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Abschnitt 1 - Was sind Gefahrstoffe?

Gefahrstoffe sind Stoffe und Zubereitungen (Stoffgemische) mit folgenden Eigenschaften:

  • sehr giftig,

  • giftig,

  • gesundheitsschädlich,

  • ätzend,

  • reizend,

  • sensibilisierend,

  • krebserzeugend,

  • fortpflanzungsgefährdend,

  • erbgutverändernd,

  • umweltgefährlich,

  • brandfördernd,

  • explosionsgefährlich,

  • hochentzündlich,

  • leichtentzündlich,

  • entzündlich.

Diese Begriffe können wie folgt erklärt werden:

  • Sehr giftig sind Gefahrstoffe, die bereits in sehr geringen Mengen vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden hervorrufen oder zum Tode führen können, z.B. Blausäure, Phosgen.

  • Giftig sind Gefahrstoffe, die bereits in geringen Mengen vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden hervorrufen oder zum Tod führen können, z.B. Methanol, Chlor.

  • Gesundheitsschädlich sind Gefahrstoffe, die in größeren Mengen vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden hervorrufen oder zum Tod führen können, z.B. Glykol, Jod.

  • Ätzend sind Gefahrstoffe, die bei Berührung mit der Haut bzw. den Schleimhäuten zur Zerstörung des Körpergewebes führen können, z.B. Salzsäure über 25 %, Natronlauge über 2 %.

  • Reizend sind Gefahrstoffe, die bei Berührung mit der Haut bzw. den Schleimhäuten Entzündungen hervorrufen können, z.B. Salzsäure zwischen 10 und 25 %, Natronlauge zwischen 0,5 und 2 %.

  • Sensibilisierend sind Gefahrstoffe, die beim Einatmen oder bei der Aufnahme über die Haut Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen können, z.B. Kobalt, Nickel, verschiedene Diisocyanate.

  • Krebserzeugend sind Gefahrstoffe, die körpereigene Zellen zur Bildung von Krebsgeschwülsten anregen können, z.B. Asbest, Benzol.

  • Fortpflanzungsgefährdend sind Gefahrstoffe, die nicht vererbbare Schäden der Nachkommen hervorrufen oder deren Häufigkeit erhöhen können oder eine Beeinträchtigung der männlichen oder weiblichen Fortpflanzungsfunktionen oder -fähigkeit zur Folge haben können, z.B. Benzo[a]pyren, 2-Ethoxyethanol, Blei.

  • Erbgutverändernd sind Gefahrstoffe, die vererbbare Schäden hervorrufen, z.B. Acrylamid, Diethylsulfat, Ethylenoxid.

  • Umweltgefährlich sind Gefahrstoffe, die auf Grund ihres Verhaltens in der Umwelt eine unmittelbare oder längerfristige Gefahr für die Struktur und das Funktionieren natürlicher Ökosysteme darstellen, z.B. Perchlorethylen, Tetrachlorkohlenstoff.

  • Brandfördernd sind Gefahrstoffe, die einen Brand ohne Luftzufuhr unterhalten können, z.B. Natriumchlorat, Natriumperoxid, Salpetersäure über 70 %.

  • Explosionsgefährlich sind Gefahrstoffe, die z.B. durch Hitze, Reibung, Schlag oder Initialzündung zur Explosion gebracht werden können, z.B. Nitroglycerin, Dynamit, TNT.

  • Hochentzündlich sind gasförmige oder flüssige Gefahrstoffe, deren Dämpfe mit der Umgebungsluft explosionsfähige Gemische bilden, die bei Anwesenheit einer Zündquelle* sehr leicht entzündet werden können (Flammpunkt** unter 0 °C und Siedepunkt unter 35 °C), z.B. Acetylen, Wasserstoff, Diethylether, Ottokraftstoff.

