DGUV Regel 102-601 - Branche Schule

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Abschnitt 3.14 - 3.14 Schule leiten

Die Art und Weise, wie eine Schule geleitet wird, hat nachweislich einen großen Einfluss auf die Gesundheit aller Schulmitglieder. Das Management und Führen der Schule liegt in Händen der Leitung und Stellvertretung - im Fall einer erweiterten Schulleitung werden diese auch von anderen Beschäftigten unterstützt. Eine Schule zu leiten, ist eine höchst anspruchsvolle Tätigkeit, die gesundheitlich belastend sein kann.

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Abb. 52
Eine erweiterte Schulleitung verteilt die vielfältigen Aufgaben auf mehrere Schultern.

g_bu_55_as_51.jpgRechtliche Grundlagen
Es sind nur die Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und Regeln aufgeführt, die den nachfolgenden Ausführungen zugrunde liegen. Zu diesem Thema gibt es weitere rechtliche Grundlagen.
g_bu_55_as_92.jpgWeitere Informationen
Es sind nur die Informationen aufgeführt, die den nachfolgenden Ausführungen zugrunde liegen. Zu diesem Thema gibt es weitere Veröffentlichungen.
  • DGUV Information 202-058 "Prävention und Gesundheitsförderung in der Schule (bisher (GUV-SI 8064)

  • DGUV Information 202-098 "Impulse für die Förderung der Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern"

  • DGUV Fachkonzept "Führung und psychische Gesundheit"

  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen: Gesundheitsförderliches Leitungshandeln in der Schule. Prävention in NRW. Heft 41

  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen: Schulleitung und Gesundheit. Prävention in NRW. Heft 53

  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen: Welchen Einfluss hat die Schulleitung auf das Gesundheitsmanagement? Prävention in NRW. Heft 59

g_bu_55_as_18.jpgGefährdungen

Das Handeln der Schulleitung kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Personals und der Lernenden führen, wenn folgende Defizite vorliegen:

  • Unklarheit über Rechte und Pflichten der handelnden Personen

  • Mangelnder oder übertriebener Informationsfluss

  • Fehlen einer geeigneten Besprechungskultur

  • Fehlende oder intransparente Regelungen für Beschwerden

  • Geringe Mitwirkungsmöglichkeiten bei Schul- und Unterrichtsentwicklung

  • Willkürliche und widersprüchliche Entscheidungen der Schulleitung

  • Unzureichende Kompetenzen und mangelnde Rollenklarheit der Leitung

  • Fehlende Führungskompetenz

  • Unzureichendes Management von Sicherheit und Gesundheit

Die Gesundheit der Schulleiterinnen und Schulleiter kann insbesondere durch folgende Faktoren beeinträchtigt werden:

  • Überforderung und Überlastung durch dienstliche Vorgaben

  • Unzureichende Passung zwischen zugewiesenen Aufgaben und den vorhandenen Kompetenzen und Mitteln

  • Konflikte zwischen dienstlichen Vorgaben und inneren Anforderungen an das eigene Führungsverhalten

  • Mangelnde Qualifikation

  • Fehlende Unterstützungssysteme

  • Hoher Anteil der Verwaltungsarbeit

  • Mangelnde Mitsprache und Kooperationsmöglichkeit bei der Gestaltung des Schulwesens

g_bu_55_as_96.jpgMaßnahmen

g_bu_55_as_8.jpgFührungsrolle und Leitungskonzept

Wer eine Schule leitet, sollte die eigene Rolle im System und die sich daraus ergebenden Aufgaben gut kennen. Systemdenken und das Verständnis von Schule als lernender Organisation sind unverzichtbare Grundlagen, um Schulentwicklungsprozesse zu steuern.

Empfehlenswert ist demzufolge, dass Sie als Schulhoheitsträger für eine umfassende Qualifizierung Ihrer Schulleiterinnen und Schulleiter sorgen. Die Qualifizierung sollte die Befähigung zur kritischen Reflexion der eigenen Ansichten, Erkenntnisse und berufsbezogenen Perspektiven und Ziele einschließen.

g_bu_55_as_8.jpgSicherheit und Gesundheit systematisch gestalten

Ein wirksames Management für Sicherheit und Gesundheit ist eine zentrale Voraussetzung für eine sichere und gesunde Schule. Es erfordert neben der Berücksichtigung der schul- und arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben sowohl ein aktives Engagement der Schulleitung als auch die Partizipation der gesamten Schulgemeinschaft, insbesondere der Lehrkräfte.

