Abschnitt 5.17 - 5.17 Sicherheitstechnische Beurteilung von Pressen, funktional sichere/unsichere Pressen
Es ist nicht die Aufgabe der Einrichtpersonen, Komponenten (die "Innereien") von Pressen im Detail sicherheitstechnisch zu beurteilen.
Einrichtpersonen sollten jedoch Einsicht in Prüfungsbefunde nehmen, wenn sie Auffälligkeiten feststellen.
Die Betriebssicherheitsverordnung verpflichtet Unternehmer und Unternehmerinnen, Pressen durch zur Pressenprüfung befähigte Personen prüfen zu lassen (beispielsweise Personen aus Pressenherstellbetrieben).
Entsprechend den Technischen Regeln zur Betriebssicherheitsverordnung gilt eine Prüffrist von mindestens einmal jährlich als bewährt.
Betreiber und Betreiberinnen, die eine Prüf-(und Wartungsleistung) beauftragen, sind dafür verantwortlich zu verifizieren, ob zu dem Preis und in der Zeit, die auf dieser Grundlage kalkuliert wird, für die Pressenprüfung überhaupt eine umfängliche Prüfung nach den gültigen Vorschriften vollständig möglich ist!
Angebrachte Prüfplaketten sollten nicht zum Rückschluss auf die Sicherheit von Pressen verleiten. Die Prüfplaketten geben oft nur Zeitpunkte an.
Damit Exzenter- und verwandte Pressen funktional sicher sind, also nicht unerwartet anlaufen und beim gewollten Anhalten nicht durchlaufen (sie also jederzeit angehalten werden können), müssen sie folgende Merkmale aufweisen:
sichere Elektrosteuerung
bei bestimmten Exzenter- und verwandten Pressen: Nachlaufüberwachung beim OT-Stopp
sichere Ventilkombination zum Steuern von Kupplung und Bremse, z. B. Pressensicherheitsventil
sichere Kupplung und Bremse
bei bestimmten (alten) Exzenter- und verwandten Handeinlegepressen (ohne "CE"): Durchlaufsicherung
Bei hydraulischen Pressen/Gesenkbiegepressen sind die Merkmale für funktionale Sicherheit:
sichere Elektrosteuerung
bei bestimmten hydraulischen Pressen/Gesenkbiegepressen: "Testhub"
sichere hydraulische Steuerung
fest verrohrte Hebeleitung mit formschlüssigen Verschraubungen (zwischen abstützender Seite des Stößelantriebs und Pressenblock) von Oberkolbenpressen
bei bestimmten hydraulischen Pressen: Stößelverriegelung oder Stößelstütze(n)
Die funktionale Sicherheit oder Unsicherheit von Pressen ist maßgeblich für die zulässigerweise anwendbaren Schutzmaßnahmen.
Die Verwendung von funktional unsicheren Kalt-Pressen muss beschränkt werden. Typische Angaben lauten:
"Zugelassen nur für sichere Werkzeuge"
"Zugelassen nur für feste Abschirmungen"
"Zugelassen nur für bewegliche Abschirmungen"
(Grobe) Anhaltspunkte dafür, ob eine Presse funktional unsicher/sicher ist, bieten das (Um-) Baujahr der Presse (vor/nach "markanten Zeitpunkten", siehe Tabelle 1) und in den Fällen der Ausstattung mit Lichtvorhängen oder mit Zweihandschaltungen die an den Pressen angebrachten Angaben von Nachlaufzeit und Sicherheitsabstand.
Tabelle 1
Markante Zeitpunkte
| Bei Exzenter- und verwandten Pressen | der 1.4.1975 |
|---|---|
| Bei hydraulischen Pressen/hydraulischen Gesenkbiegepressen | der 1.10.1987 |
Mechanische Pressen oder hydraulische Pressen, die vor diesen Zeitpunkten nach damals vorliegender jeweiliger Unfallverhütungsvorschrift (UVV) gebaut und nie umgebaut (d. h. der jeweiligen UVV - unter Berücksichtigung von Ausnahmen - nachgeführt) wurden, sind nach heutigem Bewertungsmaßstab sehr wahrscheinlich funktional unsicher.
| Da es vorkommt, dass Pressen nachträglich mit berührungslos wirkenden Schutzeinrichtungen oder mit Zweihandschaltungen ausgestattet werden, ohne dass zum Beispiel die Pressensteuerung ausreichend angepasst wird, kann aus dem Vorhandensein solcher Schutzeinrichtungen nicht auf die Sicherheit der Presse rückgeschlossen werden. Bei Pressen, die "CE"-gekennzeichnet sein müssten, deutet ein fehlendes CE-Zeichen auf die Unkenntnis oder das Außerachtlassen gesetzlicher Vorgaben hin. |
|---|
Abb. 16
Entscheidungsschritte - funktional sichere Exzenter- und verwandte Presse (NL-Üb.: Nachlaufüberwachung, K/B: Kupplung/Bremse, DuSi: Durchlaufsicherung)
Abb. 17
Entscheidungsschritte - funktional sichere Hydraulikpresse/hydraulische Gesenkbiegepresse
(Mech. HHE: Mechanische Hochhalteeinrichtung)