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Arbeitssicherheitsjournal 2010, 5
Studie: Einfluss von Arzneimittel-Zuzahlungen auf die Therapietreue

Studie: Einfluss von Arzneimittel-Zuzahlungen auf die Therapietreue - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 3 - 5

Zuzahlungen für Medikamente stellen gerade für chronisch Kranke eine zusätzliche finanzielle Belastung dar. Befürworter der Patientenbeteiligung an Arzneimittelkosten weisen aber dennoch immer darauf hin, dass durch Selbstbeteiligungen nicht notwendige Leistungen gar nicht erst in Anspruch genommen werden. Die Frage lautet also: Wie wirkt sich die Zuzahlung für Medikamente auf die Therapietreue von Patienten aus? Das Bremer Institut für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung (BIAG) führt in Zusammenarbeit mit der Sanicare Versandapotheke dazu derzeit eine groß angelegte Befragung durch.

Erkenntnisse aus internationalen Studien belegen, so die beteiligten Wissenschaftler, dass aufgrund von Zuzahlungen Patienten u.U. ärztliche Rezepte nicht einlösen oder „strecken“. Die Folge können signifikante Therapieverschlechterungen sein. Erste Auswertungen zeigen, dass zumindest der erwünschte Effekt eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Medikamenten durch Zuzahlungen nicht zu erzielen ist. So erwarten über 70 % der Teilnehmer keine Verbesserung der Einnahmetreue und damit des Therapieerfolgs durch die Medikamenten-Zuzahlung. Ferner zeigt sich in den jetzt veröffentlichten Zwischenergebnissen, dass ärztliche Information und Beratung zentrale Elemente sein können, um die Therapietreue zu steigern.

Übersetzt könnte das heißen: Ausführliche Patientengespräche sind eher geeignet, den Kostenanstieg im Gesundheitswesen zu bremsen, als Patienten an den Kosten ihrer Krankheit zu beteiligen. Auch die Erfahrungen, die Patienten mit ihren Medikamenten machen, haben Einfluss auf den Therapieverlauf: Wer die gesundheitliche Wirkung seiner Arznei skeptisch einschätzt, „vergisst“ viel häufiger die Einnahme: Mittlerweile haben sich bereits über 2.000 Patienten für die Studie „Medikamenten-Zuzahlungen, Adhärenz und Krankheitsverlauf“ eingeschrieben. 1.200 haben den Fragebogen bislang zurückgeschickt. Insgesamt sollen mindestens 6.000 chronisch Kranke befragt werden. Den Teilnehmern erstattet das BIAG die Hälfte der jeweils geleisteten Zuzahlungskosten. (ms)

metis