DGUV Regel 113-604 - Branche Betonindustrie Teil 3: Betrieb von Betonpumpen und Fahrmischern

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Abschnitt 3.2 - 3.2 Fahrmischer

3.2.1 Vorbereiten des Fahrmischers für den Betrieb

Bevor der Fahrmischer in Betrieb genommen wird, um den Frischbeton zu laden und auf die Baustelle zu liefern, sind bestimmte Tätigkeiten an dem Fahrzeug notwendig, welche die Sicherheit im Straßenverkehr und auf der Baustelle gewährleisten.

g_bu_1571_as_1.jpgRechtliche Grundlagen
  • Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)

  • Betriebssicherheitsverordnung

  • DGUV Vorschrift 70 bzw. 71 "Fahrzeuge"

g_bu_1571_as_85.jpgWeitere Informationen
  • DGUV Grundsatz 314-002 "Kontrolle von Fahrzeugen durch Fahrpersonal"

  • DGUV Grundsatz 314-003 "Prüfung von Fahrzeugen durch Sachkundige"

  • Betriebsanleitung der Herstellerfirma

g_bu_1571_as_44.jpgGefährdungen
  • Abstürzen beim Besteigen der Fahrzeugaufbauten und des Fahrerhauses.

  • Verletzungen, z.B. der Augen, durch hohe Wasserdrücke beim Befüllen und Entleeren des Wassertanks.

  • Verbrühungen, insbesondere im Winter, z. B. durch heißes Wasser (ca. 80 Grad) beim Befüllen der Wassertanks.

  • Augenverletzungen beim Reinigen des Einfülltrichters und Trommeleinfüllbereichs nach der Frischbetonbeladung.

  • Getroffen werden von herunterfallenden Gegenständen, z. B. von Auslauf- und Verlängerungsschurren, Schläuchen, Aufstiegsleiter zum Podest, Kleinteilen.

  • Psychische Fehlbelastungen durch Stress, Zeitmangel, Arbeitsüberlastung.

  • Reizungen von Haut, Augen und Schleimhäuten, z. B. durch die Einwirkung von Trennmittel.

  • Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch ungünstige klimatische Bedingungen (z. B. Hitze oder Kälte).

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

g_bu_1571_as_34.jpgMaßnahmen
  • Achten Sie darauf, dass bei der Anschaffung des Fahrmischers

    • Tritte und Arbeitspodeste rutschhemmend und ausreichend groß ausgeführt sind, z. B. auf dem Unterfahrschutz,

    • nur geeignete Schurren, die sich problemlos ineinander haken lassen, zum Einsatz kommen,

    • Leitern so gestaltet sind, dass keine Quetsch- und Rutschgefahr besteht.

  • Stellen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geeignete persönliche Schutzausrüstung wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, Schutzhandschuhe und ggf. Gehörschutz sowie Wetterschutzkleidung zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

  • Lassen Sie die Druckbehälter am Mischerfahrzeug im Sinne der geltenden Gesetzgebung prüfen.

  • Weisen Sie Ihr Fahrpersonal von Fahrmischern darauf hin, den Einsatz von Trennmitteln so gering wie möglich zu halten, um Rutschgefahren zu vermeiden.

  • Stellen Sie dem Fahrpersonal für die Reinigung des Fahrzeuges sichere Arbeitsplätze zur Verfügung, z. B. Podestleitern.

  • Unterweisen Sie vor Antritt der Fahrt die Fahrmischerfahrerin oder den Fahrmischerfahrer, dass folgende Kontrollen und Vorbereitungsarbeiten am Fahrzeug durchzuführen sind, um ein sicheres Fahren im Straßenverkehr zu gewährleisten, z. B:

    • Bei der Beladung des Fahrmischers dürfen die Ladungs- und Befüllungsgrenzen der Mischertrommel sowie das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeuges nicht überschritten werden. Achten Sie insbesondere auf Anbackungen in der Mischertrommel.

    • Alle beweglichen Teile am Fahrzeug und Aufbau, z. B. Auslauf- und Verlängerungsrutschen, Schläuche, Aufstiegsleiter zum Einfülltrichter, sind zu befestigen.

