DGUV Information 206-022 - Verfahren und Methoden im Präventionsfeld Gesundheit im Betrieb Empfehlungen für Präventionsfachleute

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Abschnitt 3 - 3 Analyse

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Nur durch eine eingehende Analyse kann ein Management für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit seine Wirksamkeit entfalten. Die Analyse dient der Gewinnung von Erkenntnissen zu definierten Fragestellungen. Diese werden aus vorab gesetzten Zielen abgeleitet. Des Weiteren liefert sie Erkenntnisse über den Ist-Zustand, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge oder differenzierte Verbesserungsvorschläge, aber auch zum Stand der Maßnahmenentwicklung und zur Wirksamkeitskontrolle.

In der Analyse lassen sich quantitative und qualitative Verfahren bzw. Methoden einsetzen.

Quantitative Verfahren liefern Zahlen und machen beispielsweise den Grad der Zielerreichung von Kosten-Nutzen-Erwartungen bewertbar (z. B. Senkung der Fluktuationsrate; Senkung der Anträge auf Frühberentung in Relation zur Anzahl der antragsberechtigten Beschäftigten).

Qualitative Methoden dienen dem Verstehen von Zusammenhängen und der Entwicklung von Lösungen und Maßnahmen. Diese beteiligungsorientierten Verfahren erhöhen die Akzeptanz des Managements für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und der entwickelten Maßnahmen (z. B. Workshops zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, zur Zusammenarbeit oder zur Lösung von Interessenskonflikten).

Verwendung der Tabelle "Analyseverfahren in Prozessschritten"

Die Auswahl und Anwendung der in dieser Broschüre vorgestellten Analyseverfahren und Methoden sollte auf Basis definierter Fragestellungen zu allen Prozessschritten erfolgen. Der Datenschutz und die Rechte der Interessenvertretung sind jeweils zu berücksichtigen.

Entsprechend den Prozessschritten aus Abbildung 1 wird in der Analyse nach Gesundheitspolitik und vorab gesetzten Zielen gefragt, nach einer funktionsfähigen Struktur zur Steuerung des Managements für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sowie gesundheits- und leistungsrelevanten Merkmalen der Arbeitssysteme. Des Weiteren werden Fragen nach Ursache-Wirkungszusammenhängen, Maßnahmen und deren Wirksamkeit gestellt. Weitere Fragestellungen zielen auf die Evaluation der Erfolgskriterien des Prozesses (z. B. Beschäftigtenbeteiligung, Gesundheitskennzahlen).

Die Analyseergebnisse bilden im PDCA-Zyklus die Grundlage für den jeweils nächsten Schritt, z. B. den Beschluss einer Gesundheitspolitik oder die Ableitung von Maßnahmen. Sie können daher als Argumentationsgrundlage genutzt werden und sind Wegweiser für alle Entscheidungen.

Im Management für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit muss jedes analytische Vorgehen einer Zielstellung folgen. Dabei besteht die Herausforderung darin, Aufwand und Nutzen der eingesetzten Erhebungsverfahren einzuschätzen und im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftlichkeit, Erkenntnisgewinn sowie Praktikabilität und Akzeptanz der Beschäftigten eine Balance zu finden.

Verfahren und deren Kombination

Ziel einer integrierten betrieblichen Analyse ist die effiziente Bereitstellung praktikabler und entscheidungsrelevanter Daten. Je nach Ziel und Fragestellung haben alle Analyseverfahren und -methoden ihre Berechtigung.

Qualitative Verfahren wie moderierte Workshops oder Gesundheitszirkel fördern den Austausch und Abgleich von Sachverhalten, die Überprüfung ihrer Relevanz und eine lösungsorientierte Ideenfindung. Sie ermöglichen die Ausrichtung an gemeinsamen Werten und die Entwicklung von Zielen. Die Beteiligungsorientierung erhöht die Akzeptanz und fördert die Identifikation.

Quantitative Verfahren wie Befragungen, Unfallstatistiken, Krankenstandsanalysen, Altersstrukturanalysen haben zum Ziel, Sachverhalte messbar zu machen. Durch die Standardisierung der Vorgehensweise (Einhaltung der Gütekriterien) lassen sich Aussagen numerisch erfassen (z. B. Häufigkeiten, Prozentwerte). Dadurch können Unterschiede und Entwicklungen sichtbar und nachvollziehbar gemacht werden, z. B. im Rahmen der Ergebnisevaluation.

In der Praxis hat sich eine Kombination von quantitativen und qualitativen Verfahren bewährt. Viele größere Betriebe sichten ihre quantitativen Daten, z. B. aus Unfallstatistiken, Gesundheitsberichten der Krankenkassen, der Fehlzeitenanalyse und den Strukturdaten der Beschäftigten. Die Erkenntnisse daraus verknüpfen sie mit Ergebnissen aus der Gefährdungsbeurteilung. Zusätzlich wird im Rahmen einer Mitarbeitenden-/Beschäftigtenbefragung die subjektive Einschätzung der Belegschaft erhoben: Wie belastet, gesund und zufrieden fühlen sich die Beschäftigten bei ihrer Arbeit?

Im Rahmen von Gesundheitszirkeln lässt sich die Relevanz der Daten und Ergebnisse überprüfen. Für Belastungen, die in den zuvor genannten Schritten deutlich geworden sind, werden Ideen und Lösungen entwickelt, wie diese minimiert und Ressourcen ausgebaut werden können.

Kleine und mittelständische Betriebe nutzen im Idealfall die Gefährdungsbeurteilung als zentrale Datenquelle. In Workshops, z. B. im Rahmen von Teambesprechungen, betrachten sie das Arbeitsunfall- und Erkrankungsgeschehen, greifen Erkenntnisse über physische und psychische Belastungen auf und arbeiten gemeinsam an Lösungen und Maßnahmen.

Im Folgenden befindet sich eine Zusammenstellung von Verfahren und Methoden, die sich zur Analyse im Management für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bewährt haben. Die farbliche Darstellung ermöglicht die Zuordnung zu den Prozessschritten, in denen sich der Einsatz anbietet (s. Abbildung 1, S. 7).

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