DGUV Information 207-028 - Neubauplanung, Modernisierung und Nutzungsänderung vo...

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Abschnitt 13.5, 13.5 Textil/Wäscherei
Abschnitt 13.5
Neubauplanung, Modernisierung und Nutzungsänderung von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) (DGUV Information 207-028)
Titel: Neubauplanung, Modernisierung und Nutzungsänderung von Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) (DGUV Information 207-028)
Normgeber: Bund
Amtliche Abkürzung: DGUV Information 207-028
Gliederungs-Nr.: [keine Angabe]
Normtyp: Satzung

Abschnitt 13.5 – 13.5 Textil/Wäscherei

1.
Beschreibung des Gewerks

Eine Wäscherei ist meist eine Organisationseinheit bzw. ein Bereich der WfbM, in dem waschbare Textilien gewaschen und wieder aufbereitet werden. Hierbei handelt es sich nicht um eine chemische Reinigung, in der nicht-waschbare Textilien behandelt werden.

Je nach Bearbeitungsstufen im Anschluss an den Waschprozess werden die Textilien meist unterteilt in

  • Mangelwäsche,

  • Trockenwäsche und

  • finishbare Textilien.

2.
Beschreibung der Arbeitsbereiche

Bei der Planung des Wäschekreislaufes von der Abholung oder Annahme, über das Sortieren und Kennzeichnen, das Waschen inkl. Entwässern bis zum Trocknen und der logistischen Verteilung müssen neben den Arbeitsschutzvorgaben eine Vielzahl von Vorschriften berücksichtigt werden, die insbesondere die baulichen Voraussetzungen, die Hygienemaßnahmen sowie die Umweltverträglichkeit betreffen.

Prozessablauf und geplante Waschgutmenge (in Tonnen je Tag) sind dabei entscheidend für den erforderlichen Maschinenpark und die benötigten Flächen.

3.
Flächenbedarf und weitere Aspekte der Arbeitsbereiche

Wäschereien benötigen viel Fläche, einen aufwändigen Maschinenpark und haben einen hohen Energiebedarf. Dies resultiert vor allem aus der erforderlichen Wärme zur Trocknung der Wäsche. In der Regel wird Wärme als Dampf zugeführt. Moderne Anlagen arbeiten hier mit Wärmerückgewinnung aus Abwasser- und Abluftanlagen.

Zu den baulichen Mindestanforderungen gehört i. d. R. die Trennung der reinen und unreinen Seite mit räumlich getrennten (eigenen) Sozialräumen, notwendige Hygieneschleusen und ggf. eine Raumlufttechnische (RLT-Anlage) Anlage. Damit wird sowohl baulich als auch lüftungstechnisch ein Bereich mit ankommender Schmutzwäsche von der Bearbeitung der sauberen Wäsche abgegrenzt. Daraus ergeben sich folgende Anforderungen:

  • Vor dem Annahmebereich ausreichend Rangier-/Stellfläche für Anlieferfahrzeuge vorsehen (Wendekreise von Transportern und Lkw berücksichtigen)

  • Im unreinen Bereich/Annahme: Überdachter und witterungsgeschützter Annahmebereich der Wäsche

  • Getrenntes Lagern von Wäsche aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes und anderen Bereichen

  • Ausreichend Stellfläche (Zwischenpuffer) für Wäschewagen im unreinen Bereich vorsehen (Stoßgeschäft Lkw-Anlieferung)

  • Separater Chemikalienraum für Waschchemikalien und Dosieranlage

  • Getrenntes Waschen von Wäsche aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes und anderen Bereichen

  • Räumliche Trennung von unreiner und reiner Seite

  • Personendurchgänge zwischen unreiner und reiner Seite müssen als Personenschleusen eingerichtet sein

  • Türen der Personenschleuse müssen gegeneinander verriegelt sein:

    Es darf sich jeweils nur eine der Zugangstüren öffnen lassen

  • Personenschleuse muss Möglichkeit zur Händedesinfektion und Aufbewahrung von Schutzkleidung (Kittelwechsel) bieten

  • Eigene Schleuse mit Waschanlage zur Reinigung der Transportwagen

  • Bei geschlossenen Verbindungstüren darf kein Lufttransport von unreiner in reine Seite möglich sein

  • Ausreichend breite Verkehrswege und Zwischenlagerflächen für Wäschetransportwägen vorsehen

  • An den einzelnen Maschinen/Sortier- und Legetischen Stellplatz für mindestens 2 Transportwägen vorsehen

  • Eigene Sozial-/Sanitärräume für Wäscherei vorsehen: An Zugängen und Ausgängen muss eine Händedesinfektionseinheit vorgesehen werden

  • Büro für Wäschereileitung

  • Schulungs-/Trainingsraum für z. B. Schulungen, Qualifizierungen, Unterweisungen

  • Überdachter und Witterungsgeschützter Versand-/ Abholbereich der Wäsche

  • Maschinenhaus/-raum zur Wärme-/Dampfgewinnung

  • RLT-Anlage zur Wärmerückgewinnung

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Abb. 13.5.1
Wäschereilayout

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Abb. 13.5.2
Überdachte Anlieferung mit Pufferfläche für Schmutzwäsche

Für den Wäschetransport mit Wäschetransportwagen wird für An- und Auslieferung der Wäsche ein eigenes logistisches Konzept benötigt, da die Wäschewagen auf der unreinen Seite nicht identisch mit den Wagen sind, die innerhalb des reinen Bereiches mit dem Waschgut von Station zu Station wandern. Damit diese Wagen hygienisch einwandfrei die saubere Wäsche aufnehmen können, ist eine entsprechende Schleuse zur Reinigung/Desinfektion der Wagen vorzusehen.

Platzbedarf handelsüblicher Wäschetransportwagen zur Anlieferung zwischen 0,7 bis 1 m2

Je Lieferfahrzeug werden in etwa angeliefert:

Kleintransporter (3,5 t)ca. 6 bis 10 Container/Wagen
Lkw 7.5 tca. 20 Container/Wagen
Lkw 12 tca. 32 Container/Wagen

Füllgewichte der Container/Wäschetransportwagen:

  • bei trockener Wäsche ca. 50-70 kg

  • "nasser" Wäsche (z. B. Wischmop) ca. 80-110 kg

Eigengewicht der Wäschetransportwagen: ca. 40-55 kg Innerhalb des reinen Bereiches wandern die gewaschenen Wäschestücke in speziellen Transportwagen (i.d.R. Federbodenwagen, um ergonomisch arbeiten zu können) von Station zu Station bis zur Chargen- oder Kundenzusammenstellung (Kommissionierung).

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Abb. 13.5.3
Wäschetransportwagen im Reinbereich

Platzbedarf je Wäschetransportwagen im Reinbereich der Wäscherei 0,7 bis 1 m2

Eine sorgfältige Planung der Arbeitsabläufe mit Hallenlayout sollte die vorgesehene Größenordnung der Wäschemengen berücksichtigen. Dabei geht es zunächst um Stellflächen und die Anordnung von Anlagen und Maschinen zur Nassbearbeitung. Die anschließende Aufbereitung und das Trocknen der Wäsche müssen in einem vernetzten System mit der Waschstraße korrespondieren.

Die Dimension aller Arbeitsstationen muss gut abgestimmt gut sein, damit es keine Engpässe gibt und Mitarbeiter der Wäscherei einen geregelten Arbeitsfluss haben. Der Platzbedarf für die Anzahl der Personen wird für verschiedene Bereiche ermittelt:

  1. 1.

    Unreine Seite: Ankommende Wäsche, Abladen der Fahrzeuge und Sortierung nach Art der Wäschestücke für die Waschstraße; Entleeren der Säcke

  2. 2.

