Fachbeitrag  Arbeitssicherheit  

Von Menschen und Mäusen

Ergonomie von Computermäusen

Schmerzen im Handgelenk, Ziehen im Arm oder verspannte Schultern sind oft Folgen der Arbeit am PC. Auch wenn Mitarbeiter wegen solcher Beschwerden meist nicht gleich zum Arzt gehen, leiden Motivation und Produktivität bei der Arbeit unter solchen Symptomen. Die Gründe für solche Beschwerden können vielfältig sein. Im schlimmsten Fall muss die Ergonomie des gesamten Arbeitsplatzes überprüft werden. Doch selbst wenn der Schreibtisch die optimale Höhe hat, der Bildschirm im idealen Betrachtungswinkel steht und der Bürostuhl individuell optimiert ist, können andere Faktoren das Wohlbefinden auf der Arbeit stören.

Klein und deshalb wenig beachtet ist dabei die Computermaus. Obwohl sie bereits 1968 erfunden wurde, trat sie ihren Siegeszug erst Mitte der 1980er Jahre an, als sich grafische Benutzeroberflächen bei Personal Computern durchsetzten. Heute ist die Maus neben der Tastatur die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer. Dabei hat sich ihre ursprüngliche Form kaum verändert. Im Wesentlichen wird ein Kunststoffgehäuse über einen Tisch geschoben, wobei die Bewegungen mechanisch oder optisch aufgenommen und in Bewegungen des Mauszeigers auf dem Bildschirm umgesetzt werden.

Bereits die erste Maus hatte auf ihrer Oberseite einen Knopf, um Bildschirminhalte mit der Maus auszuwählen oder zu verändern. Heute haben Mäuse meist zwischen einer und drei »Maustasten«; spezielle Mäuse auch mehr. Den meisten Mäusen ist gemein, dass die Tasten auf der Oberseite liegen, so dass man sie am besten erreicht, wenn die Hand des Benutzers horizontal flach auf dem Mausgehäuse liegt. Auch wenn diese Form der Maus auf den ersten Blick naheliegend ist, hat sie hinsichtlich der Ergonomie doch einige Nachteile.

Anatomische Aspekte der Mausergonomie

Sitzt man am Schreibtisch und hat die Arme auf der Schreibtischplatte aufgelegt, liegt bei einer natürlichen Haltung die Handkante auf der Schreibtischplatte auf. Dies liegt an den Bewegungsmöglichkeiten der Schulter- und Ellebogengelenke sowie an der Anatomie des Unterarms. Dieser besteht aus zwei Knochen, Elle und Speiche, die in dieser Haltung annähernd parallel zueinander verlaufen, wobei die Elle unten auf der Schreibtischplatte aufliegt.

Normale Maus

Normale Maus

 

Um eine gewöhnliche Maus zu bedienen, muss die Hand oben auf dem Mausgehäuse liegen. Da das Handgelenk kein Drehgelenk ist, erfolgt die Drehung aus dem Unterarm. Dieser muss so verdreht werden, dass die Handfläche nach unten weist. Der medizinische Ausdruck dafür heißt Pronation. Elle und Speiche verdrehen sich gegeneinander, so dass sich die Knochen beinahe kreuzen. Da diese Stellung aktiv aufrecht erhalten werden muss, wird die Unterarmmuskulatur einer hohen statischen Belastung ausgesetzt. Die kontinuierliche Muskelspannung führt zu einer Beeinträchtigung der Blutzirkulation. Unterhalb eines wichtigen Muskels, der bei Pronation beansprucht wird, verläuft einer der größeren Nervenstränge des Arms. Eine andauernde Muskelbeanspruchung kann zu einem kontinuierlichen Druck auf diesen Nerv führen. Die Folgen können Schmerzen, Steifigkeit, und rasche Ermüdung sein, in schlimmeren Fällen kommen Kribbeln, Koordinationsstörungen der Hand und hoher Kräfteverschleiß hinzu.

Doch nicht nur der Arm, auch die einzelnen Finger müssen das Mausgehäuse aktiv fassen. Auch hier treten häufig Ermüdungserscheinungen auf, da sich die »Maushand« teilweise einen ganzen Arbeitstag lang nicht oder nur kurzfristig in eine natürliche, entspannte Ruhestellung begeben darf. Die Folgen sind schnelle Ermüdung und Koordinationsstörungen; bei sehr konzentrierter Mausarbeit, etwa im graphischen Bereich, treten nicht selten Krämpfe in den Fingern auf.