    • Schläuche und Leitungen, z. B. für Wasser und Hydraulik, sind auf Porosität, Scheuerstellen oder sonstige Beschädigungen zu untersuchen und ggf. auszutauschen.

    • Handläufe, Knie- und Fußleisten der Podeste sind auf Beschädigungen zu prüfen.

    • Beleuchtung, Brems-, und Begrenzungsleuchten sind auf Beschädigung, Funktionsfähigkeit und Verschmutzung zu prüfen, zu reinigen und ggf. zu reparieren.

    • Die Verstellspindel muss leichtgängig betätigt werden können und gegen unbeabsichtigtes Herausdrehen gesichert werden.

    • Druckmesseinrichtungen sind auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen.

    • Die Schutzeinrichtungen der Rollen für die Mischtrommellagerung müssen ausreichend Schutz bieten.

    • Alle Absperrhähne, z. B. der Zusatzmittelbehälter, Wassertanks, Druckluftleitungen sind zu verschließen.

    • Alle Stellteile sind vor unbefugtem Betätigen zu sichern.

    • Die Einstellung der richtigen Drehzahl der Mischertrommel ist abhängig von z. B. Ladevolumen, Kurven, Konsistenz des Betons, Fahrweg (Steigung).

    • Das Fahrzeug, insbesondere der Einlauftrichter und die Schurre, sind zu reinigen.

    • Fremdkörper zwischen Reifen sind zu entfernen.

    • Leichtgängigkeit der Bowdenzüge prüfen; Mängel sind zu beseitigen.

    • Alle Sensoren und Kameras sind auf Funktionsfähigkeit zu prüfen.

    • Rundgang durchführen, Fahrzeug auf sichtbare Mängel an Karosserie und Aufbau prüfen.

    • Für optimale Sicht ist zu sorgen, z.B. Eis und Schneefreiheit der Scheiben und Spiegel.

    • Im Winter ist eine kleine Menge von Streugut im Fahrzeug mitzuführen.

    • Das gültige Prüfbuch für druckbeaufschlagte Flüssigkeitsbehälter ist immer mitzuführen.

    • Die Sicherheitseinrichtung gegen Drucküberschreitung muss unbeschädigt und verplombt sein.

    • Die Kennzeichnung der Schaltfunktionen ist in regelmäßigen Abständen auf Beschädigungen und Lesbarkeit zu überprüfen.

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Abb. 4
Absicherung der Auslaufschurre um im Straßenverkehr keine Betonreste zu verlieren

g_bu_1571_as_81.jpgBeste Praxis

Wenn eine Reinigung der Auslaufschurre auf der Baustelle nicht möglich ist, sichern Sie diese mit einem Auslaufschutz (Abb. 4).

Zur Vermeidung von Verletzungen im Zuge von Abschmierarbeiten am Laufrad der Trommel installieren Sie eine Zentralschmierung (Abb. 8).

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Abb. 5
Reifenprüfung vor Abfahrt

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Abb. 6
Rückspiegel einstellen vor Fahrtantritt

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Abb. 7
Abgedecktes Trommellaufrad

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Abb. 8
Zentralschmierung Anschluss Tragrolle

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Abb. 9
Zentral gelegte Schmierstelle

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Abb. 10
Unterste Sprosse der Aufstiegsleiter vom Boden aus gut erreichbar.

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Abb. 11
Zubehörkasten am Fahrmischer für Kleinteile

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Abb. 12
Zubehörkasten am Fahrmischer für Kleinteile

3.2.2 Fahren im öffentlichen Verkehr

Nach dem Beladen des Fahrmischers mit Frischbeton verlässt dieser das Werk und begibt sich in den öffentlichen Straßenverkehr. Neben der Stresssituation aufgrund des Verkehrsaufkommens bedeuten Größe, Masse, Fahrverhalten und Unübersichtlichkeit des Fahrzeuges für das Fahrpersonal besondere Herausforderungen mit hohen Gefährdungen. Es ist empfehlenswert, hierfür technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme vorzusehen.

