DGUV Information 213-735 - Empfehlungen Gefährdungsermittlung der Unfallversicherungsträger (EGU) nach der Gefahrstoffverordnung Betanken von Strahlflugzeugen in der zivilen Luftfahrt mit Kerosin (Jet A-1)

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Abschnitt 4 - 4 Arbeitsverfahren und Tätigkeiten

In der zivilen Luftfahrt ist die Betankung am Boden gebräuchlich. Dazu werden an Verkehrsflughäfen große Mengen an Kerosin vorgehalten.

Die Betankung von Verkehrsflugzeugen auf Flughäfen erfolgt entweder über ein Unterflurbetankungssystem (Abbildung 1) oder mit Hilfe von Tankwagen. Die Unterflurbetankung ist ein System zur Bodenbetankung von Flugzeugen, bei der das Kerosin durch unterirdische Leitungen von einem nahegelegenen Tanklager direkt an die Flugzeugabfertigungspositionen gepumpt wird. Die eigentliche Betankung der Flugzeuge erfolgt dann auf der Position mit Tankfahrzeugen ohne eigenen Tank, den sogenannten Dispensern. Bei der Betankung mit Hilfe von Tankwagen erfolgt die Betankung der Flugzeuge mit Treibstoff direkt aus dem Tankwagen. Dieser wird zuvor an dafür ausgewiesenen Befüllpositionen, entweder ebenfalls aus einem Hydranten des Unterflurbetankungssystems oder aus einem Großtank, befüllt. Die wesentlichen Arbeitsschritte (Herstellen der Schlauchverbindung zwischen Tankfahrzeug und Flugzeug, Überwachung des Betankungsvorganges, Beprobung des Treibstoffes, Trennung der Schlauchverbindung) sind sowohl für Dispenser als auch für Tankwagen vergleichbar. Die Dauer einer Betankung inklusive aller oben genannten Arbeitsschritte ist von der Größe des Flugzeuges und der angeforderten Treibstoffmenge abhängig. Sie kann von wenigen Minuten bis zu mehr als einer Stunde reichen.

Der Betankungsvorgang läuft folgendermaßen ab:

Zu Beginn jeder Betankung, wird im ersten Arbeitsschritt das Erdungskabel vom Betankungsfahrzeug mit dem definierten Erdungspunkt des Flugzeuges verbunden. Das Erdungskabel stellt den Potentialausgleich sicher und verhindert mögliche statische Entladungen während den An- bzw. Abbauarbeiten zur Betankung. Das Erdungskabel wird immer als erstes angeschlossen und als letzter Schritt beim Abbauen eingeholt.

Die Eingangskupplung wird von der Aufnahme des Dispensers abgehoben und auf dem Boden abgesetzt. An einem Griff oder der Zugleine zieht der Tankwart die Eingangskupplung mit dem dazugehörigen Eingangsschlauch an den Hydrantenpit (Bodenanschlussventil des Unterflurbetankungssystems) heran. Am Hydrantenpit wird mit einem Behelfshaken der Pitdeckel entfernt und die darunterliegende Staubschutzkappe auf der Hydrantenkupplung entfernt.

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Abb. 1
Betankung mittels Dispenser - Öffnen des Hydrantenpits (oben links), Anschluss der Kupplung auf dem Hydrantenpit (oben Mitte), Anschluss des Tankschlauchs am Flugzeug (oben rechts), Betankung (unten links), Entfernen der Kupplung vom Hydrantenpit (unten Mitte), Befestigen des Schlauches am Dispenser (unten rechts)

Anschließend wird die Eingangskupplung auf den Hydrantenpit aufgesetzt und verriegelt.

Beim Einsatz von Tankwagen wird zunächst der Betankungsschlauch ausgezogen.

Nachfolgend wird sowohl bei Einsatz eines Dispensers als auch bei Einsatz eines Tankwagens der Tankdeckel des Flugzeuges geöffnet und der Deckschlauch an der Tanköffnung des Flugzeuges angeschlossen. Sind alle Anschlüsse hergestellt, wird die Betankung durchgeführt. Das Kerosin fließt dabei aus dem Hydrantenpit durch den Dispenser (Filtersystem, Zähler) in das Flugzeug bzw. aus dem Tank des Tankfahrzeuges in das Flugzeug.

Während der Betankung wird zur Qualitätssicherung des Kerosins der Visual Check durchgeführt (Abbildung 2).

Nach Abschluss der Betankung werden die Schläuche wieder vom Flugzeug und beim Einsatz von Dispensern zusätzlich auch vom Hydrantenpit gelöst und die Schläuche eingezogen bzw. an den entsprechenden Halterungen am Dispenser wieder befestigt. Der Hydrant wird wieder verschlossen. Beim Einsatz von Tankwagen wird der Betankungsschlauch wieder eingerollt. Das Erdungskabel wird eingeholt.

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Abb. 2
Visual Check - Befüllen des Probenahmegefässes mit Kerosin (links), Durchführung der Qualitätsprüfung mittels Probenahmespritze (rechts)