DGUV Information 215-220 - Nichtvisuelle Wirkungen von Licht auf den Menschen

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 8 - 8 Was sind die Besonderheiten bei Schicht- und Nachtarbeit?

Schicht- und Nachtarbeit sind Arbeitsformen häufig mit ungünstigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Diese reichen von Ein- und Durchschlafstörungen, Verdauungsproblemen über Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselstörungen bis hin zu psychischen Problemen. Dies kann durch eine gute Gestaltung der Schichtarbeit zu einem großen Teil kompensiert werden (siehe auch Leitfaden zur Einführung und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit (BAuA)).

Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sind ein gesetzlich verbrieftes Recht. Die Gestaltung der Arbeitsstätten hat dieser Prämisse unter allen auch und gerade ökonomisch motivierten Umständen zu entsprechen. Auch wenn die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Schicht- und Nachtarbeit nur wenig eindeutige Empfehlungen zulassen, so gehört zu diesen, dass Licht während der Nacht die innere Uhr stört. Dies lässt sich anhand der Verschiebung biologischer Rhythmen oder des Schlafes messen (siehe Abschnitt 6). Hinzu kommt, dass insbesondere Nachtarbeit mit einem Mangel an Tageslicht einhergeht, wodurch die innere Uhr zusätzlich gestört wird.

Nach heutigem Wissensstand gibt es keine "gesunde Lichtlösung" für die Nacht. Aus diesem Grund sind Empfehlungen für die Beleuchtung bei Schicht- und Nachtarbeit wesentlich schwieriger abzuleiten als für Arbeit am Tage. Aber dennoch sind sie notwendig, um Beeinträchtigungen der Gesundheit gering zu halten.

Generell ist für Nachtarbeit eine allgemeine, raumfüllende Beleuchtung mit hellem Licht oder Licht mit hohen Blauanteilen (Licht mit höherer nichtvisueller Wirkung) nicht zu empfehlen. Eine solche Beleuchtung sollte auf Arbeitsbereiche mit hoher visueller Anforderung oder einem hohen Gefahrenpotenzial beschränkt bleiben. Empfehlenswert sind Beleuchtungslösungen, die über den Tag-Nachtverlauf angepasst werden können. Bei allen vermeintlichen Vorteilen, die eine Beleuchtung mit hoher Farbtemperatur für Nachtarbeit mit sich bringt, z. B. Verminderung der Müdigkeit oder Energieersparnis, überwiegen langfristig die Nachteile für die Gesundheit.

ccc_3630_15.jpg
ccc_3630_04.jpgLicht - ein Dopingmittel?
Doping zielt auf eine unnatürliche Leistungssteigerung über das individuelle Normalmaß hinaus. Licht kann helfen, den natürlichen nächtlichen Leistungsabfall ein Stück weit aufzufangen. Leistungswerte, wie sie tagsüber erreicht werden, können jedoch nachts durch Licht nicht erzielt werden. Regelmäßige gezielte Leistungssteigerungen durch Licht in der Nacht können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, die es zu vermeiden gilt.

Der Gefährdungsbeurteilung kommt hier eine besondere Rolle bei der Ermittlung von Risiken und der Festlegung geeigneter Maßnahmen zu. Dabei sollten auch die in Abbildung 7 aufgeführten Faktoren beachtet werden. In diesem Zusammenhang ist jedoch abzuwägen, ob die Risiken für die Sicherheit der Beschäftigten nicht hinter den gesundheitlichen Risiken durch die nichtvisuellen Wirkungen von Licht auf den Menschen zurückstehen müssen.

Die folgenden Hinweise in dieser DGUV Information zielen darauf ab, Beeinträchtigungen der Gesundheit zu vermeiden oder gering zu halten ohne die Sicherheit zu gefährden. Ziel ist, Störungen der inneren Uhr zu verhindern und stattdessen ihre Synchronisation mit dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus zu unterstützen. Eine Anpassung der inneren Uhr an eine Nachtschicht, die keine Dauernachtarbeit ist, ist nicht zu empfehlen. Soll dagegen z. B. bei Dauernachtschicht der Rhythmus gezielt verschoben werden, dann ist ein grundlegend anderes Vorgehen und Verhalten während und außerhalb der Arbeitszeit notwendig und im Rahmen der betrieblichen Mitbestimmung zu organisieren. Darauf geht diese DGUV Information nicht ein.