DGUV Information 209-054 - Tätigkeiten mit Kontakt zu Biostoffen in der Holz- und Metallindustrie

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Abschnitt 1.3 - A3 Mögliche Gefährdungen durch Biostoffe

Biostoffe können zu Infektionen, toxischen oder allergischen Erkrankungen führen.

Infektionen

werden in der Regel von Viren und Bakterien verursacht, selten von Schimmelpilzen. Infektionen mit Schimmelpilzen können bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem (z. B. im Rahmen einer Chemotherapie, Cortisonbehandlung) und schwerwiegenden Grunderkrankungen auftreten.

Werden Mikroorganismen eingeatmet, verschluckt oder kommen sie mit Wunden in Kontakt, können sie in den Körper eindringen, sich dort vermehren und zu einer Infektion führen.

Von einer Schmierinfektion oder Kontaktinfektion spricht man, wenn Mikroorganismen unabsichtlich, in der Regel über verunreinigte Hände, in Kontakt mit den Schleimhäuten von Auge, Nase oder Mund kommen, sozusagen "verschmiert" werden (z. B. beim Anfassen von verunreinigten Gegenständen und nachfolgender Essensaufnahme oder Zigarettenpause ohne ausreichende Handhygiene.). Bei dem als fäkal-oral bezeichneten Übertragungsweg gelangen Erreger aus Fäkalien (z. B. bei Tätigkeiten im Abwasserbereich) über verunreinigte Hände weiter zum Mund und in den Körper.

Bei der Tröpfcheninfektion werden Krankheitserreger, die an kleinste Tröpfchen (Aerosole) gebunden sind, über die Luft eingeatmet oder direkt über die Schleimhäute der oberen Atemwege aufgenommen. Tröpfchen von sehr geringer Größe (unter 5 µm 1 ) können lange Zeit in der Luft schweben und dadurch auch über große Distanzen verbreitet werden (z. B. Legionellen). Größere Tröpfchen sinken hingegen rasch ab, können aber an Gegenständen und Flächen in der Umgebung haften bleiben und unbemerkt gleichfalls zu einer "Schmierinfektion" führen.

Typische Symptome einer Infektion sind Fieber, Entzündungen, Rötungen, Eiterbildung, allgemeine körperliche Schwäche und Krankheitsgefühl. Die Infektionsdosis, die Dauer und Schwere der Infektion sind abhängig von der Art des Mikroorganismus und nicht immer bekannt. Die meisten Infektionserkrankungen sind medizinisch gut behandelbar. Viele Infektionskrankheiten hinterlassen eine Immunität (z. B. die sogenannten Kinderkrankheiten), für einige gibt es auch Impfstoffe (z. B. Tetanusimpfung, Hepatitis-A-Impfung).

Die überwiegende Anzahl der in der Umwelt vorkommenden Mikroorganismen gehört nicht zu den "klassischen" Infektionserreger.

Allergien

können von Schimmelpilzen und ihren Sporen verursacht werden; die Verbreitung erfolgt in der Regel über die Luft. Werden Pilzsporen häufig und in großen Mengen eingeatmet, kann eine Sensibilisierung gegenüber diesen Sporen und nachfolgend eine Allergie entstehen, die in aller Regel lebenslang bestehen bleibt. Daher muss bei einer bekannten Allergie der Kontakt zum Auslöser strikt vermieden werden.

Die Auslöser einer Allergie werden auch als Allergene bezeichnet; die "Abwehrstoffe", die der Körper gegen die Allergene bildet, als Antikörper. Über das Vorhandensein von spezifischen Antikörpern lässt sich eine Allergie medizinisch nachweisen.

Auch von einigen Bakterien ist bekannt, dass sie eine besondere Form der Allergie verursachen können, die Exogen-allergische Alveolitis (EAA). Dabei handelt es sich um eine Art entzündlicher Allergie der Lunge, die unbehandelt zu einer Vernarbung des Lungengewebes mit zunehmender Atemnot führen kann. Häufig wird die Allergie auch nach dem Tätigkeitsbereich benannt, zum Beispiel "Farmerlunge", "Befeuchterlunge", "Maschinenarbeiterlunge".

Toxische Erkrankungen

können sowohl durch Bakterien, Schimmelpilze, ihre Stoffwechselprodukte (z. B. Mykotoxine ("Pilzgifte")) oder aber auch von Zellbruchstücken, d. h. bereits im Zerfall befindlichen Zellen, verursacht werden (z. B. Endotoxine, ß-Glucane).

Die Aufnahme erfolgt hauptsächlich durch Einatmen oder direkten Kontakt, besonders an den Schleimhäuten von Augen, Nase, Rachen und kann zu Reizungen und Entzündungen der Atemwege, Augen und auch Fieber, verbunden mit Muskel- und Gleiderschmerzen führen. Man spricht daher auch von "Inhalationsfieber" oder dem ODTS (= Organic-Dust-Toxic-Syndrom). Oftmals spiegelt sich auch der Tätigkeitsbereich, der zum Auftreten des ODTS geführt hat, in der umgangssprachlichen Bezeichnung wieder, beispielsweise als "Befeuchterfieber" im Zusammenhang mit Luftbefeuchtungsanlagen oder "Drescherfieber" im landwirtschaftlichen Bereich.

In der Regel handelt es sich um akute, reversible Effekte, die aber unter Umständen bei anhaltenden oder wiederholten Kontakten auch zu chronischen Atemwegserkrankungen führen können ("chronische Bronchitis").

Insgesamt liegen bisher über die Wirkungen bei inhalativer Aufnahme (durch Einatmung) wenig Erkenntnisse vor.

1 µm (Mikrometer) = 0,001 Millimeter