Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Industrie 4.0 lässt Mensch und Maschine zunehmend enger zusammenrücken. Moderne Technologien vereinfachen Prozesse. Diese Veränderungen versprechen zwar Entlastung auf Arbeitnehmerseite, stellen aber gleichzeitig neue Anforderungen an den Arbeitsschutz.
Die Digitalisierung beschäftigt vermutlich alle Unternehmen – die einen mehr, die anderen weniger. Je nach Branche herrscht eine unterschiedliche Dynamik an Fortschritt hinsichtlich Technologien und Entwicklungen. Vor allem im Industriesektor zeigen sich die Veränderungen deutlich. Mit Robotik und Automatisierung gestalten sich nicht nur Produktionsprozesse effizienter, auch die Anforderungen an die Arbeitskraft haben sich stark gewandelt. Mussten Beschäftigte der Fertigung vor einigen Jahren noch relativ einfache Gerätschaften bedienen können, stehen sie heute vor hochkomplexen und computergesteuerten Anlagen. Dabei arbeiten sie oftmals Hand in Hand mit Maschinen.
Doch auch im Dienstleistungssektor und an Büroarbeitsplätzen hat sich die Arbeit gewandelt. Globale Vernetzung, ständige Erreichbarkeit, hohe Informationsflut und immer wieder neue Anwendungen lassen die Anforderungen an Mitarbeiter steigen. Neben zusätzlichen Kompetenzen ist in diesen Zeiten Flexibilität gefragt – oftmals eine Belastungsprobe für die psychische Gesundheit.
Gefahren bei Kommunikation zwischen Mensch und Maschine
Die Handhabung, Bedienung und Wartung von Anlagen erfordert den Einsatz entsprechend qualifizierter Fachleute. Diese sollten die Komplexität der Maschinen verstehen und beherrschen. Umgekehrt sollten Systemmeldungen auf den Menschen und seine Informationsaufnahme abgestimmt sein. Interpretieren Beschäftigte die Meldung eines Systems falsch oder nehmen diese gar nicht erst wahr, können schwerwiegende Unfälle die Folge sein.
Von großer Bedeutung ist daher die Schnittstelle beziehungsweise Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Moderne Technologien können zwar zu einer physischen Entlastung, aber gleichzeitig zu einer psychischen Belastung führen. Dies ist der Fall, wenn ein System oder Anlage beim Anwender aufgrund technischer Anforderungen oder hoher Informationsflut zu einer Überforderung führt. Das Ergebnis ist Stress, der sich zu einer Gesundheitsbelastung entwickeln kann.
Ständige Erreichbarkeit als Risikofaktor
Die Vorteile der Digitalisierung wie Arbeiten von jedem Ort oder weltweite Vernetzung stehen außer Frage. Doch gleichzeitig können sich diese positiven Faktoren negativ auswirken. Hohe Informationsflut und ständige Erreichbarkeit können die Psyche belasten. Eine aktuelle Umfrage von TÜV-Rheinland zeigt, dass fast 80 Prozent aller Angestellten im Urlaub nicht abschalten können. Rund 13 Prozent der Befragten gibt an, dass ihr Arbeitgeber von ihnen auch während des Urlaubs Erreichbarkeit erwartet. Dabei sollten sich Beschäftigte während ihrer Freizeit erholen und regenerieren können. In digitalen Zeiten ist das keine leichte Aufgabe.
Arbeitsschutz vorausschauend gestalten
Wie die Arbeitswelt in einigen Jahren konkret aussehen wird, dazu lässt sich keine valide Aussage treffen. Klar ist jedoch: Sie wird noch digitaler.
Systeme sowie Maschinen werden vermehrt mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sein und Routinearbeiten übernehmen. Auf Mitarbeiterseite werden vielseitige Kompetenzen gefragt sein, die Anforderungen an sie weiter steigen lassen. Für den Arbeitsschutz bedeutet das: sich frühzeitig mit Chancen und Risiken jeweiliger Arbeitsfelder auseinanderzusetzen. Dazu zählt auch, die sichere und gesunde Nutzung moderner Technologien als festen Bestandteil in den Arbeitsschutz zu integrieren. Es braucht tätigkeitsbezogene Handlungshilfen. Darüber hinaus könnten psychische Belastungen aufgrund steigender Anforderungen auf Mitarbeiterseite weiter zunehmen. Wichtig ist es, rechtzeitig präventive Maßnahmen anzugehen und alle Beteiligten im Betrieb für das Thema zu sensibilisieren.
Weiterführende Informationen zum Thema
- »Technik-Stress 4.0 – Was Mitarbeiter in Zukunft leisten müssen« – Präsentation BGF- Jahressymposium von Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement, Universität St. Gallen
- »Der Mensch im Mittelpunkt – Prioritäten für den Arbeitsschutz von morgen« – Publikation von Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Quelle/Text: DGUV, IFA, BGF-Institut, TÜV-Rheinland; Redaktion arbeitssicherheit.de (SL)
Stand: Juli 2018
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