Fachbeitrag  Arbeitssicherheit  

Pandemie: Sind deutsche Unternehmen vorbereitet?

Seit dem Ausbruch der sogenannten Schweinegrippe (mittlerweile auch als mexikanische Grippe oder A/H1N1 bekannt) in Mexiko Ende April und ihrer rapiden Ausbreitung auch nach Europa mit ersten Todesfällen im Juni steht nach SARS und Vogelgrippe eine neue Erkrankungswelle im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit. Eine solche Pandemie, d.h. die weltweite Ausbreitung einer Infektionskrankheit, betrifft nicht nur die Erkrankten, sondern auch das Wirtschaftsleben. Die Auswirkungen auf den Betrieb von Unternehmen können vielschichtig sein: Wenn infolge einer plötzlichen Erkrankungswelle Mitarbeiter ausfallen (da selber erkrankt oder Angehörige pflegend), kann es zu Personalengpässen kommen. Wenn außerdem Zulieferer nicht mehr termingerecht liefern oder gar Teile der öffentlichen Infrastruktur ausfallen, sind Szenarien denkbar, auf die viele Betriebe kaum vorbereitet sind.

Auch wenn Warnungen vor einer »pandemiebedingten Insolvenzwelle« übertrieben erscheinen, neueren Studien zufolge kann eine Pandemie weitreichende Folgen für Unternehmen haben. Insbesondere durch die Rationalisierungsmaßnahmen der letzten Jahre sind viele Unternehmen gegen plötzliche Mitarbeiterausfälle sehr anfällig geworden.

Laut einer Untersuchung des IMWF (Institut für Management- und Wirtschaftsforschung, Hamburg) wird das Risikomanagement vieler Unternehmen als unzureichend eingeschätzt. Das gilt insbesondere für den Mittelstand. Nur bei jedem zweiten Unternehmen gab es einen Notfallplan. Unbedingt empfohlen wird eine enge Zusammenarbeit von Geschäftsführung und Betriebsarzt als der wichtigen Schnittstelle zu Behörden.

Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben!

Die Krankmeldungen in Deutschland sind so niedrig wie nie. Doch bei einer Pandemie gilt für Beschäftigte - neben anderen Hygieneregeln - insbesondere die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, bei Fieber zu Hause zu bleiben, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Denn die Erreger werden meist durch Tröpfcheninfektion, d.h. beim Niesen und Husten, von Mensch zu Mensch weitergegeben. Gesundheitsexperten fordern daher Unternehmen auf, ihre Mitarbeiter zu informieren, unter welchen Voraussetzungen sie nach einer Erkrankung wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren sollen. Die in vielen Unternehmen gängige Praxis, dass Beschäftigte an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, ohne ihre Erkrankung auskuriert zu haben, erhöht das Ansteckungsrisiko innerhalb eines Unternehmens. Werden zudem mehr Möglichkeiten für eine virtuelle Zusammenarbeit im Unternehmen geschaffen, gelingt es eher, in kritischen Phasen Infektionsketten zu unterbrechen und das Ansteckungsrisiko für die Mitarbeiter so weit wie möglich zu verringern.

VDBW rät zu Risiko- und Krisenmanagement

Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) rät Unternehmen, einen Notfallplan zu erstellen und einen Pandemiekoordinator zu bestimmen. Firmen seien zwar auf Computerausfälle vorbereitet, nicht aber darauf, wenn die Computerbediener, z.B. durch eine Grippewelle, ausfielen. Unternehmen wird daher geraten, sich rechtzeitig mit dem Thema »Betriebliches Risikomanagement« zu befassen und sich darauf vorzubereiten, die überlebenswichtigen Funktionen im Betrieb auch mit einer Notbesetzung zu sichern. In ein Krisenmanagement-Team sollte unbedingt auch ein Betriebsarzt eingebunden sein.

Informationen zur aktuellen Pandemiegefahrenlage sowie zu Schutz und Prävention gibt es auf den Webseiten des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de), der Bundesanstalt für Risikobewertung (www.bfr.bund.de) und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) (www.fli.bund.de). Der VDBW (www.vdbw.de) bietet eine Checkliste für Firmen im Rahmen der Influenza-Pandemie-Planung, Empfehlungen für Betriebsärzte zur Vorbereitung auf eine Influenza-Pandemie und weitere Dokumente, etwa zu Regelungen für Auslandsreisen.

Was bei all dem Wirbel um die jüngsten Grippewellen leicht vergessen wird: Jedes Jahr erkranken einige Zehntausend deutsche Beschäftigte auf Dienstreisen im Ausland. Doch können viele Risiken kontrolliert werden und insbesondere Schutzimpfungen gegen Tetanus oder Hepatitis B sind unverzichtbar.

Dr. Friedhelm Kring

Teaser Abbildung: © 2ndpic - Fotolia.com

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