DGUV Information 202-107 - Schwimmen Lehren und Lernen in der Grundschule Bewegungserlebnisse und Sicherheit am und im Wasser

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Abschnitt 1 - 1 Sicher Schwimmen Können: Bestandteil schulischer Grundbildung
Faszination und Attraktivität der Bewegung im Wasser

In allen Epochen der gesellschaftlichen Entwicklung gibt es Verständigungen darüber, was zu einer Grundbildung für alle Angehörigen der jeweiligen Gesellschaftsformation gehört (Tenorth, 2004; Benner, 2004). Die Verständigung ist auf die Beantwortung der Frage gerichtet, was sollten alle wissen und können, welche Grundausstattung für das Verhalten der Menschen in der Welt ist sicher zu gewährleisten. Die Überlegungen zu einer Grundbildung für alle, haben international eine Beschleunigung und Aufwertung durch die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und die Studien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD-Studien) und der damit verknüpften Literacy-Konzepte erfahren. Die Literacy-Konzepte sind Grundbildungskonzepte. Das Konzept der Physical-Literacy (Whitehead, 2013) wird als Konzept der Körperlichen Grundbildung verstanden und ist auf die Entwicklung motorischer Basiskompetenzen fokussiert.

Öffentliche Schulen sind die Garanten einer Grundbildung für alle Schülerinnen und Schüler. Die Schule als gesellschaftliche Institution und Organisationsform ist der hauptsächliche Ort für die Realisierung der Grundbildung. Ort und Dauer der Grundbildung sind zeitlich nicht fest begrenzt. So findet Grundbildung vor, während, nach und neben der Grundschulzeit statt.

Grundbildung schafft die Voraussetzungen für darauf aufbauende Bildungsprozesse und eröffnet individuelle Bildungsgänge. Körperliche Grundbildung (Physical Literacy) lässt Raum für Steigerungsformen (vertiefend, erweiternd). Sie ermöglicht Übergänge zu anderen Bildungsorten (z. B. Vereine) und Bildungsmodalitäten (z. B. sportliches Training).

Sicheres Schwimmen Können1 erfährt außerordentlich hohe gesellschaftliche Akzeptanz und wird als etwas verstanden, das jeder zu erlernen hat. Dieses Selbstverständnis ist historisch gewachsen und im kulturellen Gedächtnis der Gesellschaft geronnen. Der Schwimmunterricht gehört zur bewahrenswerten Tradition von Schule, Schulsport und Sportunterricht in Deutschland.

Sicheres Schwimmen Können gehört als motorische Basiskompetenz in den Kanon der Grundbildung. Die Ausbildung zum Sicher Schwimmen Können ist Bestandteil der schulgebundenen, obligatorischen körperlichen Grundbildung in den Organisationsformen des Sportunterrichts.

Das Lehren und Lernen des Schwimmens in den Schulen folgen dem Konzept der bildenden Erziehung. Das heißt: Die professionelle pädagogische Tätigkeit der Schwimmlehrkräfte hat eine schwimmerische Grundbildung zu ermöglichen, die sich im Sicheren Schwimmen Können aller Schülerinnen und Schüler äußert.

Im Sportunterricht werden allen Kindern und Jugendlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und Werte sowie Wissen und Verständnis für eine lebenslange gesellschaftliche Teilhabe am Sport vermittelt.

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK), die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft e.V. (dvs), der Bundesverband zur Förderung der Schwimmunterricht (BFS) und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) stimmen in der Auffassung überein, dass das Schwimmen als grundlegende motorische Kompetenz für alle Schülerinnen und Schüler zu verstehen ist. Es ist grundlegend für die aktive Teilhabe an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur 2.Kinder sollen möglichst früh einen freudvollen und vertrauten Umgang mit dem Wasser einüben und das Schwimmen angstfrei erlernen.

Ziel des Schwimmunterrichts in der Schule ist das Erwerben des Sicheren Schwimmen Könnens. Neben dem Erlernen der Schwimmtechniken erwerben alle Schülerinnen und Schüler weitere ausgewählte Kompetenzen für das Bewegen im Wasser. Sie können Situationen im, am und auf dem Wasser in puncto Sicherheit einschätzen und sich adäquat verhalten.

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Abb. 1
Schwimmen Lehren und Lernen - Bewegungserlebnisse im Wasser

Vor diesem Hintergrund soll mit der vorliegenden Schrift und dem Handkarten-Set für die Praxis des Schwimmunterrichts in der Grundschule ein Unterrichtsmaterial für Schwimmlehrkräfte vorgelegt werden. Dabei richtet sich der Fokus auf die Frage, wie der Schwimmunterricht unter den jeweiligen Rahmenbedingungen in der Grundschule 3 organisiert und erfolgreich durchgeführt werden kann.

Mit Sicher Schwimmen Können (synonym auch sicheres Schwimmen) wird in der gesamten Schrift ein sicheres Verhalten am und im Tiefwasser sowie ein ausdauerndes Schwimmen können bezeichnet.

KMK, BFS, dvs 2017

In den Ländern Berlin und Brandenburg gibt es eine sechsjährige Grundschulzeit.