Insbesondere beim Rangieren sind geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Z. B. stellen das Rückwärtsfahren und das Zurücksetzen gefährliche Verkehrsvorgänge dar.

g_bu_1571_as_1.jpgRechtliche Grundlagen
  • Arbeitszeitgesetz (ArbZG)

  • Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)

  • Fahrpersonalgesetz

  • Verordnung zur Durchführung des Fahrpersonalgesetzes (Fahrpersonalverordnung)

  • Betriebssicherheitsverordnung

  • DGUV Vorschrift 70 bzw. 71 "Fahrzeuge"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A5.2 "Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege auf Baustellen im Grenzbereich zum Straßenverkehr - Straßenbaustellen", Ausgabe 12/2018

  • Technische Regel für Betriebssicherheit TRBS 2111 Teil 1 "Mechanische Gefährdungen - Maßnahmen zum Schutz vor Gefährdungen beim Verwenden von mobilen Arbeitsmitteln"

g_bu_1571_as_85.jpgWeitere Informationen
  • DGUV Information 212-016 "Warnkleidung"

  • EN ISO 20471 "Warnschutzkleidung", Ausgabedatum 2017-03

  • Sicherheitshandbuch "Förder- und Verteilmaschinen für Beton" des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA)

  • Zeichengebung für Einweisende (siehe Anhang)

  • Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA 95)

  • DGUV Grundsatz "Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten", Leitfaden für Betriebsärzte zur Anwendung des G 25

  • Betriebsanleitung der Herstellerfirma

g_bu_1571_as_44.jpgGefährdungen
  • Erfasst werden durch andere Fahrzeuge während der Teilnahme am Straßenverkehr und beim Halten und Aussteigen aus dem Fahrzeug.

  • Beim Abbiegen, Rückwärtsfahren und Rangieren im öffentlichen Straßenverkehr können Personen oder Gegenstände von Fahrmischerfahrzeugen überrollt oder gequetscht werden.

  • Unfälle infolge von Konzentrationsproblemen durch Überarbeitung oder Übermüdung.

  • Psychische Fehlbelastungen, z. B. durch

    • Überforderung und in der Folge Stress aufgrund zu knapper Tourenplanung,

    • Zeitdruck, z. B. aufgrund extremer Verkehrssituationen,

    • Größe, Masse, Fahrverhalten und Unübersichtlichkeit des Fahrmischers,

    • Informationsflut, z. B. durch Telefon, Navigation, Verkehr.

  • Kollisionen mit Fahrzeugbeschädigungen an zu engen oder zu niedrigen Durchfahrten

    • aufgrund von Nichterkennen von widrigen Verkehrssituationen,

    • bei schlechten Sichtverhältnissen,

    • durch gesundheitliche Beeinträchtigungen des Fahrpersonals,

    • infolge von Ablenkung durch Telefon, Navigation, Essen, Trinken.

  • Unfälle durch eingeschränkte Fahrtüchtigkeit des Personals.

  • Kippen und Schleudern, insbesondere bei Einschränkung der Fahrsicherheit durch Beeinflussung der Fahrdynamik des Fahrzeuges

    • bei schlechten Wegstrecken, Straßen- oder Witterungsverhältnissen,

    • bei Nutzung nicht geeigneter Straßen z. B. auf Veranlassung des Navigationsgerätes,

    • wegen unterschiedlicher Beladung der Fahrmischertrommel, z. B. unterschiedlicher Befüllungsgrad, Überladung, besondere Betoneigenschaften,

    • aufgrund unangepasster Geschwindigkeit, insbesondere in Kurven.

  • Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs durch Verlieren von Beton während der Fahrt aus der Trommel oder von Restbeton von der Schurre.

  • Ablenkung durch z. B. Nutzung vom Telefon, Bedienung des Navigationssystems, Essen, Trinken während der Fahrt.

