DGUV Information 207-026 - Zu Hause pflegen - so kann es gelingen! Ein Wegweiser für pflegende Angehörige

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 5.1 - 5.1 Achtung Sturzgefahr

Die meisten Unfälle passieren im Haushalt, am häufigsten sind Seniorinnen und Senioren betroffen. Die Folgen werden mit fortschreitendem Alter gravierender. Neben körperlichen Verletzungen können Stürze zu Unsicherheit, Ängstlichkeit und zum sozialen Rückzug führen. Durch einige Vorsorgemaßnahmen können Sie das Sturzrisiko deutlich verringern:

Stürze vermeiden - Grundsätzliches:

  • Eine gesunde Lebensweise mit regelmäßiger sportlicher Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, einer ausreichenden Trinkmenge von mindestens 1,5 Litern täglich und die Pflege sozialer Kontakte halten körperlich und geistig fit.

  • Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der körperlichen und geistigen Gesundheit (Augen, Ohren, erhöhtes Ausscheidungsverhalten/Inkontinenz) sowie aller Medikamente einschließlich der Nebenwirkungen ist sinnvoll.

  • Tragen Sie geschlossene Hausschuhe mit Profilsohle oder Socken mit Antirutschsohle.

  • Gehen Sie aufmerksam und vermeiden Sie Hetze.

  • Achten Sie beim Tragen von Lasten auf freie Sicht, besonders an Treppen und Stufen, Handlauf nutzen.

Organisatorische Maßnahmen

  • Schaffen Sie Platz und sorgen Sie für sicheren Bewegungsraum und freie Laufwege indem einzelne Möbelstücke umgestellt oder entfernt werden.

  • Sortieren Sie Schrankinhalte neu: Dinge des täglichen Bedarfs gehören nach vorne und in Greifhöhe.

  • Beseitigen Sie Stolperfallen wie Kabel, Verlängerungsschnüre, hochstehende Teppichkanten.

  • Entfernen Sie rutschende Brücken und Läufer oder beschaffen Sie rutschhemmende Unterlagen.

  • Stellen Sie mögliche Hindernisse wie Blumenbänke, Blumenvasen oder abgestellte Geräte an einen Platz, an dem sie nicht zur Stolperfalle werden.

  • Stolpern Sie nicht über Ihre Haustiere.

  • Halten Sie Ordnung und stellen Sie Gegenstände wie Einkaufstaschen, Wäschekörbe oder andere Dinge nicht in den Weg.

  • Wischen Sie Flüssigkeiten wie verschüttetes Wischwasser oder Flüssigseife direkt auf.

  • Manche Reinigungsmittel können Böden sehr glatt machen. Vermeiden Sie filmbildende Reinigungsmittel.

  • Planen Sie ausreichend Zeit für die Tätigkeiten im Alltag inklusive Zeit für Ruhe und Erholung ein. Akzeptieren Sie, wenn Ihre Kräfte nachlassen, und holen Sie sich rechtzeitig Hilfe und Entlastung z. B. für das Fensterputzen.

Vermeiden Sie riskante Balanceakte in luftiger Höhe auf Stühlen, Fensterbänken oder anderen improvisierten Steighilfen. Leitern und Tritte mit vier rutschsicheren Füßen, unlösbarer, stabiler Spreizsicherung und GS-Prüfzeichen senken das Sturzrisiko. Ausreichend im Haushalt sind drei bis vier breite Stufen mit einer rutschhemmenden Riffelung.

Maßnahmen der Wohnungsgestaltung

  • Auf ebene, intakte Bodenbeläge und Treppenstufen achten.

  • Treppengeländer und Handläufe über die erste und letzte Stufe hinausragend (bei Bedarf auch beidseitig).

  • An Wendeltreppen sind Geländer und Handläufe an der breiteren Seite der Stufen von Vorteil (bei Bedarf auch beidseitig).

  • Glatte Treppenstufen mit rutschhemmenden Farbstreifen bekleben.

  • Erste und letzte Treppenstufe mit Leuchtstreifen kennzeichnen oder farblich abheben.

  • Schwellen wenn möglich beseitigen oder andersfarbig kennzeichnen.

  • In der Höhe angepasste Sitzmöbel und Betten erleichtern das Aufstehen.

  • Vorgefertigte Möbelerhöhungen aus verschiedenen Materialien erhalten Sie in Sanitätshäusern oder Fachhandlungen für Alltagshilfen und Seniorenbedarf. Schreiner fertigen passgenaue Klötze aus Holz an. Beachten Sie, dass die Möbelerhöhung immer fest mit dem Möbelstück verbunden sein muss.

ccc_3653_32.jpg

Abb. 27
Ohne Teppiche geht es auch

  • Ausreichend helle, blendfreie Ausleuchtung der Wohnung.

  • Bequem erreichbare, im Dunkeln leuchtende Lichtschalter (selbstleuchtend oder mit Lichtstreifen markiert).

  • Nachtlichter und Bewegungsmelder mit großzügig eingestellten Zeitintervallen in der Wohnung, z. B. in Nähe des Betts für nächtliche Toilettengänge.

  • Bewegungsmelder mit großzügig eingestellten Zeitintervallen im Außenbereich an Wegen zwischen Haustür und Gartentor, der Haustür und Briefkasten, Terrassen, Garagen, Mülltonnen und Außentreppen.

Alltagsunterstützung durch moderne technische Assistenzsysteme

Intelligente technische Assistenzsysteme für moderne Wohnungen und Haushaltsgeräte werden immer häufiger eingesetzt. Stichworte sind hier Ambient Assisted Living (AAL) oder auch Smart-Home. Hierunter versteht man z. B. Herde, die sich selbst abschalten, wenn das Kochwasser überkocht oder kein Topf auf der Platte steht. Rollläden, die zu festgelegten Zeiten automatisch rauf- und runterfahren, und Fenster, die von unterwegs über das Smart-phone geschlossen werden können, erhöhen die Lebensqualität. Falldetektoren informieren Pflegedienste oder Angehörige bei Stürzen.