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Manz, Arbeitssicherheitsjournal 2010, 9
Umweltmanagement mit System

Klaus Manz

Manz: Umweltmanagement mit System - Arbeitssicherheitsjournal 2010 Heft 1 - 9

Der Einstieg in den betrieblichen Umweltschutz kann über kleinere Veränderungen laufen, um Energie zu sparen oder den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Doch Firmen, die ein effizientes System erreichen wollen, streben ein Zertifikat an. Womit betrieblicher Umweltschutz im Unternehmen standardisiert aufgebaut werden kann:

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Die Umweltnorm DIN EN ISO 14001

Dabei handelt es sich um eine weltweit anerkannte Umweltmanagementnorm der Industrie, die bestimmte Anforderungen an das System festlegt. Um das Zertifikat zu erhalten, sind bestimmte Verfahren einzuführen und umzusetzen – etwa zur Aufbau- und Ablauforganisation, der Bewertung von Umweltaspekten, der Notfallvorsorge oder zu internen Audits. ISO 14001 dient Unternehmen aus der Industrie wie auch Dienstleistern.

Zentrales Element ist wie prinzipiell bei Managementsystemen der bekannte Plan-Do-Check-Act(PDCA)-Zyklus: Zunächst gilt es –nach einer Bestandsaufnahme – die sogenannte Umweltpolitik zu formulieren. Darin soll beschrieben sein, welche Absichten und Grundsätze verfolgt werden sollen – meist legt die Geschäftsführung diese gemeinsam mit den Beauftragten für den Umweltschutz fest. In der Umweltpolitik bekennt sich das Unternehmen dazu, die rechtlichen Regeln einzuhalten. Neuerdings berücksichtigen viele engagierte Gesellschaften und Organisationen auch den Aspekt der Nachhaltigkeit in ihrer Umweltpolitik.

EMAS (Eco Management and Audit Scheme)

Allein die internen Verfahren einzuführen, sollte jedoch nicht Sinn und Zweck des Umweltmanagementsystems sein – es geht eigentlich darum, weit mehr zu erreichen. Unternehmen, die eine Validierung nach der Europäischen EMAS-Verordnung erhalten, verpflichten sich zur Einhaltung der einschlägigen Rechtsvorschriften und bekennen sich zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung.

1. Ziele formulieren

Bei EMAS sind Maßnahmen zu identifizieren, wie diese Ziele zu erreichen und umzusetzen sind. Das Umweltmanagement korrespondiert mit den Unternehmenszielen und wirkt sich auf die Organisationsstruktur (evtl. als Stabstelle), die Unternehmensplanung bis hin zum Verhalten eines jeden Mitarbeiters aus.

2. Umweltprüfung durchführen

Im zweiten Schritt findet die sogenannte Umweltprüfung statt. Dabei durchforstet der Umweltschutzmanagementbeauftragte alle Bereiche des Unternehmens, begutachtet sie und analysiert mögliche Schwachstellen. Es erfolgt eine Prüfung, ob Rechtsvorschriften (zum Beispiel Auflagen aus Genehmigungsbescheiden, Gefahrstoffrecht, Betriebssicherheitsverordnung oder Kreislaufwirtschaftsabfallgesetz) tatsächlich eingehalten werden. Die direkten und indirekten Umweltaspekte des Betriebes werden ermittelt und deren Wesentlichkeit bewertet.

3. Umweltprogramm und –erklärung formulieren

Darauf baut dann das Umweltprogramm auf, in dem die Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltleistung festgelegt werden, Schwachstellen behoben, Verbesserungspotenziale ermittelt und Einsparungen erzielt werden sollen. Zuletzt geht es darum, eine zusammenfassende Umwelterklärung zu formulieren. Sie enthält später alle ermittelten Daten und Fakten, eine Beschreibung der teilnehmenden Organisation einschließlich des Standortes, der Tätigkeiten und wesentlichen Umweltaspekte, eine kurze Darstellung des Umweltmanagementsystems, die Umweltziele und die Umweltpolitik. Kunden, Lieferanten und die interessierte Öffentlichkeit können nachlesen, was im Bereich Umweltschutz angestrebt wird.

4. Prüfen und zertifizieren lassen

Ein zugelassener Umweltgutachter überprüft die angegebenen Informationen in der Umwelterklärung und zeichnet diese für gültig. Er nimmt das Umweltmanagementsystem unter die Lupe. Er checkt, ob die Anforderungen der EMAS-Verordnung tatsächlich eingehalten werden. Umweltgutachter werden staatlich zugelassen und kontrolliert.

EMASeasy

Eine schlanke, für kleine und mittlere Betriebe konzipierte und praxiserprobte Methodik heißt EMASeasy. Sie bietet einen effektiven Zugang zu einem vollwertigen Umweltmanagementsystem und bereitet alle Grundlagen für die erfolgreiche EMAS-Zertifizierung vor. Wohlgemerkt, es handelt sich hierbei um eine spezielle Vorgehensweise, nicht um einen eigenen besonderen Standard für Kleinbetriebe, der unterhalb den Anforderungen von EMAS liegt.