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

g_bu_1571_as_34.jpgMaßnahmen

Technische Maßnahmen

  • Achten Sie darauf, dass Fahrzeuge bei der Anschaffung dem Stand der Technik entsprechen, z. B.:

    • Ausrüstung mit Fahrerassistenzsystemen, z. B. Abbiegeassistent, Abstandsregeltempomat, Rückfahrassistenzsystem, Kamera-Monitor-Systemen, Klimaanlage

    • Ladungssicherungsmöglichkeiten z. B. für Kleinteile, Schläuche und Zusatzmittelbehälter

Organisatorische Maßnahmen

  • Unterweisen Sie Ihre Fahrmischerfahrerinnen und Fahrmischerfahrer regelmäßig über die richtigen Verhaltensweisen beim Führen, Bewegen und Anhalten des Fahrzeuges über folgende Punkte:

    • Dimensionen des Fahrzeuges und der dazugehörigen Aufbauten, z. B. Höhe, Breite, Gewicht sind zu beachten.

    • Beim Abbiegen ist erhöhte Aufmerksamkeit für den nachfolgenden Verkehr und seitlich neben dem Fahrzeug befindliche Verkehrsteilnehmende - insbesondere Fußgänger und Fußgängerinnen sowie Radfahrende - notwendig.

    • Bei Fahrzeugpannen im Verkehr sind die erforderlichen Verhaltensmaßnahmen durchzuführen und Sicherungsmittel zu benutzen und aufzustellen, z. B. Warndreieck, Warnweste, Warnleuchten, Beleuchtungseinrichtungen.

    • Bei Aussteige- und Absteigevorgängen aus oder von dem Fahrzeug hat das Fahrpersonal sich umsichtig zu verhalten und alle Hilfseinrichtungen zu nutzen, um selbst nicht erfasst zu werden, z. B. Rückspiegel, Assistenzsysteme.

    • Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges muss den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung angepasst sein.

    • Bei der Kurvenfahrt ist die veränderte Schwerpunktlage des beladenen Fahrmischers zu berücksichtigen.

    • Die Drehgeschwindigkeit der Trommel wirkt sich auf die Fahrdynamik des Fahrzeuges aus. Um das Fahrzeug sicher fahren zu können, ist die Mischertrommeldrehzahl richtig einzustellen und ggf. nachzuregeln. Hierbei müssen Sie die Angaben der Fahrzeug-, Trommel- und Frischbetonhersteller beachten.

    • Um das Verlieren von Frischbeton zu vermeiden, achten Sie darauf, dass die Auslaufschurre z. B. durch Auslaufschutz, Schwingklappe oder hydraulischen Trommelverschluss abgesichert ist.

    • Setzen Sie nur unterwiesene Personen ein, die zuverlässig, körperlich und geistig geeignet sind und beauftragen Sie diese schriftlich.

  • Weisen Sie darauf hin, dass

    • beim Entladeprozess im öffentlichen Verkehr die genehmigten und zugewiesenen Stellplätze benutzt werden.

    • die für den Entladeprozess notwendigen Abstände zum fließenden Verkehr einzuhalten sind.

  • Führen Sie mindestens zwei Mal im Jahr Führerscheinkontrollen beim Fahrpersonal durch.

  • Vereinbaren Sie mit Ihrem Fahrpersonal, dass es Ihnen die gesundheitliche Eignung für das Führen der Fahrzeuge nachweist.

  • Planen Sie so, dass das Fahrpersonal die festgelegten Touren in angemessener Zeit erledigen kann. Berücksichtigen Sie dabei z. B. die Verkehrslage, die Beschaffenheit und Zugänglichkeit der Fahrwege sowie Witterung und Jahreszeit.

  • Achten Sie bei der Tourenplanung darauf, dass Ihre Beschäftigten die Lenk- und Ruhezeiten einhalten können.

  • Stellen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geeignete persönliche Schutzausrüstung wie Sicherheitsschuhe mit Umknickschutz, Schutzhelm, Schutzbrille, Schutzhandschuhe und ggf. Gehörschutz und Warnweste zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

  • Sollte ein Rückwärtsfahren notwendig sein, unterweisen Sie Ihr Fahrpersonal für folgende Sicherheitsmaßnahmen:

    • Alle vom Rückwärtsfahren betroffenen Personen sind darüber in Kenntnis zu setzen.

    • Das Rückwärtsfahren darf Schrittgeschwindigkeit nicht überschreiten.

