DGUV Information 202-113 - Inklusion im Schulsport Handreichung für Lehrkräfte

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Abschnitt 1 - 1 Einleitung

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Als einziges Bewegungsfach im Fächerkanon eröffnet der Sportunterricht vielfältige Lern- und Erfahrungsräume in der Schule. Neben dem sportlichen Wettbewerb stehen im Unterricht vor allem das Miteinanderund Voneinander lernen im Vordergrund. Gerade hier versteht sich Inklusion als die Form des Umgangs mit der individuellen Einzigartigkeit und der gleichzeitigen Verschiedenheit von Menschen im Bewusstsein, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihre eigenen Potenziale haben, die es wahrzunehmen und wertzuschätzen gilt. Dabei beschränkt sich Inklusion nicht nur auf schulische Lern- und Bewegungsräume in denen sich Schülerinnen und Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen begegnen. Es gilt die vielfältigen Aspekte von Verschiedenheit in den Fokus zu nehmen, wie z. B. die soziale Herkunft, Kultur, Glaube, Geschlecht und sexuelle Orientierung. Inklusiver Sportunterricht bezieht sich somit auf alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von Ausgrenzung und fehlender Teilhabe und Teilnahme bedroht sind, mit dem Ziel das Verständnis für Vielfalt zu fördern und davon zu profitieren.

In erster Linie richtet sich diese DGUV Information an alle Lehrkräfte, die die Verantwortung für den Sportunterricht tragen. Ebenfalls angesprochen werden Personen, die in die Planung, Gestaltung und Durchführung von Schulsportangeboten unterstützend eingebunden werden und Verantwortung übernehmen (z. B. Fachkräfte im Ganztag, Übungsleitungen). Mit dieser Handreichung soll ebenfalls den Schulleitungen Unterstützung in Fragen gegeben werden, die im Kontext von Bewegung, Spiel und Sport Relevanz haben. Für Fachkonferenzen kann diese Informationsschrift eine Hilfestellung für die Erarbeitung von tragfähigen und nachhaltigen Konzepten für den Schulsport sein. Außerdem werden alle Personen angesprochen, die im Rahmen der Qualitätsentwicklung im Schulsport beratend beteiligt sind, sowie darüber hinaus auch die Vertreter der Sportbünde und der Fachverbände.

Alle am Schulsport Beteiligten erhalten Anregungen und Impulse, wie sie Herausforderungen im Kontext von Heterogenität und Vielfalt im Schulsport konstruktiv begegnen können.

Die Entwicklung von Handlungssicherheit für die pädagogische Praxis von Lehrkräften im Schulsport wird unterstützt, indem

  • durch die Darstellung von Gelingensbedingungen für das Lernen im Schulsport Anhaltspunkte für die Entwicklung von tragfähigen und nachhaltigen schulinternen Konzepten für den Schulsport verdeutlicht werden.

  • schulsportrelevante medizinische, pädagogische und sonderpädagogische fachliche Inhalte vermittelt werden.

  • Praxishilfen für die Gestaltung von Schulsportangeboten mit Schülerinnen und Schülern mit Behinderung, mit dem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung und/oder mit gesundheitlicher Krise oder chronischer Erkrankung aufgezeigt werden.

  • vielfältige Anregungen und Ideen aus der Praxis für die Praxis dargestellt werden. Neben allgemeinen Hinweisen für den Umgang mit heterogenen Lerngruppen wird in erprobten Praxisbeispielen aufgezeigt, wie eine abwechslungsreiche, individualisierte und differenzierte Gestaltung von Schulsportangeboten gelingen kann.

  • Hinweise für die Vertiefung von Fachwissen und Aneignung von Spezialwissen durch Angaben von Quellen und Links bereitgestellt werden.

Die Leserinnen und Leser erhalten vielfältige Vorschläge und Impulse sowohl für den Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit einer Behinderung, mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung und/oder einer chronischen Erkrankung als auch für die individuelle Förderung dieser Schülerinnen und Schüler. Dadurch wird u. a. ein Beitrag dazu geleistet, ein besseres Verständnis für die individuelle Situation der einzelnen Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Die zusammengestellten Ideen, Anregungen sowie Tipps für die Praxis sind allerdings nicht als vollständige "Rezeptsammlung" zu verstehen. Gespräche zwischen Lehrkräften sowie Eltern und ggf. Ärztinnen und Ärzten bezogen auf die individuelle Situation der einzelnen Schülerin, des einzelnen Schülers sollten immer einbezogen werden.

Die Darstellungen von unterschiedlichen Personengruppen und für den Schulsport besonders relevanten Behinderungsformen und (chronischen) Erkrankungen werden in unterschiedlichen Kategorien zusammengefasst.

Diese Einteilungen beziehen sich auf die gängigen Erkenntnisse und Definitionen aus der Medizin und der (Sonder-)Pädagogik und sind erforderlich, um Erscheinungsformen, mögliche Auswirkungen sowie Förderkonzepte voneinander zu unterscheiden und einordnen zu können. Die Personengruppen teilen sich zwar ein Set an Kriterien, sonst wäre eine Kategorisierung gar nicht möglich. Die Kriterien stellen aber immer nur eine Facette der Gesamtpersönlichkeit dar. Deshalb ist es bedeutsam, den Blick auf das einzigartige Individuum zu richten und die Begegnung von Persönlichkeiten in den Vordergrund zu stellen, unabhängig von der sozialen Herkunft, der individuellen Migrationsgeschichte, des Glaubens oder des Geschlechts. Eine unvoreingenommene, vorurteilsfreie und positive Grundhaltung gegenüber jeder Einzelnen und jedem Einzelnen ist für eine wertschätzende Begegnung und Beziehungsgestaltung im Rahmen des Schulsports von entscheidender Bedeutung.

Es ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte diese Handreichung im Sinne eines Nachschlagewerks ggf. vorwiegend auszugsweise lesen, um sich mit Blick auf die aktuelle Lerngruppe zu einer spezifischen Behinderung, dem individuellen Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, einer (chronischen) Erkrankung, deren Auswirkungen auf den Schulsport und/oder zu schulsportrelevanten Fragestellungen und Praxisbeispielen informieren. Aus diesem Grund wurde auf Wiederholungen von Aussagen in unterschiedlichen Themenbereichen der Veröffentlichung bewusst nicht verzichtet.