DGUV Information 202-107 - Schwimmen Lehren und Lernen in der Grundschule Bewegungserlebnisse und Sicherheit am und im Wasser

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Abschnitt 3.4 - 3.4 Rahmenbedingungen

Auf die unterschiedlichen baulichen Gestaltungen der zur Verfügung stehenden Lernorte wurde bereits hingewiesen. An dieser Stelle soll nun noch einmal auf den Bewegungsraum Wasser im Allgemeinen (Wassertiefe) wie auch auf die zusätzlichen gestalterischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten (Lern- und Lehrhilfen) hingewiesen werden.

3.4.1 Wassertiefen

Die Körperhöhe eines Grundschulkindes liegt bei ca. 130 cm. Nimmt man eine Kopflänge (einschließlich Hals) von ca. 30 cm an, können die Schülerinnen und Schüler maximal noch bei einer Wassertiefe von 100 cm sicher stehen. Nur wenige Schwimmbäder bieten diese Voraussetzungen. Damit wird deutlich, dass für die meisten Schwimmlehrkräfte Überlegungen erforderlich sind, wie sie auch in Wassertiefen, die 100 cm übersteigen, den Schwimmunterricht sicher organisieren können.

Es ist deshalb von großer Bedeutung, dass auf der Niveaustufe "Wassergewöhnung" die hydrostatischen Auftriebserfahrungen derart sicher gewonnen werden, dass Schülerinnen und Schüler über die Gewissheit verfügen, dass das Wasser sie trägt und für diese Sicherheit noch keine technikgebundenen Schwimmbewegungen erforderlich sind.

3.4.2 Lern- und Lehrmittel

Durch den Einsatz von Lern- und Lehrmitteln können Schwimmlehrkräfte ihren Unterricht variabel gestalten. Zu unterscheiden sind:

  1. a)

    Baulich-technische Bedingungen

  2. b)

    Auftriebshilfen

  3. c)

    Bewegungshilfen

  4. d)

    Spielzeug und andere Materialien

Die Lern- und Lehrmittel werden nachfolgend kurz beschrieben:

a) Baulich-technische Bedingungen

Schwimmbecken und Beckenrand sind in jeder Schwimmhalle vorhanden und können sowohl in der Phase der Wassergewöhnung wie in den danach folgenden Phasen genutzt werden. Um den Lernprozess zu unterstützen, sollten auch breite Treppen in den Unterricht einbezogen werden.

b) Auftriebshilfen

Bei den Auftriebshilfen ist noch einmal zwischen am Körper befestigten Auftriebshilfen (z. B. Oberarmschwimmhilfen, Schwimmgürtel) und losen Auftriebshilfen (z. B. Schwimmbretter, Poolnudeln) zu unterscheiden. Am Körper zu befestigende Auftriebshilfen finden in der Regel in einem modernen Schwimmunterricht der Grundschule keine Anwendung, da diese den Lernenden die Möglichkeit nehmen sich im Wasser frei zu bewegen (vestibuläre Wahrnehmung), das Schweben und Auftreiben zu erfahren. Auftriebshilfen können individuell hilfreich sein, um das Lernen zu beschleunigen, Angst abzubauen oder differenzierte Erfahrungen zu sammeln. Grundsätzlich gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Um den Schwimmlernprozess zu unterstützen, empfiehlt es sich ausschließlich lose Auftriebshilfen einzusetzen, die auch als Spielgeräte in der Phase der Wassergewöhnung Verwendung finden und durch ihre Vielseitigkeit überzeugen.

c) Bewegungshilfen

Zum Erlernen und Festigen von Teilbewegungen können zu einem fortgeschrittenen Lernstand Bewegungshilfen, wie Flossen oder "Swimgloves" (Handschuhe) eingesetzt werden. Bewegungshilfen werden als passive Auftriebshilfen beschrieben, da sie eine Auftriebserfahrung nur unterstützen.

Beim Einsatz von Flossen ist darauf zu achten, dass möglichst kurze Flossen zum Einsatz kommen. Weiche Langflossen erzeugen eher das Gefühl eines weiteren Gelenks und wirken deshalb nicht hilfreich.

d) Spielzeug und andere Materialien

Um bei den Schülerinnen und Schülern Ängste abzubauen, können Spielzeug und andere Materialien im Unterricht eingesetzt werden.

Beispielsweise können in der Phase der Wassergewöhnung verschiedene Matten, Schüsseln, Eimer ebenso wie Sprühflaschen oder Trichter in den Unterricht einbezogen werden. Für das Erlernen des Ausatmens eignen sich u. a. die im Fachhandel erhältlichen "Egg-Flips" ebenso wie Trinkhalme, Tischtennisbälle etc. Für das Abtauchen können Tauchringe, Tauchstäbe, oder Tauchreifen eingesetzt werden.

Vor dem Einsatz von Lern- und Lehrmitteln soll die Schwimmlehrkraft sich einen Überblick verschaffen:

  1. 1.

    Welche Lern- und Lehrmittel sind vor Ort fest am oder im Becken installiert?

  2. 2.

    Welche beweglichen Lern- und Lehrmittel befinden sich vor Ort?

  3. 3.

    Welche Lern- und Lehrhilfen sind mir besonders wichtig? Wie kann ich diese zusätzlich anschaffen und wo kann ich sie sicher aufbewahren?

3.4.3 Hinweise zum Einsatz von Schwimmbrillen

Schwimmbrillen schützen die Augen, insbesondere beim Zurücklegen längerer Strecken, vor Schwebstoffen und Reizungen durch Kontakt mit dem Wasser.

Beim Abtauchen unter zwei Meter Wassertiefe kann die Verwendung von Schwimmbrillen sogar zu Verletzungen führen.

Schwimmbrillen sind nicht zu verwechseln mit Tauchmasken, die neben den Augen auch die Nase abdecken und damit das korrekte Ausatmen ins Wasser verhindern. Es wird empfohlen im Rahmen des Schwimmunterrichts sowohl auf Schwimmbrillen als auch Tauchmasken zu verzichten.