    • Ausreichende Abstände zu allen Verkehrsteilnehmern und Objekten sind einzuhalten; der seitliche Abstand von 0,5 Meter rund um den Fahrmischer ist nicht zu unterschreiten.

    • Die zur Einweisung notwendige Zeichengebung des Einweisers bzw. der Einweiserin ist im Vorfeld abzusprechen und festzulegen.

    • Während des Rückwärtsfahrens muss immer Blickkontakt zwischen Fahrer bzw. Fahrerin und Einweiser bzw. Einweiserin bestehen.

    • Warnsignale (akustisch und visuell) sind zu vereinbaren.

    • Nutzung der vorhandenen Fahrerassistenzsysteme.

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Abb. 13
Display in der Fahrerkabine für Abbiegeassistenz und "BirdView"-Kamerasystem

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Abb. 14
Frontkamera am Fahrzeug von insgesamt sechs Kameras am Fahrzeug

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Abb.15
Seitenkamera an der Fahrerkabine von insgesamt sechs Kameras am Fahrzeug

Personenbezogene Maßnahmen

  • Sorgen Sie dafür, dass die Fahrweise den jahreszeitlich typischen Straßenverhältnissen angepasst erfolgt, z. B. sind Schnee, Eis, Laub und große Wasseransammlungen auf Straßen zu beachten.

  • Weisen Sie darauf hin, dass sich auf verwendete Navigationsgeräte nicht verlassen werden kann.

  • Weisen Sie Ihr Fahrpersonal an, dass sofort anzuhalten ist, wenn sich das Einweisungspersonal nicht mehr im Sichtbereich befindet.

g_bu_1571_as_46.jpgBeste Praxis

Assistenzsysteme und Kameras sind technische Hilfsmittel, die das Fahrpersonal über alle Aktivitäten rund um dessen Fahrzeug informieren. Das so genannte "360°-BirdView"-Kamerasystem bietet dem Fahrpersonal von Fahrmischern eine Hilfestellung für die Rundumsicht beim Rangieren, Rückwärtsfahren und Positionieren des Fahrzeuges. Jedoch ist z. B. durch starre Blickwinkel nicht immer eine ausreichende Überwachung und Einsehbarkeit des Gefahrenbereiches möglich, eine Gefährdung von Personen kann dadurch nicht ausgeschlossen werden. Ist eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmerinnen oder Verkehrsteilnehmer nicht auszuschließen, müssen Sie dafür sorgen, dass das Fahrpersonal eingewiesen wird.

3.2.3 Betrieb des Fahrmischers auf der Baustelle

Hat der Fahrmischer mit dem Frischbeton die Baustelle erreicht, warten eine Reihe von Tätigkeiten auf die Fahrmischerfahrerin oder den Fahrmischerfahrer mit einem hohen Gefährdungspotential für diese oder diesen selbst, aber auch für alle weiteren Beteiligten auf der Baustelle. Es beginnt mit dem Verfahren des Fahrmischers zum Entladeort, dann der Entladeprozess, das anschließende Reinigen und letztlich die Frage nach der Entsorgung des Restbetons. Die ersten Vorbereitungen zu diesen Arbeiten können bereits in der Wartezone, soweit möglich, erfolgen.

g_bu_1571_as_1.jpgRechtliche Grundlagen
  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)

  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)

  • Baustellenverordnung (BaustellV)

  • Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)

  • DGUV Vorschrift 38 "Bauarbeiten"

  • DGUV Vorschrift 70 bzw. 71 "Fahrzeuge"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A5.2 "Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege auf Baustellen im Grenzbereich zum Straßenverkehr - Straßenbaustellen"

  • Technische Regel für Betriebssicherheit TRBS 2111 Teil 1 "Mechanische Gefährdungen - Maßnahmen zum Schutz vor Gefährdungen beim Verwenden von mobilen Arbeitsmitteln"

g_bu_1571_as_85.jpgWeitere Informationen
  • DGUV Information 212-016 "Warnkleidung"

  • Bausteine" der BG BAU A007 A008 A067

  • Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (SiGe-Plan)

  • Betriebsanleitung der Herstellerfirma

g_bu_1571_as_44.jpgGefährdungen
  • Erfasst werden durch den fließenden Verkehr bei Standplatz im öffentlichen Verkehrsraum während des Entladens.

