DGUV Information 202-107 - Schwimmen Lehren und Lernen in der Grundschule Bewegungserlebnisse und Sicherheit am und im Wasser

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Abschnitt 3.3 - 3.3 Lehren / Lehrwege

Abgeleitet aus den Vorstellungen, wie Schülerinnen und Schüler lernen, haben sich in der Pädagogik verschiedene Modelle entwickelt, die den Lehrenden aufzeigen, welche Lehrwege 8 von ihnen beschritten werden können, um den Schülerinnen und Schülern das Sammeln, Verarbeiten und Abspeichern von Erfahrungen zu ermöglichen und / oder zu erleichtern.

Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Formen der methodischen Vermittlung aufgegriffen und eingeordnet werden. Sie gliedern sich in offene und strukturierte Lernwege sowie in Ganz- und Teillernmethoden.

Für einen modernen Schwimmunterricht haben beide Modelle (offener und geschlossener Lehrweg) Bedeutung. Im angemessenen methodischen Öffnen und Schließen zeigt sich die Professionalität der Schwimmlehrkraft. Für das Erreichen der Ziele auf der Niveaustufe "Wassergewöhnung" eignen sich überwiegend offene Bewegungsaufgaben, bei denen die Schülerinnen und Schüler eigene Lösungen für ihr Handeln finden und erklären können. Das gilt in Teilen auch auf der Niveaustufe "Grundfertigkeiten des Schwimmens". Dabei kann mit offenen Aufgaben begonnen werden, die den Schülerinnen und Schülern das Sammeln eigener Erfahrungen mit verschiedenen Bewegungsformen ermöglichen.

Für das Lernen auf den beiden folgenden Niveaustufen empfiehlt sich der geschlossene Lehrweg. In diesem Unterrichtsgeschehen werden die Aufgaben konkreter, sodass sich die Anzahl der möglichen individuellen Lösungen reduziert und sich die Bewegungsausführungen unter Berücksichtigung der individuellen körperlichen und motorischen Voraussetzungen dem optimalen Bewegungsleitbild immer weiter nähern.

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Abb. 7
Ganz- und Teillernmethode

3.3.1
Ganzlern- oder Teillernmethode

Die Ganzlernmethode bedeutet das Erlernen der Grobkoordination der ganzen Bewegungshandlung auf Anhieb. Eine Zergliederung in Teilschritte ist nicht möglich bzw. ineffektiv. Beispiel: Sprung in das Wasser / Startsprung.

Die Teillernmethode ist darauf gerichtet eine komplexe Bewegungshandlung in Teilhandlungen zu zergliedern, diese einzeln zu erlernen und in einer konstruktiven Synthese zusammenzuführen. Eine Zergliederung in Teilschritte ist möglich. Sie reduziert den komplexen Bewegungsablauf in einzeln zu erlernende Schritte, die dann am Ende zusammengeführt werden. Beispiel: Gliederung der komplexen Schwimmbewegung in den Beinantrieb, den Armantrieb, die Atmung in der jeweiligen Schwimmart.

Das professionelle Können der Schwimmlehrkräfte zeigt sich auch hier in der angemessenen Auswahl und Kombination beider Lernmethoden dessen Auswahl sich immer auf den Lerninhalt bezieht.

Eine angemessene Kombination beider Lernmethoden kann durch die progressive Teillernmethode erfolgen. Als exemplarisches Beispiel dafür lässt sich das integrierte Lernkonzept des Deutschen Schwimm-Verbandes 9 verstehen. Folgende Lernschritte werden empfohlen:

  1. 1.

    widerstandsarme Körperlage im Wasser finden (Gleiten können)

  2. 2.

    aus dem Gleiten Antrieb mit den Beinen erzeugen

  3. 3.

    aus dem Gleiten mit Beinantrieb zusätzlichen Antrieb mit den Armen erzeugen. Dabei unterteilt sich die Armbewegung in drei Phasen:

    1. a)

      Arm / Hand ins Wasser eintauchen und Wasser fassen

    2. b)

      mit dem Arm ziehen und drücken

    3. c)

      den Arm zurückholen

  4. 4.

    regelmäßig atmen

3.3.2
Methodische Grundsätze und Hinweise zur Bewegungskorrektur

Für die methodische Gestaltung des Schwimmunterrichts gelten allgemeine Grundsätze und bewährte Hinweise zur Bewegungskorrektur.

Allgemeine methodische Grundsätze:

  • vom Leichten zum Schweren

  • vom Bekannten zum Unbekannten

  • vom Einfachen zum Komplexen

  • vom Unökonomischen zum Ökonomischen

  • vom stabilen Halt über den instabilen Halt zum freien Fortbewegen

  • Vielseitiges statt Einseitiges (zu eng gefasstes Bewegungslernen führt zu Bewegungsunsicherheit)

Hinweise zur Bewegungskorrektur:

  • Korrektur innerhalb 20 s nach Bewegungsabbruch

  • Immer nur einen Fehler korrigieren

  • Gegensatzerfahrungen machen lassen

  • Bewegung in Zeitlupe ausführen lassen

  • Hauptfehler vor Nebenfehler korrigieren

  • Beachtung der Selbstkorrektur (bemerkt den Fehler selbst und korrigiert ihn)

Hierbei handelt es sich um allgemeine Modelle, nicht um den engen Begriff der Unterrichtsmethode oder Unterrichtstechnik wie z. B. "Stationslernen", o. ä.

Deutscher Schwimm-Verband e.V. (2015)