Fachbeitrag  Arbeitssicherheit  

»Entscheidend ist der Gesamteindruck«

Herr Kotzorek, Sie sind für die Gesundheit und Sicherheit der mehr als 60 000 Randstad-Mitarbeiter in Deutschland zuständig. Wie gehen Sie dabei vor?

Ich handle stets nach dem Leitspruch: Unsere Mitarbeiter gehen gesund zur Arbeit und kehren unversehrt nach Hause zurück. Als Personaldienstleister müssen wir die gesetzlichen Vorgaben zur Arbeitssicherheit berücksichtigen, zum Beispiel regelmäßige sicherheitstechnische Arbeitsplatzbegehungen und Unterweisungen. Einzuhalten sind auch medizinische Vorgaben wie die Pflichtuntersuchungen auf berufliche Tauglichkeit, etwa beim Umgang mit bestimmten Gefahrstoffen.

Ihre Zeitarbeitnehmer werden bundesweit in den verschiedensten Betrieben eingesetzt. Wo gelten ganz spezielle Bestimmungen?

Die Arbeitnehmerüberlassung in kerntechnischen Anlagen ist nur mit besonderer Zustimmung unserer Geschäftsführung möglich, unter strikter Einhaltung aller Vorgaben. Asbestsanierungen lehnen wir ab; es besteht ein Überlassungsverbot in entsprechende Betriebe. Auch bei Sprengstoffbeseitigung halten wir uns zurück, da hatten wir schon einige Herausforderungen in den neuen Bundesländern zu bewältigen.

Setzt Randstad speziell geschultes Personal ein, um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten?

Mit mehr als 500 Niederlassungen sind wir ein Generalist im weitesten Sinne. Unser Geschäft wird vor Ort durch Manager und Vertriebsdisponenten gesteuert, die sich auch in Sachen Arbeitssicherheit weiterbilden müssen. Der Niederlassungsleiter hat in der Regel an einem Seminar der Reihe »Arbeitssicherheit für Führungskräfte« der Berufsgenossenschaften teilgenommen und sich zum Sicherheitsbeauftragten fortbilden lassen. Diese Bemühungen werden beratend von externen Fachkräften für Arbeitssicherheit unterstützt. Als mitbestimmtes Unternehmen haben wir auch freigestellte Betriebsräte, die sich mit um das Thema Arbeitssicherheit kümmern und unter anderem gemeinsam mit den FaSis unsere PSA begutachten.

Welche Bedeutung haben Zertifizierungen für Ihr Unternehmen?

Randstad erfüllt alle Anforderungen des SCP-Standards, hat also vom TÜV das Sicherheits-Zertifikat für Personaldienstleistungen erhalten. Es kommt aus der Petrochemie, wo der Umgang mit Treibstoffen besonders verheerende Folgen haben kann, wird mittlerweile aber in den unterschiedlichsten Branchen erwartet. Viele unserer Kunden legen Wert auf diese Zertifizierung.

Darüber hinaus wurden wir Anfang 2009 von unserer Berufsgenossenschaft als AMS-Dienstleister zertifiziert. Dieses Gütesiegel, das für »Arbeitsschutz mit System« steht, wurde Randstad zunächst bis zum Jahr 2012 erteilt. Dabei kommen Aufsichtsbeamte der VBG in unsere Niederlassungen, um zu prüfen, ob die Sicherheitsmaßnahmen dort so umgesetzt werden, wie wir es in unserer Zentrale in Eschborn beschreiben.

Nach welchen Maßstäben sorgen Sie und die Vorgesetzten in den Niederlassungen für die Arbeitssicherheit jedes Einzelnen?

Zu unserem System gehört eine sicherheitstechnische Arbeitsplatzbeurteilung. Wir sehen uns den jeweiligen Einsatzbereich genau an und besprechen mit dem Kunden, was wir zusammen tun können, um Mitarbeiter vor einem Schaden zu bewahren. Das kann die Persönliche Schutzausrüstung betreffen wie Gehörschutz, Helm oder säurebeständige Schuhe. In Extremfällen kann es aber auch vorkommen, dass wir die Umrüstung einer Maschine einfordern, damit sie nur im Zweihand-Betrieb laufen kann und der Mitarbeiter sich nicht mit einer Hand den Finger abschneidet.