  • Abrutschen und Abstürzen von den Arbeitsplätzen am Fahrmischer.

  • Lärmbelastung bei erhöhter Drehzahl der Fahrmischertrommel.

  • Eingezogen werden, Abstürzen bei der Zugabe von Zusatzmitteln und Fasern.

  • Umkippen oder Wegrutschen des Fahrzeuges auf Verkehrswegen der Baustelle wegen nicht ausreichender Tragfähigkeit.

  • Erfassen, Quetschen und Überfahren von Personen auf der Baustelle, insbesondere beim gleichzeitigen Entladevorgang mit zwei Fahrmischern.

  • Anstoßen an Gegenständen, z. B. Maschinen, Baustellensilos, Gerüsten, Bauwerksteilen beim Fahren auf der Baustelle.

  • Getroffen und gequetscht werden von Personen durch wegfliegende Teile infolge von Beschädigungen des Fahrzeuges durch Fremdkörper, z. B. Betonstähle, Werkzeuge, weitere Werkstoffe oder Bauteile.

  • Quetschen und getroffen werden, z. B. an der Auslaufschurre, am Betonkübel des Kranes, an der Betonpumpe während des Entladevorgangs am Heck des Fahrmischers und Quetschen beim Einhängen weiterer Schurren als Verlängerung.

  • Quetschgefahr beim Herunterlassen der Leiter.

  • Körperliche Belastung des Fahrpersonals von Fahrmischern beim Entleeren der Trommel.

  • Getroffen werden des Fahrpersonals von Fahrmischern aber auch des Baustellenpersonals durch Überlastung der Auslaufeinrichtungen, Schurre, Verlängerungen, Rohre.

  • Getroffen werden von herabfallenden Betonresten oder dem Kübel und seinen Teilen.

  • Quetschen oder getroffen werden durch das Absetzen, Wegziehen oder Pendeln des Betonkübels beim Krantransport.

  • Zurückspritzen des Restbetons aus dem Pumpentrichter z. B. aufgrund fehlenden Frischbetons.

  • Durch das Ansaugen von Luft im Aufgabebehälter der Betonpumpe kann es zum Ausschlagen des Endschlauches der Betonpumpe kommen. Hierdurch kann die Person am Endschlauch verletzt werden.

  • Abrutschen beim Reinigen der Auslaufschurre und beim Auf- und Absteigen auf den Tritt des Unterfahrschutzes.

  • Hautverletzungen und Reizungen der Atemwege z. B. durch Trennmittel, Frischbeton.

  • Ausrutschen infolge des Trennmittels.

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Abb. 16
Quetsch- und Scherstelle beim Einhängen der Verlängerung der Auslaufschurre

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Abb. 17
Sicherung vor Quetschgefahr an der Auslaufschurre: Entriegelung nur mit beiden Händen möglich

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

g_bu_1571_as_34.jpgMaßnahmen
  • Unterweisen Sie Ihr Fahrpersonal von Fahrmischern auf die besonderen Gefahren beim Befahren der Baustelle mit den Fahrmischern und beim Entladevorgang des Frischbetons. Es hat

    • sich nur hinter der Absperrung zum öffentlichen Verkehr und im unmittelbaren Bereich des Fahrmischers aufzuhalten;

    • die Zugabe von z. B. Zusatzmitteln, Fasern von einem sicheren Standplatz aus durchzuführen; Knieleisten, Handläufe und Einfülltrichter sind als Standplätze ungeeignet;

    • die sichere Befahrbarkeit der Fahrwege zu erkunden;

    • darauf zu achten, dass auf der Baustelle die Fahrwege im Hinblick auf die Last und die Achslast des Fahrmischers ausreichend tragfähig sind, ggf. ist die Bauleitung darüber zu informieren, dass die Befahrbarkeit nicht gegeben ist;

    • auf die Seitenneigung und das Gefälle des Fahrweges in Bezug auf das Rutschverhalten des Fahrzeuges zu achten, um ein sicheres Befahren zu ermöglichen;

    • Informationen, z. B. bei der Bauleitung, über Schächte, Hohlräume und ggf. Beurteilung der Tragfähigkeit des Standplatzes des Fahrmischers einzuholen.

