DGUV Information 209-014 - Lackieren und Beschichten

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 3.3 - 3.3 Spritzlackieren

Lackierarbeiten werden sowohl manuell als auch automatisiert durchgeführt. Im Folgenden wird nur auf manuelles Lackieren eingegangen. Die zusätzlich auftretenden Gefährdungen durch Roboter oder automatisierte Lackieranlagen müssen gesondert betrachtet werden.

Druckluftspritzen

Beim Druckluftspritzen wird der Beschichtungsstoff mit Druckluft durch die Düse einer Spritzpistole geleitet und feinverteilt auf das Werkstück aufgebracht.

Die Becherpistole wird in der Regel für gelegentliches manuelles Verarbeiten kleinerer Mengen von Beschichtungsstoffen eingesetzt.

Spritzpistolen mit Farbversorgung über einen Schlauch werden in der Regel für die kontinuierliche Verarbeitung größerer Mengen unterschiedlicher Beschichtungsstoffe eingesetzt.

Airless-Spritzen

Beim Airless-Spritzen wird der Beschichtungsstoff aus dem Vorratsbehälter angesaugt und unter hohem Druck durch die Düse der Spritzpistole gedrückt.

ccc_1523_as_42.jpg

Abb. 22
Becherpistole

ccc_1523_as_43.jpg

Abb. 23
Spritzpistole für Airless

3.3.1 Gefährdungen

Gefährdungen beim Spritzlackieren sind abhängig von der Art und Menge des Beschichtungsstoffs und vom Arbeitsverfahren.

In Tabelle 21 sind typische Gefährdungen aufgeführt, die beim manuellen Spritzlackieren auftreten können.

Tabelle 21
Gefährdungen beim Spritzlackieren

Gefährdungen
Brand und Explosion
  • Einsatz von lösemittelhaltigen und wässrigen Beschichtungsstoffen, die in feinversprühtem Zustand entzündbar sind

  • Lagerung von Beschichtungsstoffen und Verdünner

  • Lagerung von Abdeckpapieren, Pappen, Kartonagen, benutzten Filtern etc.

  • Zündquellen, wie Funkenflug (z. B. Flexen oder Schweißen) oder heiße Oberflächen

  • Unzureichende Erdung, z. B. bei Umfüllvorgängen (elektrostatische Aufladung)

Mechanisch
  • Stolpergefahr durch Schlauchleitungen

Zusätzliche Gefährdungen beim Airlessspritzen:
  • Druckstrahl trifft auf Körperteile.

  • Rückstoß an der Spritzpistole

Chemisch
  • Haut- und Atemwegsreizungen durch Lackinhaltsstoffe (Harz, Härter, Pigmente, Additive)

  • Augengefährdung, z. B. bei erhöhter Rückprallgefahr

  • Sensibilisierung durch Härter (Isocyanate), Harze (z. B. Epoxidharz) oder Konservierungsmittel (im Wasserlack enthalten)

  • Hautentfettung durch Lösemittel

  • Atemwegsreizung durch Lackaerosole

  • Krebserzeugende Wirkung einiger Pigmente im Flugzeugbau und der Restauration (z. B. Zinkchromat, Bleichromat)

Lärm
  • Lärmexposition durch Absaugung und Druckluft

3.3.2 Schutzmaßnahmen

Tabelle 22
Schutzmaßnahmen beim Spritzlackieren

SchutzmaßnahmenZusätzliche Schutzmaßnahmen
Substitution
Wenn möglich, Produkte mit geringerer Gefährdung verwenden.
Beispiele:
  • Wasserbasierte Produkte statt lösemittelhaltiger Produkte

  • Produkte mit hohem Flammpunkt, möglichst nicht entzündbar

  • Keine sensibilisierenden Produkte

Technische
  • Technische Lüftung verwenden.

  • Bei Spritzständen und Spritzkabinen: Die Spritzpistole darf nur funktionsfähig sein, wenn die Zu- und Abluftanlage in Betrieb ist (Verriegelung).

  • Spritzpistolen für Airless-Verfahren nur mit Schutzbügel verwenden (Abbildung 22).

  • Vermeiden von Zündquellen durch Installation und Verwendung von explosionsgeschützten Geräten in explosionsgefährdeten Bereichen.