Als Schulhoheitsträger müssen Sie Ihre Schulleitungen anhalten,

  • die gesetzlichen Vorgaben und Regelungen zu beachten und umzusetzen,

  • Sicherheitsbeauftragte sowie Beauftragte für Brandschutz, Gefahrstoffe oder Strahlenschutz zu bestellen und aktiv bei ihrer Arbeit zu unterstützen,

  • ein Notfall- und Krisenmanagement einzurichten,

  • die Erste Hilfe effektiv und effizient zu organisieren,

  • für eine Brandschutzordnung zu sorgen.

Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, dass in Ihren Schulen

  • Sicherheit und Gesundheit als grundlegende Werte wahrgenommen werden und im Schulprogramm verankert sind,

  • Sicherheit und Gesundheit bei allen Entscheidungen der Schul- und Qualitätsentwicklung berücksichtigt werden und

  • verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen realisiert werden.

g_bu_55_as_8.jpgWertschätzend kommunizieren

Kommunikation ist ein wichtiger gesundheitserhaltender und -fördernder Faktor. Es ist deshalb empfehlenswert, als Schulhoheitsträger in den Schulen auf gruppenübergreifende, wertschätzende Kommunikation zu achten. Empfehlenswert ist eine Gesprächskultur, die unterschiedliche Standpunkte berücksichtigt und in Entscheidungen einbezieht.

g_bu_55_as_8.jpgMitwirkung ermöglichen

Es hat sich bewährt, über den rechtlichen Rahmen hinaus die Personalvertretung und andere Schulmitglieder an der Entwicklung von Schulen mitwirken zu lassen. Schulhoheitsträger sollten deshalb dafür sorgen, dass

  • die erforderlichen Kenntnisse in der Aus- und Fortbildung von pädagogischen Fachkräften sowie in Seminaren für Eltern- und Schülervertretungen vermittelt werden,

  • die in den Schulvorschriften vorgesehenen Mitwirkungsmöglichkeiten tatsächlich zur Verfügung stehen,

  • die Regelungen der Schulen, zum Beispiel die Hausordnung, tatsächlich dazu beitragen, dass sich alle in den Schulen auf Augenhöhe begegnen können,

  • die Aufgaben und Prozesse, die in den Schulen anliegen und stattfinden, bekannt und transparent sind,

  • Strukturen und Prozesse an Ihren Schulen so gestaltet sind, dass eine Mitwirkung möglich ist.

g_bu_55_as_8.jpgAufgaben delegieren

Schulleitungen können nicht alle anfallenden Aufgaben selbst erledigen. Deshalb sollten Sie als Schulhoheitsträger sie ermutigen, Tätigkeiten aus ihrem Verantwortungsbereich auf Lehrkräfte zu übertragen. Dies entbindet Schulleitungen jedoch nicht von Ihrer Aufsichts- und Organisationsverantwortung - sie müssen also sicherstellen, dass die Aufgabe in ihrem Sinne erledigt wird.

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Abb. 53
Die Leitung prägt auch den Umgangston des Kollegiums, beispielsweise ihre wertschätzende Kommunikation in Konferenzen.

Die Übertragung von präventiven Aufgaben muss schriftlich erfolgen. Es ist darauf zu achten, dass die Aufgaben dem berufsbiografischen Entwicklungsstand der Lehrkraft entsprechen. Die Tätigkeit sollte eine Lehrkraft herausfordern, aber nicht überfordern.

Eine gut funktionierende Aufgabenübertragung kann erwartet werden, wenn
  • klare Absprachen bezüglich der Aufgaben, Ziele, Zuständigkeiten, Rechte und Pflichten bestehen,

  • alle relevanten Informationen fließen,

  • sonstige Unterstützungsmöglichkeiten wie Entlastungsstunden genutzt werden,

  • die oder der Beauftragte regelmäßig über die Aufgabenbearbeitung berichtet und ein Feedback erhält,

  • gegenseitiges Vertrauen besteht.

g_bu_55_as_8.jpgFehlerkultur entwickeln

Eine gute Fehlerkultur ist ein zentrales Merkmal einer gut entwickelten Präventionskultur. Zu Ihren Aufgaben als Schulhoheitsträger sollte es deshalb gehören, Ihre Beschäftigten und insbesondere Ihre Schulleitungen zu ermutigen, Fehler nicht zu vertuschen, sondern mit ihnen so umzugehen, dass Betroffene und im Idealfall alle Schulmitglieder möglichst viel aus ihnen lernen können. Förderliche Maßnahmen können sein:

  • Transparenz: gemeinsame Definition, was Fehler sind

  • Keine Tabuisierung: konsequente Fehleranalyse als Chance für Verbesserungen

  • Keine Verurteilung: Sachverhalte objektiv klären

  • Faire Verfahren: Leistungen, Fähigkeiten und dienstliches Verhalten angemessen beurteilen

  • Unterstützung: Beratung, Begleitung und Qualifizierung des Personals

g_bu_55_as_8.jpgUmgang mit Konflikten

Nicht alle Konflikte lassen sich vermeiden. Sie sind zudem Bestandteil einer Fehlerkultur und tragen zu einer guten Gesundheitsqualität und damit zur Weiterentwicklung der Schulen bei. Empfehlenswert ist deshalb, auf allen Hierarchieebenen Ihrer Schulen ein soziales Miteinander zu pflegen, das den Umgang mit Konflikten regelt und ihre zeitnahe Lösung unterstützt.

g_bu_55_as_8.jpgZiel- und Aufgabenorientierung

Als Schulhoheitsträger sollten Sie darauf achten, dass in Ihren Schulen gute Resultate erzielt werden. Das stärkt die Motivation und Zufriedenheit aller Beteiligten.

Aufgaben-, Ziel- und Ergebnisorientierung können seitens der Schulleitung gefördert werden, etwa durch:

  • Transparenz und Information

  • Zielvereinbarungen

  • Mitarbeitergespräche

  • Feedback

  • Evaluation der Arbeitsergebnisse

  • Unterstützung bei Problemen

  • Aufgabenbezogene Verantwortungsübertragung

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Abb. 54
Gesunde Führung: Anforderungen definieren und wertschätzend Rückmeldung geben gehören zu den zentralen Aufgaben der Leitung.

g_bu_55_as_8.jpgVerlässlichkeit

Verlässlichkeit gibt Menschen Sicherheit und Vertrauen. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass in Ihren Schulen

  • vereinbarte Regelungen verbindlich und gerecht umgesetzt werden,

  • keine Vieldeutigkeit und kein Opportunismus herrschen,

  • ein fairer, unparteiischer Umgang mit allen Schulangehörigen existiert,

  • Beschäftigte sowie Schülerinnen und Schüler vor Gefahren und vor Beeinträchtigungen durch Beliebigkeit und Willkür geschützt werden,

  • die Selbstverantwortlichkeit aller Beteiligten unterstützt wird,

  • Arbeitsabläufe gut organisiert und die erforderlichen Arbeitsmittel vorhanden sind.

g_bu_55_as_8.jpgPräsenz zeigen und Vorbild sein

Sicherheit und Gesundheit in einer Schule erfordern die sichtbare Präsenz der Schulleitung in den Räumlichkeiten der Schule. Auf diese Weise kann sie

  • sensibler wahrnehmen, was sich in der Schulgemeinschaft abspielt,

  • für die Schulmitglieder ansprechbar sein,

  • ihre Vorbildaufgabe wahrnehmen, indem sie erwünschte Verhaltensweisen vorlebt.

g_bu_55_as_8.jpgKongruenz von Aufgaben und Kompetenzen

Ein effektives Management von Sicherheit und Gesundheit erfordert Ressourcen und Befugnisse. Es ist deshalb angebracht, dass Sie als Schulhoheitsträger Ihre Schulleitungen so ausstatten, dass sie ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten effektiv wahrnehmen können. Wichtig ist zudem eine gerechte Verteilung der Aufgaben, die den Belangen jeder und jedes Einzelnen sowie der Gesamtheit der Kollegien entspricht.

Schulleiterinnen und Schulleiter werden sowohl von dem Schulsachkostenträger als auch von der Schuladministration mit Aufgaben betraut - erhalten also Weisungen von zwei Stellen. Um Missverständnisse, Aufgabenüberfrachtung oder widersprüchliche Zielsetzungen zu vermeiden, sollten Sie als Schulhoheitsträger dafür sorgen, dass

  • keine widersprüchlichen Arbeitsanweisungen erteilt werden,

  • klare Absprachen bestehen, wer in welchen Fragestellungen die Weisungsbefugnis hat.

g_bu_55_as_8.jpgUnterstützung durch Schulaufsicht

Um die präventiven Aufgaben an Ihren Schulen verantwortungsvoll wahrnehmen zu können, brauchen Schulleitungen beim Erhalt und bei der Förderung von Sicherheit und Gesundheit eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Unterstützung der Schulaufsicht. Es sind unter anderem folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Beratung und Hilfeleistung der Schulleitungen durch die Schulaufsicht

  • Geregelte Zuständigkeiten, Befugnisse und Verantwortlichkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Schulaufsicht und Schulleitungen