  • Leichtentzündlich sind Gefahrstoffe, deren Dämpfe mit der Umgebungsluft explosionsfähige Gemische bilden, die bei Anwesenheit einer Zündquelle* leicht entzündet werden können (Flammpunkt** unter 21 °C ), z.B. Aceton, Nitroverdünnung.

  • Entzündlich sind Gefahrstoffe, deren Dämpfe mit der Umgebungsluft explosionsfähige Gemische bilden, die bei Anwesenheit einer Zündquelle* leicht entzündet werden können (Flammpunkt** zwischen 21 °C und 55 °C), z.B. Styrol, Terpentinöl

1Als Zündquellen kommen z.B. in Betracht: Elektrisch erzeugte Funken - mechanisch erzeugte Funken - heiße Oberflächen - offenes Feuer - Rauchen - elektrostatische Entladungen.

2Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur, bei der sich aus einer brennbaren Flüssigkeit unter festgelegten Bedingungen Dämpfe in solcher Menge entwickeln, dass sie, gemischt mit Luft, ein durch Fremdzündung entflammbares Gemisch ergeben.

Gefahrstoffe sind darüber hinaus auch alle chemischen Arbeitsstoffe, die auf Grund ihrer physikalisch-chemischen, chemischen oder toxikologischen Eigenschaften und der Art und Weise, wie sie am Arbeitsplatz verwendet werden oder dort vorhanden sind, ein Risiko für die Sicherheit und die Gesundheit der Arbeitnehmer darstellen können. Dazu gehören beispielsweise folgende Eigenschaften:

  • narkotisch wirkend (Narkosegase, Lösemittel),

  • erstickend (Stickstoff, Kohlendioxid),

  • heiß (Wasserdampf, Metallschmelzen),

  • tiefkalt (tiefkalt-flüssige Gase, Trockeneis),

  • explosionsfähig (brennbare Feinstäube, zündfähige Gasgemische),

  • erhöhter Druck (Druckgase, gespannter Wasserdampf),

  • vorschädigend (Wasser, entfettende Lösemittel),

  • chronisch schädigend (Feinstäube).

Beispiele:

Nachstehend wird gezeigt, wie vielfältig gesundheitsgefährdende Stoffe eingesetzt werden oder entstehen können:

Gase

  • Kohlenmonoxid, Stickoxide im Abgas von Verbrennungsmotoren

  • Ammoniak als Kühlmittel in Kälteanlagen

  • Chlor oder Ozon bei der Wasseraufbereitung

  • Methan als Fäulnisprodukt von organischem Material

  • Kohlendioxid bei Gärprozessen oder Verbrennungsvorgängen

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Bild 2: Absaugen von Abgasen

Lösemittel

  • Aromaten, Ester und Ketone als leicht flüchtige Bestandteile von Klebstoffen, Farben und Lacken

  • Styrol als Löse- und Vernetzungsmittel von Polyesterharzen

  • Verdünner zum Reinigen von Arbeitsgeräten

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Bild 3: Lackieren eines Heizkörpers

Säuren und Laugen

  • Schwefelsäure in Batterien

  • Fluss-Säure zum Ätzen von Glas

  • Kalilauge als Bestandteil von Abbeizmitteln

  • Gelöschter Kalk bei Verputzarbeiten

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Bild 4: Befüllen von Batterien mit Schwefelsäure

Kunstharze

  • Polyurethanharze zum Ausschäumen von Hohlräumen

  • Epoxidharze zum Kleben von Fliesen und Bodenbelägen

  • Polyesterharze zum Laminieren

  • Schnellkleber auf Cyanacrylatbasis

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Bild 5: Ausschäumen eines Hohlraums

Rauche und Stäube

  • Rauche bei Löt- und Schweißarbeiten

  • Zinkrauche beim Abbrennen verzinkter Materialien

  • Holzstaub bei Schleifarbeiten

  • Quarzstaub beim Bearbeiten von Gestein

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Bild 6: Schweißen an einem Konstruktionsteil