DGUV Information 201-005 - Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoffverordnung (BioStoffV) Tätigkeiten mit Boden sowie bei Grundwasser- und Bodensanierungsarbeiten

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Abschnitt 4.2 - 4.2 Allergisierende und toxische Wirkungen

4.2.1
Boden

Von unbelastetem Boden sind nach heutigem Kenntnisstand keine allergisierenden oder toxischen Wirkungen bekannt.

4.2.2
Flüssige Medien

Flüssige Medien, insbesondere Gülle und Klärschlamm, können nach heutigem Kenntnisstand Endotoxine enthalten. Hohe Konzentrationen an Endotoxinen können ein toxisches Fieber ODTS (Organic Dust Toxic Syndrom) auslösen.

4.2.3
Feste Substrate

Beim Einsatz fester organischer Substrate (Rindenmulch, Stroh, Kompost) muss vor allem unter Einhausung mit einer vermehrten Konzentration an Bioaerosolen gerechnet werden, die Schimmelpilze (z.B. Aspergillus fumigatus oder Aspergillus niger) und Bakterien (z.B. Streptomyzeten und Aktinomyzeten) enthalten können. Diese können sensibilisierend wirken und in der Folge allergische Reaktionen auslösen.

Einige Aktinomyzeten und Streptomyzeten sind darüber hinaus als Verursacher einer exogen allergischen Alveolitis (EAA → Glossar) bekannt.

Mögliche Symptome einer Allergie:

Augenjucken und -tränen, Fließschnupfen, trockener Husten und im fortgeschrittenen Stadium Atemnot oder Asthma. Auch die Haut kann mit Jucken, Rötung und Quaddelbildung betroffen sein. Diese Symptome treten kurzfristig nach Exposition auf, auch wenn lange Zeit problemlos damit gearbeitet wurde.

Bei sehr hohen Schimmelpilzkonzentrationen oder anderen Bioaerosolen in der Luft und längerer Einwirkdauer besteht die Möglichkeit einer schweren Lungenerkrankung. Diese als exogen allergische Alveolitis (EAA) bezeichnete Erkrankung ist aus verschiedenen Branchen bekannt. Die Namen Farmer-, Malzarbeiter-, Kompostarbeiter- und Vogelzüchterlunge oder Reetdach-Krankheit weisen auf die an diesen Arbeitsplätzen einatembaren Bioaerosole hin.

Darüber hinaus sind viele Schimmelpilze und Bakterien in der Lage Toxine zu bilden, Es kann davon ausgegangen werden, dass mehrere verschiedene Toxine gleichzeitig vorhanden sind. Das Spektrum möglicher Wirkungen ist sehr breit und überlappt sich mit Krankheitsbildern, die auch durch andere Wirkungen verursacht werden können. Die toxische Wirkung von inhalativ aufgenommenen Mykotoxinen ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand noch nicht abschließend einzuschätzen. Jedoch scheint eine akute Gesundheitsgefährdung durch inhalativ aufgenommene Mykotoxine nach dem heutigen Wissensstand unwahrscheinlich zu sein.