Nehmen Sie also eine eigene Gefährdungsbeurteilung vor?

Nicht in diesem Sinne. Eine Gefährdungsbeurteilung ist noch umfangreicher und Aufgabe des Kunden. Wir setzen voraus, dass unsere Kunden, zu denen auch Big Player dieses Landes zählen, ihren Verpflichtungen nachkommen. Große Konzerne wie Siemens lassen für jeden Arbeitsplatz eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Es wäre unsinnig, wenn wir das Gleiche noch einmal machen würden. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, im Rahmen der sicherheitstechnischen Arbeitsplatzbegehung den Kunden zu befragen, welche Gefährdungen an den jeweiligen Maschinen und Anlagen bestehen und mit welcher PSA wir unsere Mitarbeiter ausstatten sollen.

Das könnte Ihnen der Kunde auch schriftlich mitteilen. Weshalb besichtigen Sie den Arbeitsplatz zusätzlich?

Uns ist es wichtig genau zu wissen, wo unsere Mitarbeiter arbeiten. Nur wenn wir den Tätigkeitsbereich selbst gesehen haben, können wir uns ein umfassendes Bild darüber machen, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind. Wir stellen dann zum Beispiel fest, dass eher ein größerer Mitarbeiter in Frage kommt oder dass es sich um einen sehr engen Arbeitsplatz handelt, wo besser jemand hantieren sollte, der etwas wendiger ist. Manchmal ist es auch sinnvoller, jemanden einzusetzen, der noch zusätzlich besondere Fertigkeiten mitbringt, zum Beispiel Erfahrungen bei Entgratungsarbeiten an der Stanze.

In verschiedenen Firmen gehen die Auffassungen bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen bisweilen auseinander.

Immer, wenn zwei Parteien eine Sache betrachten, kann es eine unterschiedliche Sicht der Dinge geben. Hier aber steht der Mensch und seine Unversehrtheit im Mittelpunkt. Es ist unsere Aufgabe, dem Kunden Veränderungen nahe zu legen, wenn dadurch der Unfallschutz optimiert werden kann. In den letzen Jahren hat sich hier schon sehr viel getan, und in der Regel möchte der Kunde unsere Philosophie unterstützen. Probleme gibt es eher bei kleineren Firmen, wenn jemand eine Produktion in einer Garage startet, schauen wir uns das schon sehr genau an. Dafür sind hier jedoch die Entscheidungswege kürzer, so dass man schnell zu einer guten Einigung kommen kann.

Was macht Randstad, wenn ein Kunde sich quer stellt?

Wir bemühen uns immer um eine konstruktive Lösung, denn unsere Kunden sind unsere Basis. Wenn ein Kunde aber konkrete Gefährdungen nicht wahrhaben will, sagen wir als Berater oder Vorgesetzter: Diese Position besetzen wir nicht mit Mitarbeitern von Randstad.

Welchen Ansprüchen müssen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genügen?

Der Mitarbeiter wird nur eingesetzt, wenn er die erforderliche PSA trägt, die wir kostenlos zur Verfügung stellen. Als Arbeitgeber müssen wir uns beispielsweise auch überzeugen, dass jemand, der ein Flurförderzeug führt, dazu in der Lage ist. Der Staplerschein allein genügt uns nicht, entscheidend ist der Gesamteindruck. Wenn jemand zum Beispiel keinen gültigen Kfz-Führerschein besitzt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass er gar nicht mehr fahrtauglich ist.

Dienen all diese Maßnahmen ausschließlich der Arbeitssicherheit?

Bei der Arbeitsplatzbeurteilung gewinnen wir natürlich noch eine Fülle von anderen Eindrücken, die vor allem bei neuen Auftraggebern entscheidend sein können. Wo es durchregnet, wo Arbeitssicherheit nicht so im Fokus steht, wie wir uns das wünschen, könnten wir auch Zweifel hegen, ob die Rechnung am Ende bezahlt wird. Zu unserem Prinzip »Kennen - Dienen - Vertrauen« gehört aber eben auch, dass wir uns um unsere Mitarbeiter kümmern.

Christine Lendt

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