  • Stellen Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geeignete persönliche Schutzausrüstung wie Sicherheitsschuhe für die Baustelle der Kategorie S3 mit Umknickschutz, Schutzhelm, Schutzbrille, Schutzhandschuhe und ggf. Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird.

  • Achten Sie beim Kauf des Fahrmischers darauf, dass die Leitereinrichtungen frei von Quetsch- und Scherstellen sind.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten geeignete Warnkleidung zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen wird. Achten Sie insbesondere bei Baustellen im Straßenverkehr darauf, dass Warnkleidung der Klasse 2 oder 3 erforderlich sein kann.

  • Rüsten Sie die Mischerfahrzeuge mit Augenspülflaschen aus.

  • Sorgen Sie dafür, dass das Fahrpersonal von Fahrmischern Wechselkleidung auf dem Fahrzeug mitführt, um z. B. bei Betonverschmutzungen Verletzungen vorzubeugen.

  • Unterweisen Sie Ihr Fahrpersonal von Fahrmischern, dass zu verbauten Baugruben ein Mindestsicherheitsabstand von einem Meter und bei nicht verbauten Baugruben von zwei Metern einzuhalten ist.

  • Beim Rückwärtsfahren muss ausgeschlossen werden, dass andere Personen gefährdet werden. Kann das nicht gewährleistet werden, muss sich die Fahrerin oder der Fahrer einweisen lassen.

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Abb. 18
Betonkübel am Baustellenkran

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Abb. 19
Befüllung des Betonkübels

  • Die einweisende Person gibt der Fahrmischerfahrerin oder dem Fahrmischerfahrer Zeichen, damit andere nicht gefährdet werden. Sie warnt auch weitere Personen, welche die Situation möglicherweise falsch einschätzen.

  • Die Fahrmischerfahrerin oder der Fahrmischerfahrer müssen das Fahrzeug sofort anhalten, wenn sie die einweisende Person nicht mehr sehen können.

  • Assistenzsysteme wie z. B. Rückfahrkameras, Sensoren und 360°-Rundumsichtkamerasysteme unterstützen das sichere Rangieren des Fahrzeuges.

  • Der Entladevorgang des Frischbetons kann durch unterschiedliche Verfahrensweisen, z. B. auch mit zwei Fahrmischern gleichzeitig erfolgen. Achten Sie hierbei vor allem auf

    • ausreichende Platzverhältnisse,

    • optimale Einweisung,

    • koordinierte An- und Abfahrt.

Bei den weiteren Verfahrensweisen unterweisen Sie das Fahrpersonal von Fahrmischern dahingehend, dass folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

SCHWENKSCHURRE

  • Das Fahrpersonal muss die Sicherheitsabstände der Fahrzeuge zu Gräben und Baugruben einhalten.

  • Eine Verlängerung der Auslaufschurre kann zu einer Überlastung und damit zum Absturz der Rutsche führen. Die Angaben des Herstellers des Fahrmischers in der Betriebsanleitung sind zu berücksichtigen.

  • Der Endanschlag an der Höhenverstellspindel ist gegen Überdrehen zu sichern, z. B. durch einen Anschlag.

  • Die Auslaufschurrenbleche unterliegen hohem Verschleiß und können infolge der Abnutzung scharfkantig werden. Regelmäßige Sichtkontrollen sind notwendig. Gegebenenfalls sind sie auszutauschen.

  • Die Fahrmischerfahrerin oder der Fahrmischerfahrer hat sich während des Entladevorgangs so zu positionieren, dass sie oder er den Gefahrbereich am Heck des Fahrmischers einsehen kann.

  • Wenn Gefahr für andere Personen besteht, muss der Entladevorgang jederzeit angehalten, oder die Entleerung wegen möglicher Störungen beendet werden können.

