DGUV Information 202-113 - Inklusion im Schulsport Handreichung für Lehrkräfte

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Abschnitt 5.4 - 5.4 Diagnostische Kompetenzen

Die Erfassung von Lernvoraussetzungen ist eine wichtige Grundlage für die Gestaltung von Angeboten und individualisierten Lernprozessen im Schulsport. Lehrkräfte benötigen grundlegende Kompetenzen in den Bereichen der Diagnose von Entwicklungsständen, Lernpotenzialen, Lernhindernissen und Lernfortschritten. In Bezug auf den Anspruch der individuellen Förderung erhält Diagnostik somit eine Schlüsselfunktion. Diagnostische Kompetenzen sind Kernkompetenzen und sollten von Lehrkräften fortlaufend in den Unterricht eingebunden werden.

Diagnostische Kompetenzen sind förderlich um,

  • Lernstände der Schülerinnen und Schüler erkennen und beschreiben zu können,

  • die Lernentwicklung von Schülerinnen und Schülern nachhaltig auf den Weg zu bringen, individuell zu begleiten und die Lernenden zu beraten,

  • die Wirksamkeit der Förderung zu überprüfen,

  • Lernprobleme zu erkennen, zu beurteilen und individuelle Maßnahmen und Hilfestellungen zu entwickeln,

  • Zielvereinbarungen für die individuelle Förderung zu formulieren und

  • Lernprozessdiagnostik im Rahmen der Förderplanung zu realisieren.

Im Schulsport gibt es unterschiedliche diagnostische Verfahren, die eingesetzt werden können. Dazu gehören neben der systematischen Beobachtung u. a. standardisierte Testverfahren aus dem Bereich der Motodiagnostik. Der Bereich der standardisierten Testverfahren wird im Rahmen dieser Handreichung jedoch nicht näher konkretisiert. Schwerpunktmäßig wird beleuchtet, wie Beobachtungskompetenzen konkret genutzt werden können, um vielfältige Informationen zu den allgemeinen und sportspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler zu gewinnen.

Hilfen für die gezielte Beobachtung können Fragebögen und Checklisten sein, auf denen Kriterien für die Beobachtung vermerkt sind. Die Kriterien können sich z. B. auf

  • die sportbezogenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in Anlehnung an das aktuelle Thema,

  • das Lern- und Arbeitsverhalten,

  • die motorischen Kompetenzen,

  • die Kenntnisse über das methodisch-strategische Anwendungswissen oder

  • das sozial-kommunikatives Verhalten beziehen.

Als zusätzliche Hilfestellung können Fragebögen für die Hand der Schülerinnen und Schüler eingesetzt werden, um beispielsweise die emotionalen Einstellungen zum Thema, Vorerfahrungen oder Interessen abzufragen. Diese Informationen können die Beobachtungen unterstützen.

Folgende kriterienorientierte Verfahren werden bei der Beobachtung grundsätzlich empfohlen:

  • genaues Beschreiben des beobachteten Verhaltens (ohne Wertung, ohne emotionale Kommentierung)

  • ein klar festgelegtes Beobachtungsfeld und ein daraus entnommener Aspekt, der während eines abgesprochenen bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Situation beobachtet wird

  • Zusammentragen und Austausch über beobachtete Einschätzungen

  • Herausfiltern eines Einschätzungsergebnisses als Tendenz für die Weiterarbeit