    Sortier- und Legebereich: Wäsche aus der Waschstraße nach der Pressung und Vortrocknung für Flachwäsche, Arbeitskleidung und individuelle Kleidung

  3. 3.

    Finisherbereich: Wäschestücke werden auf Bügel verbracht und automatisiert durch ein Trocknungs-, Falt und Legesystem geschleust oder in Finishgeräten (Dampfpuppen, Hemdenfinisher etc.) fertig zur Auslieferung bearbeitet

  4. 4.

    Mangelbereich: Hier werden Flachwäschestücke aufgelegt und laufen je nach Ausstattung der Anlage durch bis zum sortierten Faltvorgang zum Versand.

  5. 5.

    Expeditions-/ Kommissionierbereich: Wäschestücke werden nach Kundenwunsch zugeordnet, verpackt und zur Auslieferung zusammengestellt. Hier werden vor allem zur Personenzuordnung (z. B. für Altenheime) gute Kennzeichnungssysteme benötigt.

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Abb. 13.5.4
Platzbedarf Mangelstraße/Ein- und Ausgabebereich

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Abb. 13.5.5
Expeditions- und Zusammentragbereich

Die optimale Ausstattung der einzelnen Bereiche mit Personal ist der Schlüssel für einen reibungslosen Ablauf. Angeleitete Arbeitsgruppen arbeiten Hand in Hand und erlauben dabei eine spezielle Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen. Falls möglich, werden so Grundqualifikationen für die oben genannten Bereiche erworben.

Raumanforderungen, Flächenbedarfsplanung der Arbeitsbereiche:

Die nachfolgenden Beispiele geben einen Überblick über die Flächenanforderungen in den einzelnen Bereichen einer Wäscherei. Sie beruhen auf realisierten Planungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Tabelle 13.5.1
Beispiel 1 (Stand 2017)

Wäscherei mit überwiegendem Eigenwäscheanteil aus angeschlossenen Wohnheimen, 700 kg/Tag, 24-30 Arbeitsplätze

Arbeitsraum brutto 594 m 2
Fläche je Mitarbeitenden/Beschäftigten und Arbeitsplatz 19,8 m 2 (594 m 2 /30 MA)
24,8 m 2 (594 m 2 /24 MA)
1. Annahmebereich Schmutzwäsche: (incl. Stellfläche für 20 Wäschewagen) 40 m 2
2. Unreine Seite, Beladung der Waschmaschinen (incl. Stellfläche für 12 Wäschewagen) 50 m 2
3. Reine Seite (incl. Stellflächenbedarf für Wäschewagen u. Container vor den Maschinen) 124 m 2
4. Finishbereich (incl. Stellflächenbedarf für Geräte und Maschinen) 95 m 2
5. Wäschereparatur 17 m 2
6. Wäschesortierung 48 m 2
7. Versandbereich reine Wäsche (incl. Stellfläche für 20 Wäschewagen) 40 m 2
8. Wärmerückgewinnungsanlage Waschflotte 11 m 2
9. Chemieraum/ Dosieranlagen für Waschmittel 7,0 m 2
10. Dampferzeugung, Lüftungstechnik 54 m 2
11. Putzmittelraum reine Seite 8 m 2
12. Verkehrswege und Durchgänge:ca. 20 m 2
13. WC unreine Seite 4 m 2
14. WC, Dusche und Umkleide reine Seite (Fläche für Damen und Herren) 40 m 2
15. Barrierfreies WC 8 m 2
16. Pausen-/Aufenthaltsraum 17 m 2
17. Büro Wäschereileitung 11 m 2

Wird ein Schwerpunkt der Dienstleistung auf die kundenspezifische Sortierung der Wäsche gelegt, schlägt sich dies in entsprechenden zusätzlichen Flächen bei Verkehrswegen und der Wäschesortierung nieder, wie hier in Beispiel 2 (Tabelle 13.5.2) dargestellt ist.