Ergonomische Mäuse

Inzwischen machen sich fast alle Hersteller von Mäusen Gedanken darüber, wie Mäuse ergonomischer gestaltet werden können. Die meisten großen Hersteller wie Logitech, Microsoft oder Cherry haben asymmetrische Mausformen entwickelt, bei denen sich die Hand quasi in Ruhestellung um die Maus schmiegen kann. Die Tasten sind dabei schräg auf der Oberseite angeordnet. Eine entspanntere Haltung der Finger und eine geringere Pronation bedeuten bei der Arbeit mit der Maus eine geringere statische Belastung und damit weniger Beschwerden als bei der Arbeit mit einer konventionellen, symmetrischen Maus.

Vertikale Maus

Vertikale Maus

 

Einige Anbieter gehen noch weiter und drehen die ganze Mauskonstruktion um 90 Grad. Das Ergebnis ist eine sogenannte »vertikale Maus«, wie sie etwa der dänische Hersteller Evoluent anbietet.

Der Nachteil solcher vertikaler Mäuse ist, dass man beim Bewegen der Maus mit der Handkante über die Schreibtischplatte schleift. Daneben besteht die Gefahr, dass man die Maus beim Klicken verschiebt, da der Gegendruck der Schreibtischplatte bei einer vertikalen Anordnung der Maustasten entfällt. Einige Hersteller versehen ihre vertikal ausgerichteten Mäuse deshalb mit einer bequemen Auflage für die Handkante. Diese hält die Maus beim Betätigen der Maustasten in Position und schleift beim Bewegen der Maus nicht über die Tischplatte. Andere Hersteller versehen ihre Mäuse mit einer Art Griff, so dass die Maus ähnlich wie ein Stift geführt und gehalten werden kann.

Optimale Ergonomie

Da Menschen unterschiedlich sind, kann es nicht eine optimale Mausform für alle geben. Das fängt allein damit an, dass es Rechts- und Linkshänder gibt. Kann eine konventionelle, symmetrische Maus noch von Rechts- und Linkshändern bedient werden - ggf. muss lediglich die Funktion der Maustasten vertauscht werden - kann ein Linkshänder fast gar nicht mit einer Maus arbeiten, die für Rechtshänder ergonomisch optimiert gestaltet wurde. Daneben entscheidet die Größe der Hände, wann die Finger in einer entspannten Haltung auf der Maus liegen. Eine Maus sollte also auch an die Handgröße angepasst sein. Nicht zuletzt sind es individuelle Faktoren, welche Mausform man als angenehm empfindet. In Idealfall sollte man die Möglichkeit haben, eine Maus eine Zeit lang auszuprobieren.

Optimale Funktion

Mäuse, die die Handbewegungen nicht präzise in Bewegungen des Mauszeigers umsetzen, sind nicht nur ein Ärgernis, sondern führen bei der Bedienung unweigerlich zu Anspannung und Verkrampfung. Die optimale Funktion der Maus gehört damit ebenfalls zur Ergonomie. Gegebenenfalls muss die Abtasteinrichtung - also der Mausball oder die Optik - gereinigt werden. In vielen Fällen hilft auch ein geeignetes Mauspad.

Zuletzt ist es wichtig, die Empfindlichkeit der Maus den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Dies ist Softwareseitig bei den meisten Mäusen möglich. Für normale Büroanwendungen benötigt man weder die feine Auflösung, die Grafiker bei Eingabeinstrumenten brauchen, noch die hohen Reaktionsgeschwindigkeiten, die Computerspieler oft schätzen.

Alternativen zur Maus

Je nach Einsatzbereich bieten sich auch Alternativen zur Maus an. An den meisten Laptops befinden sich Touchpads. Die professionelle Variante des Touchpads, die besonders gern im graphischen Gewerbe anzutreffen ist, ist das Grafik-Tablett, das mit verschiedenen Werkzeugen bedient werden kann. Einen größeren Bekanntheitsgrand haben auch sogenannte Trackballs, quasi eine umgedrehte mechanische Maus. Auch hier gilt: im Zweifelsfall ausprobieren.

Martin Mertens

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