Der ständige Wandel in der Arbeitswelt fordert von Führungskräften und Mitarbeitern eine hohe Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, laufend Neues zu lernen. Nicht jeder Beschäftigte kommt mit diesen Anforderungen klar - manche reagieren darauf mit schweren gesundheitlichen Problemen.
Betriebliche Veränderungen sind für die einen eine willkommene Herausforderung, für die anderen jedoch eine erhebliche Belastung, die mitunter zur Erschöpfung und Krankheit führen kann. Es müssen nicht einmal die großen Veränderungsprozesse sein, wie beispielsweise Geschäftsaufgaben oder Fusionen, sondern es reichen schon kleine Neuerungen, beispielsweise neue EDV-Programme, um Mitarbeiter in eine Krise aus Angst und Trauer zu stürzen. Häufig stellen sie sich Fragen wie: Bin ich überhaupt gut genug, um die neuen Aufgaben zu bewältigen? Oder: Verliere ich vielleicht meinen Job? Es läuft ein innerer Prozess ab: vom ersten Schock über eine Phase der Ablehnung bis hin zur Akzeptanz und Einsicht. Nach diesem Prozess folgt das Ausprobieren und Auseinandersetzen. Die neue Anforderung wird umgesetzt und geht nicht selten mit der Erkenntnis einher, dass sich diese Veränderung auch positiv auf den Arbeitsprozess ausgewirkt hat. Doch bis zu dieser Erkenntnis durchlaufen manche Beschäftigten einen psychischen Leidensweg.
Frühzeitige Kommunikation ist das A und O!
Unternehmen und Führungskräfte können ihren Mitarbeiter diesen Anpassungsprozess sehr erleichtern, indem sie frühzeitig die anstehenden Veränderungen kommunizieren, Fragen beantworten und Unsicherheiten und Ängsten in zielgerichteten Gesprächen begegnen. Dabei ist die Unterstützung durch einen Betriebspsychologen sinnvoll. In Einzelgesprächen können die Betroffenen „über die Belastungen durch laufende Veränderungsprozesse sprechen und reflektieren“, erläutert Diplom-Psychologin Iris Dohmen, Fachgebietsleiterin für Arbeits-, Betriebs- und Organisations-Psychologie beim TÜV Rheinland
Selbst aktiv werden
Dohmen rät neben der professionellen Hilfe auch zur Selbsthilfe. Mitarbeiter, die von Veränderungsprozessen betroffen sind und Ängste verspüren, können sich beispielsweise mit Entspannungstechniken zur Stressbewältigung auch selber helfen. Ein bewährtes Mittel ist es außerdem die negative Sichtweise umzukehren, beispielsweise durch positives Hinterfragen der neuen Situation: Welche Vorteile bringt mir die Veränderung? Oder: welche beruflichen und sozialen Kompetenzen benötige ich eigentlich, um die neuen Aufgaben zu erfüllen? Auch die Reflektion auf bisher persönlich erzielte Erfolge und den großen Schatz an Kompetenzen, die man bereits erworben hat, können Verunsicherungen und Erschöpfungsreaktionen wieder auflösen.
Aus der Situation gehen
Wenn die als bedrohlich empfunden Neuerungen zu dauerhaftem emotionalen Stress führen, sind ein vorübergehender Rückzug aus der belastenden Situation und die damit einhergehende Ruhe wichtig. Betroffene sollten sich jemanden anvertrauen: Der Erfahrungsaustausch mit Kollegen oder Freunden kann ebenfalls dazu beitragen, einen großen Teil der Sorgen zu lindern.
Quelle/Text: Tüv Rheinland, Redaktion arbeitssicherheit.de
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