  • Bei Arbeiten mit geringem Umfang und ohne stationärer Absaugung sind mobile Absaugwände zu verwenden oder zusätzliche organisatorische Maßnahmen zu treffen (siehe DGUV Regel 109-013).

Organisatorische
  • Zur Vermeidung von gefährlichen elektrostatischen Aufladungen müssen alle metallischen Gegenstände elektrisch leitfähig miteinander verbunden und geerdet sein.

  • Auf die Verlegung der Schlauchleitungen achten.

  • Nitrolacke nicht wechselweise mit Öllacken, Kunstharzlacken, Epoxidharzlacken, PUR-Lacken verarbeiten.

  • Vorratsmenge am Arbeitsplatz auf einen Schichtbedarf beschränken.

  • Overspray verringern.

Bei Brand- und Explosionsgefährdungen:
  • Nicht rauchen, offene Flammen vermeiden!

  • Auf Baustellen Arbeitsplatz abgrenzen und elektrische Geräte ohne Explosionsschutz entfernen.

  • Wechselwirkungen mit anderen Arbeitsplätzen berücksichtigen.

  • Zahl der gefährdeten Personen möglichst gering halten.

Persönliche
  • Atemschutz benutzen.

  • Ableitfähige Schutzhandschuhe benutzen.

  • Ableitfähige Schutzschuhe benutzen.

  • Bei Spritzgefahr Augenschutz benutzen.

  • Gehörschutz entsprechend dem bestehenden Lärmpegel benutzen.

  • Stark verschmutzte oder durchtränkte Schutzkleidung sofort wechseln.

  • Hautschutz, Hautreinigung und Hautpflege gemäß Hautschutzplan durchführen.

Technische Lüftung

Lackierräume und deren Bereiche müssen eine entsprechende Lüftung aufweisen und wie folgt ausgeführt sein, so dass

  • gefährliche explosionsfähige Atmosphäre verhindert wird,

  • die Arbeitsplatzgrenzwerte entstehender Gase, Dämpfe, Nebel eingehalten werden können und

  • im Arbeitsbereich des Bedienpersonals Zugluft nicht auftritt (bei den unten beschriebenen Lüftungsbedingungen ist mit Zugerscheinungen nicht zu rechnen).

Dies wird in der Regel nur durch eine technische Lüftung (Luftaustausch durch Ventilatoren) erreicht.

Beim manuellen Spritzlackieren sollte die mittlere Strömungsgeschwindigkeit bei horizontaler Luftführung (Spritzstand) mindestens 0,5 m/s und bei vertikaler Luftführung (Kabine) mindestens 0,3 m/s betragen.

Weitere Informationen zur Absaugung und Lüftung finden Sie in der DGUV Information 209-046 "Lackierräume und -einrichtungen für flüssige Beschichtungsstoffe"

ccc_1523_as_44.jpg

Abb. 24
Technische Lüftung im Lackierbereich

Verringerung von Overspray

Zur Verringerung von Overspray bei Spritzlackierarbeiten haben sich folgende Verhaltensmaßnahmen und Arbeitsweisen bewährt:

  • Spritzstrahl senkrecht zur Oberfläche führen.

  • Spritzgerät möglichst nahe an der zu spritzenden Fläche führen:

    • Niederdruckspritzen/HVLP -Spritzen ca. 15 bis 25 cm,

    • Hochdruckspritzen ca. 20 bis 35 cm,

    • Luftunterstütztes Airless-Spritzen ca. 25 cm,

    • Airless-Spritzen ca. 30 cm.

  • Spritzstrahlbreite an Werkstückabmessungen anpassen.

  • Zerstäubungsdruck möglichst gering halten.

  • Werkstück in möglichst kurzer Entfernung zur Spritzwand/Absaugwand positionieren.

  • Immer in Richtung Spritzwand/Absaugwand spritzen, wenn möglich, Werkstück auf drehbarer Werkstückauflage drehen.

  • Elektrostatische Beschichtungsverfahren verwenden.

  • Bei automatischen Auftragsverfahren möglichst hohe Warenträgerflächenbelegung sicherstellen.

  • Hinweise der Spritzgerätehersteller zur Erhöhung des Lackauftragswirkungsgrades in der Betriebsanleitung beachten.