Für den sorgfältigen Umgang mit dem Waschwasser ist das Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) i.V.m. der kommunalen Satzung zum Umgang mit Abwasser zu berücksichtigen.

Tabelle 13.5.2
Beispiel 2 (Stand 2017):

Wäscherei mit überwiegend gewerblichem Wäscheanteil, Mietwäsche Privatwäsche und chemisch Reinigung, 10.000 kg/Tag, 100 Arbeitsplätze

Arbeitsraum brutto 2728 m 2
Fläche je Mitarbeitenden/Beschäftigten und Arbeitsplatz 27,3 m 2
1.Annahmebereich Schmutzwäsche: 108 m 2
2.Unreine Seite, Beladung der Waschmaschinen 158 m 2
3.Reine Seite mit Finishbereich und Reparatur (incl. Stellflächenbedarf Geräte und Maschinen und für Wäschewagen u. Container vor den Maschinen) 777 m 2
4.Wäschesortierung 367 m 2
5.Versandbereich reine Wäsche 95 m 2
6.Wärmerückgewinnungsanlage Waschflotte 152 m 2
7.Chemieraum/Dosieranlagen für Waschmittel 74 m 2
8.Dampferzeugung, Lüftungstechnik 245 m 2
9.Putzmittelraum reine Seite 8 m 2
10.Verkehrswege und Durchgänge:ca. 325 m 2
11.WC unreine Seite 4 m 2
12.WC, Dusche und Umkleide reine Seite (Fläche für Damen und Herren) 81 m 2
13.Barrierfreies WC 8 m 2
14.Pausen-/Aufenthaltsraum 55 m 2
15.Büro Wäschereileitung und GrpLtg 20 m 2 + 13 m 2 + 14 m 2
16.Privatkundenbereich 102 m 2
17.Chemisch Reinigung Privatkunden 122 m 2

Rechtsquellen, Normen, Literaturhinweise:

  • Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG)

  • Technische Regeln für Arbeitsstätten ASR V3a.2 "Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsstätten"

  • Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe TRBA 250 "Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege"

  • Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe TRBA 400 "Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung und für die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen"

  • Technische Regeln für Betriebssicherheit TRBS 1111 "Gefährdungsbeurteilung"

  • DGUV Regel 100-001 "Grundsätze der Prävention"

  • DGUV Regel 100-500 und 100-501 "Betreiben von Arbeitsmitteln", Kapitel 2.6 "Betreiben von Wäschereien"

  • DGUV Regel 108-003 "Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr"

  • DGUV Information 203-084 "Umgang mit Wäsche aus Bereichen mit erhöhter Infektionsgefahr"

  • DIN EN ISO 10472-1:2009-10 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 1: Gemeinsame Anforderungen (ISO 10472-1:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-1:2008"

  • DIN EN ISO 10472-2:2009-10 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 2: Wasch- und Waschschleudermaschinen (ISO 10472-2:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-2:2008"

  • DIN EN ISO 10472-3:2009-10 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 3: Durchlaufwaschanlagen einschließlich Einzelmaschinen (ISO 10472-3:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-3:2008"

  • DIN EN ISO 10472-4:2009-09 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 4: Trockner (ISO 10472-4:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-4:2008"

  • DIN EN ISO 10472-5:2009-09 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 5: Mangeln, Eingabe- und Faltmaschinen (ISO 10472-5:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-5:2008"

  • DIN EN ISO 10472-6:2009-10 "Sicherheitsanforderungen für industrielle Wäschereimaschinen - Teil 6: Bügel-und Fixierpressen (ISO 10472-6:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10472-6:2008"

  • DVGW G 631:2012-03 "Installation von gewerblichen Gasgeräten in Anlagen für Bäckerei und Konditorei, Fleischerei, Gastronomie und Küche, Räucherei, Reifung, Trocknung sowie Wäscherei"

  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in Wäschereien MB045 der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM)

Die Auflistung ist nicht abschließend und sollte vor Anwendung auf Aktualität geprüft werden.