DGUV Information 205-010 - Sicherheit im Feuerwehrdienst Arbeitshilfen für Sicherheit und Gesundheitsschutz

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Abschnitt C28.1 -  bgi-8651_bild05.jpg  Schutz vor Phänomenen der extremen Brandausbreitung

  • Die Sicht behindernde und gesundheitsschädliche Wirkung des Brandrauches an Einsatzstellen ist allgemein bekannt.

  • Enthält der Brandrauch zusätzlich brennbare Gase in zündfähiger Konzentration, sind Einsatzkräfte besonders gefährdet.

  • Die damit verbundenen besonderen Gefahren bezeichnet man Phänomene der extremen Brandausbreitung, wie z.B.:

    • Rauchdurchzündungen

      oder

    • Rauchexplosionen.

Brände in geschlossenen Räumen:

  • Nach der Entzündung eines brennbaren Stoffes leitet die Wärmestrahlung des Feuers eine thermische Zersetzung der umliegenden brennbaren Stoffe ein.

  • Dieser Prozess wird als Pyrolyse bezeichnet, die entstehenden Gase als Pyrolysegase. Pyrolysegase sind zumeist brennbar, z.B. Methan, Propan, Butan, Kohlenmonoxid.

  • Werden die stark erwärmten Pyrolysegase nicht verbrannt, steigen sie nach oben und sammeln sich in der Rauchschicht unterhalb der Innenraumdecke an.

  • Rauchdurchzündungen und Rauchexplosionen werden durch bauliche Gegebenheiten begünstigt, z.B. wenn Fenster und Türen dicht schließen, eine Raumlüftung nicht gegeben ist.

  • Bei Bränden in geschlossenen Räumen führt fortschreitender Sauerstoffmangel deshalb in der Regel zu unvollständigen Verbrennungen.

Rauchdurchzündung ohne Druckanstieg:

  • Die Durchzündung einer Rauchschicht erfolgt, wenn bei ausreichender Sauerstoffzufuhr eine gerade zündfähige Konzentration der Pyrolysegase erreicht wird.

  • Das Erscheinungsbild sind Stichflammen oder Flammenzungen. Es entsteht kein gefährlicher Druckanstieg.

  • Für eine Rauchdurchzündung sind zwei Randbedingungen erforderlich:

    • Für die laufende Verbrennung muss ausreichende Luftzufuhr vorhanden sein,

    • im Brandraum müssen ausreichend brennbare Stoffe vorhanden sein, die durch Erwärmung größere Mengen an Pyrolysegasen freisetzen.

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Praxisnahe Übungen sind in speziellen Übungsanlagen der Realbrandausbildung möglich.

Rauchdurchzündung mit Druckanstieg:

  • Wie bei einer Rauchdurchzündung ohne Druckanstieg sammeln sich Pyrolysegase in der Rauchschicht an.

  • Auf Grund von Sauerstoffmangel kommt es trotz ausreichender Konzentration brennbarer Gase und trotz ausreichender Temperatur nicht zur Durchzündung.

  • Die Ansammlung brennbarer Gase setzt sich fort, die Rauchschicht wird kontinuierlich aufgeheizt.

  • Pyrolysevorgänge setzen sich auch weiter vom Brandherd entfernt fort und reichern die Rauchschicht zusätzlich mit brennbaren Gasen an.

  • Wird der Rauchschicht schließlich Sauerstoff zugeführt und die Schichten verwirbeln, kann es zu einer Rauchdurchzündung mit Druckanstieg kommen, z.B. wenn

    • Fenster platzen oder eingeschlagen werden,

    • Türen geöffnet werden,

    • verstärkte Zugluftzufuhr einsetzt,

    • Druckbelüfter falsch eingesetzt werden.

  • Anzeichen für eine Rauchdurchzündung mit Druckanstieg sind

    • starke Rauchentwicklung, der Brandrauch dringt unter hohem Druck aus dem Brandraum,

    • von der Rauchschicht ausgehende starke Wärmestrahlung, auch in größerer Entfernung zum Brandraum,

    • der Brandrauch kommt stoßweise, auch pulsierend aus dem Brandraum heraus,

    • die Rauchschicht sinkt schnell bis auf den Boden ab,

    • an der Grenze zwischen Rauch- und Luftschicht sind Flammenzungen sichtbar.

  • Am größten ist die Gefährdung der Einsatzkräfte kurz nach dem Öffnen des Brandraumes und wenn sich der Löschangriff auf den Brandherd verzögert.

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Brandrauch, der unter Druck aus dem Gebäude dringt, ist ein Anzeichen für eine Rauchdurchzündung.

Rauchexplosion:

  • Verlöschen die Flammen eines ausgedehnten Brandes auf Grund von Sauerstoffmangel in einem Brandraum und es entstehen auf Grund hoher Raumtemperatur weitere Pyrolysegase, besteht die Gefahr einer Rauchexplosion.

  • Bei sinkender Raumtemperatur kühlen sich die heißen Brandgase ab, ziehen sich zusammen und es bildet sich ein leichter Unterdruck im Brandraum.

  • Wird Sauerstoff zugeführt, kann es nach Durchmischung und Durchzündung zu einer Rauchexplosion mit Stichflamme und Druckwelle aus der Belüftungsöffnung heraus kommen, z.B. nach dem Öffnen von Türen.

  • Anzeichen für eine Rauchexplosion sind

    • längeres und ungestörtes Feuer in einem geschlossenen Brandraum (bis Sauerstoffmangel eintritt),

    • heiße Türklinken, Türblätter oder Fensterscheiben,

    • mit Brandrauch beschlagene Fensterscheiben,

    • stoßweise, auch pulsierend aus Tür- oder Fensterspalten quellender Brandrauch,

    • durch Belüftungsöffnungen nach innen wirkender Luftzug.

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Rauchexplosion mit Stichflamme und Druckwelle (Quelle: firemovie)