Stefan Müssig, selbstständiger Berater für Umweltschutz und -management in Würzburg, empfiehlt für kleine und mittlere Betriebe den Einstieg mit EMASeasy. Zuerst einmal wird dabei über ein visuelles Verfahren – genannt Ecomapping – im Zuge einer Betriebsbegehung eine Umweltbestandsaufnahme durchgeführt.

Die 5 Schritte der Ecomapping-Toolbox

  1. 1.

    Lageplan erstellen zur Darstellung der Flächennutzung, der Beziehung zur Nachbarschaft oder der indirekten Umweltaspekte (wie Beschaffung oder Verkehr),

  2. 2.

    Input/Output-Analyse durchführen zur Erfassung der Ressourcennutzung (Materialien, Energie),

  3. 3.

    Öko-Wetterkarte entwerfen, um die Meinung der Mitarbeiter festzuhalten,

  4. 4.

    Ecomaps differenzieren nach Wasser, Bodenschutz und Lagerung, Emissionen (Luft, Gerüche, Staub und Lärm), Energie, Abfall sowie Sicherheit,

  5. 5.

    Zusammenfassendes Umweltinformationssystem schaffen als systematische Ablage aller umweltrelevanten Dokumente.

Die via Ecomapping gesammelten Daten werden mit EMA-Seasy so aufbereitet, verarbeitet und um die noch fehlenden Umweltmanagement-Bausteine ergänzt, dass sie später begutachtet werden können und die Anforderungen von EMAS erfüllen. Dazu stehen sieben Arbeitsvorlagen zur Verfügung, die in weiteren 19 Arbeitsschritten bearbeitet und ausgefüllt werden. Am Ende hat der Betrieb eine knappe, aussagekräftige und validierungsfähige Umwelterklärung mit wenigen Seiten in der Hand. Müssig erklärt: „Insbesondere für Unternehmen mit zehn bis 50 Mitarbeitern stellt dieses strukturierte Vorgehen einen großen Vorteil dar, weil es den Arbeitsaufwand auf ca. zehn Tage reduziert und die Dokumentation auf zehn Seiten begrenzt“.

Die Methodik Ecomapping/EMASeasy können Firmenchefs oder deren Beauftragte für den Umweltschutz am besten in sogenannten Konvoiprojekten anwenden und umsetzen. Das bedeutet, vier bis acht Betriebe aus einer oder verschiedenen Branche/n absolvieren über einen Zeitraum von ca. neun Monaten ein gemeinsames Beratungs- und Betreuungsprogramm unter Anleitung des Beraters Müssig. Sie treffen sich in regelmäßigen Workshops (in der Regel sechs gemeinsame Treffen), erhalten bis zu drei Tage individuelle Unterstützung vor Ort und bereiten parallel und gemeinsam ihre EMAS-Zertifizierung vor (weiterführende Informationen unter www.wuqm.de oder www.emaseasy.de).

Ökoprofit

Ökoprofit versteht sich als ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik. Bei Ökoprofit kooperieren Kommunen mit den Unternehmen in ihrer Region. Ähnlich wie bei EMASeasy gehören verschiedene Workshops, in denen sich die Geschäftsleute austauschen, zum Konzept. Ziel ist es, Netzwerke zu bilden. Es werden Tipps dazu gegeben, wie Umweltschutz im Betrieb jeweils umgesetzt werden kann.

Zudem beraten Ökoprofit-Experten vor Ort. Ein Ökoprofit-Projekt dauert etwa ein Jahr, bis der Betrieb etwa durch Vorlage eines Konzeptes zur Abfallwirtschaft und dessen Umsetzung von der jeweiligen Stadt ausgezeichnet wird. Seit Einführung vor gut 10 Jahren beteiligten sich rund 2 000 Betriebe an über 80 Standorten an Ökoprofit.

Info

Wie sich EMAS von ISO 14001 unterscheidet

Die beiden Systeme sind komplex – und kompliziert. Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:

EMAS

ISO 14001

Geltungsbereich

EU und assozierte Länder

Weltweit

Auditart

System- und Complianceaudit

Systemaudit

Anwendungsbereich

Organisations- und standortbezogen

Organisationsbezogen

Veröffentlichung

Erstellung einer Umwelterklärung

Keine öffentliche Erklärung

Anforderungen

Umweltprüfung

UMS einführen + pflegen

Umwelterklärung

Internes Audit,

UMS einführen + pflegen

Urkunde/Zertifikat

Verifizierung des UMS und Validierung der Umwelterklärung

Zertifizierung des UMS

Organisation

Umweltgutachterorganisation

Zertifizierungsorganisation

Rechtlicher Status

Unmittelbar geltendes EU-Recht, amtliche Registrierung

Privatwirtschaftlich: Norm

Erleichterung KMU

Verlängerung Prüfungsintervall, Möglichkeit der angepassten Dokumentation

Keine Sonderregelung

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