen werden die Sonnenschutzvorrichtungen automatisch geschlossen, sobald das Licht auf die Fassade fällt.

  • Blendschutz und Sichtverbindung nach außen: Die Lamellen der Jalousien werden automatisch entsprechend der Sonneneinstrahlrichtung eingestellt, sodass noch der Blick nach außen möglich ist (Cut off Stellung).

  • Die künstliche Beleuchtung wird abhängig vom Tageslicht betrieben: Bei genügendem Tageslicht wird die künstliche Beleuchtung gedimmt bzw. ausgeschaltet. Beim Schließen der Jalousien steht wiederum die künstliche Beleuchtung zur Verfügung.

6.4.3
Betriebskosten sparen

  • Beleuchtung je nach Anwesenheit schalten: Die Beleuchtung reagiert, wenn eine Person den Raum oder den Wirkungsbereich betritt. Sie geht wieder aus, wenn über einige Zeit keine Bewegung bzw. Anwesenheit registriert wird.

  • Beleuchtung an Tageslichteinfall anpassen: Das einfallende Tageslicht kann einen großen Teil der künstlichen Beleuchtung übernehmen. Wird die Tageslichtverfügbarkeit über Sensoren erfasst, kann die künstliche Beleuchtung entsprechend gedimmt werden (Abb. 21).

6.4.4
Erleichterung der Wartung

  • Kontrolle über Funktionsfähigkeit: Die Leuchten geben über ein gebäudeweites BUS-System Signale über ihren Funktionszustand an eine Zentrale. Dadurch können der Wartungsbedarf frühzeitig erkannt oder sofort bei Ausfall die Lampen bzw. Leuchten ausgewechselt werden.

  • Sicherheitsbeleuchtung kann integriert werden: Über das BUS-System kann zusätzlich die Sicherheitsbeleuchtung integriert werden. Dies ermöglicht z. B. eine gezielte Lenkung und Evakuierung der Beschäftigten im Notfall.

6.4.5
Flexible Nutzung Raum/Beleuchtungsanlagen

  • Vermeidung teurer Änderungen der Installationen: Sind die Leuchten intelligent vernetzt, können sie bei Umbau oder Neuorganisation zu neuen Schaltgruppen zusammengefasst werden. Dabei erfolgt die "Umadressierung" über eine zentrale Software.

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Abb. 21
Steuerung der Beleuchtungsanlage (siehe Prozentangaben) in Abhängigkeit des einfallenden Tageslichts