DGUV Information 207-026 - Zu Hause pflegen - so kann es gelingen! Ein Wegweiser für pflegende Angehörige

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Abschnitt 1.1 - 1.1 Mit Herausforderungen und Belastungen umgehen

Vielen Herausforderungen und Belastungen kann man konstruktiv begegnen.

  • Nutzen Sie frühzeitig die Beratungsangebote der Pflegestützpunkte, der Verbraucherzentralen, der Pflegekassen, der Wohlfahrtsverbände oder anderer Einrichtungen, um sich ausführlich über Unterstützungs- und Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren.

  • Sofern Sie einen Menschen pflegen, dessen Pflegebedürftigkeit aus einem Arbeitsunfall oder einer anerkannten Berufskrankheit resultiert, können Sie sich bei allen Fragen oder Problemen rund um die Pflege an den für den Versicherungsfall zuständigen Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse) wenden.

  • Nutzen Sie die angebotenen Hilfsmöglichkeiten (Pflegedienst, Tagespflege, Hilfsmittel zur Unterstützung der Pflegetätigkeit usw.).

  • Sprechen Sie über die Belastungen, die Sie empfinden. Über Probleme zu reden, ist wichtig. Sie zeigen damit, dass Sie sich der Verantwortung, die Sie zu tragen haben, bewusst sind und dass Sie Ihre Aufgabe gut erfüllen möchten.

  • Suchen Sie den Erfahrungsaustausch mit anderen Pflegepersonen, etwa in Angehörigengruppen oder Pflegekursen.

  • Schaffen Sie sich Freiräume, um diese Gruppen oder Kurse zu besuchen oder Ihren Hobbys und gewohnten Aktivitäten weiterhin nachgehen zu können.

  • Fordern Sie darüber hinaus auch aktiv Hilfe ein. Lassen Sie es nicht zu, dass andere sich zurückziehen. Oftmals gibt es bei anderen Berührungsängste, die überwunden werden können.

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Sie dürfen Grenzen setzen und müssen nicht alles aushalten.

Denken Sie daran: Geht es Ihnen nicht gut, können Sie auch nicht gut pflegen. Sollten Sie zu der Erkenntnis gelangen, dass die Pflege durch Sie allein nicht oder nicht mehr zu leisten ist, scheuen Sie sich nicht, an Alternativen zu denken. Entlastend kann das Hinzuziehen eines Pflegedienstes oder auch ein Umzug in ein Pflegeheim sein. Es kann für alle Beteiligten besser sein, wenn die Pflege von professionellen Pflegekräften ergänzt wird.

Wenn viele Belastungen auf einen Menschen treffen, kann daraus schnell eine Überlastung entstehen. Mögliche Warnsignale bei Überlastung:

  • Gereiztheit

  • Ungeduld

  • Ängste

  • Schlafstörungen

  • Antriebsarmut

  • unregelmäßiges Essen

  • Rückenschmerzen

  • Kopfschmerzen

  • Magenbeschwerden

ccc_3653_06.jpgAchten Sie auf sich und nehmen Sie diese Warnsignale ernst!
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Abb. 4 Humor und Lachen gehören auch dazu

Manchmal kann einem aber auch der Alltag über den Kopf wachsen. Im schlimmsten Fall verhält man sich unangemessen. Man lässt den Vater viel zu lange auf dem Toilettenstuhl sitzen. Vielleicht rutscht einem sogar die Hand aus und die Mutter bekommt einen Klaps. Spätestens an diesem Punkt müssen Sie die Notbremse ziehen. Wenden Sie sich vertrauensvoll an eine Beratungsstelle und lassen Sie sich helfen. Sie sind nicht allein. Anderen pflegenden Angehörigen geht es ähnlich.

Manchmal geht Gewalt auch von Pflegebedürftigen aus. Vielleicht gehört das Verhalten zum Erscheinungsbild der Erkrankung. Informieren Sie sich und holen Sie sich Rat.

Was Sie noch tun können

  • Suchen Sie sich emotionale Unterstützung, z. B. im Austausch mit anderen Pflegenden (im Internet oder in einem Gesprächskreis oder einer Selbsthilfegruppe).

  • Seien Sie milde mit sich und richten Sie den Blick auf das, was Sie täglich schaffen und gut machen.

  • Machen Sie sich zwischendurch die positiven Aspekte der Pflege bewusst (Sie verbringen Zeit miteinander, sprechen über schöne Erinnerungen, lernen sich noch einmal neu kennen).

  • Achten Sie auf Ihre Selbstsorge. Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahr und planen Sie freie Zeiten ein, so erhalten Sie Ihre innere Balance und füllen Ihren "Energie-Akku" regelmäßig wieder auf. Hilfreich dabei ist Achtsamkeitstraining.

  • Humor hilft - nehmen Sie nicht alles zu ernst.