KÜBEL

  • Beim Entladevorgang darf sich niemand im Gefahrbereich aufhalten, z. B. nicht unter schwebenden Lasten, Betonkübeln und anderen beweglichen Teilen.

  • Das Personal des Kranes und Fahrmischers haben sich über alle sicherheitsrelevanten Informationen zu verständigen, z. B. die Tragfähigkeit des Kranes und die Masse des Frischbetons.

  • Vor Befüllung des Betonkübels ist auf eine sichere Aufstellung des Kübels zu achten.

  • Beim Anheben oder Absenken des Betonkübels ist immer mit der Kranführerin oder dem Kranführer Kontakt zu halten (Sprechfunk, Sichtkontakt).

  • Bei einer Rückentladung des Kübels in den Fahrmischer ist darauf zu achten, dass ein Entleeren des Kübels gefahrlos durchzuführen ist.

BETONPUMPE

  • Insbesondere beim Entleeren des Fahrmischers in den Aufgabetrichter der Betonpumpe ist geeignete persönliche Schutzausrüstung, z. B. Schutzbrille, Schutzhelm, Sicherheitsschuhe zu tragen.

  • Während des Entladevorgangs ist darauf zu achten, dass der Aufgabetrichter der Betonpumpe immer soweit gefüllt ist, dass keine Luft in die Förderleitung eingesaugt und gepumpt wird. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Beteiligten sich über den Füllstand des Aufgabetrichters der Betonpumpe informieren.

  • Sollte unbeabsichtigt Luft durch die Pumpe angesaugt werden, ist die Betonpumpenmaschinistin oder der Betonpumpenmaschinist sofort in Kenntnis zu setzen um Maßnahmen zu ergreifen, die ein Ausschlagen des Endschlauches verhindern.

  • Die NOT-HALT-Einrichtung an der Betonpumpe muss allen Beteiligten bekannt und gut zugänglich sein.

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Abb. 20
Betonieren auf der Baustelle mit verschiedenen Arbeitsmitteln

REINIGEN DES FAHRMISCHERS UND UMGANG MIT RESTBETON

  • Die Auslaufschurre ist sofort nach Gebrauch zu reinigen. Dies darf nur von geeigneten Arbeitsplätzen, z. B. Podesten und sicheren Standplätzen aus, durchgeführt werden.

  • Arbeitsplätze und Verkehrswege, z. B. Aufstiegseinrichtungen, Podeste und Handläufe auf den Maschinen, sind möglichst nicht mit Trennmittel einzusprühen.

  • Bei der Entsorgung des Restbetons auf der Baustelle sind alle Maßnahmen wie beim normalen Entladevorgang zu berücksichtigen. Bei der Reinigung ist analog zu verfahren.

  • Die Trommel ist so zu reinigen, dass Anbackungen in der Trommel vermieden und somit die Häufigkeit des Einsteigens minimiert werden.

  • Die Schutzeinrichtung am Trommeleinlauf muss die Einzugsstelle wirksam absichern.

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Abb. 21
Reinigen des Einlauftrichters und der Auslaufschurre

ABFAHRTSKONTROLLE NACH BAUSTELLENEINSATZ

Vor Verlassen der Baustelle in den öffentlichen Verkehr hat das Personal

  • alle beweglichen Teile, z. B. die Schwenkschurre, an den dafür vorgesehenen Stellen sicher anzubringen und alle losen Teile, z. B. Schläuche, wegzuräumen oder an dem Fahrzeug sicher zu befestigen.

  • die richtige Drehrichtung der Trommel zu berücksichtigen.

  • die Reifen auf Fremdkörper zu kontrollieren und diese ggf. zu entfernen.

  • Betonanhaftungen am Fahrzeug zu beseitigen.

  • die Auslaufschurre vor dem Verlieren von Restbeton, z. B. durch Auslaufschutz, Schwingklappe oder hydraulischen Trommelverschluss, abzusichern.

  • alle Gefährdungen und Maßnahmen aus Kapitel 3.2.1 zu beachten.

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Abb. 22
Zusätzlicher klappbarer Aufstieg gestattet bessere Erreichbarkeit des Trichters

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Abb. 23
Rutschhemmend gestaltete Standfläche