DGUV Information 212-003 - Messsysteme zur Bestimmung der individuellen Schutzwirkung von Gehörschutz

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 8.4 - 8.4 Beurteilung auf Basis von Druckgrößen (Druckprüfung)

8.4.1
Druckanstiegsmethode - Betrachtung des maximal erreichbaren Drucks [13]

Die Anstiegszeit bis zum Erreichen des maximalen Drucks und damit auch des Systemdrucks hängt von der Leistung der Pumpe ab.

a. Otoplastik ohne Filter: Der Überdruck wird zwischen Otoplastik und Trommelfell erzeugt. Der Druckaufbau erfolgt über eine Servicebohrung oder alternativ über einen eingeführten in situ-Schlauch. Werden Drucksysteme über 20 mbar bis 30 mbar verwendet, müssen durch das Pumpen mindesten 25 % des Systemdrucks (Prüfdruck) erreicht werden. Bei einem niedrigeren Prüfdruck von 5 mbar müssen mindestens 4 mbar erreicht werden.

b. Otoplastik mit Filter: Die Funktionsfähigkeit des Filters sollte vor der eigentlichen Messung geprüft werden. Dazu kann die Otoplastik vorher im offenen Zustand geprüft werden. Bei einem verstopften Filterelement wird ein Überdruck erzeugt und so eine dichte Otoplastik vorgetäuscht.

Eine dichte Otoplastik kann auch vorgetäuscht werden, wenn das durch die Pumpe zur Verfügung gestellte Luftvolumen größer ist als das Volumen, welches durch die Filteröffnung ins Ohr abströmen kann.

8.4.2
Druckabfallmethode - Betrachtung des Restdrucks oder der Leckrate [14]

Interpretation:

  • Eine Otoplastik ohne Filterelement oder mit Servicebohrung (Druckaufbau erfolgt über die Servicebohrung) ist dicht, wenn der Restdruck nach 5 s auf nicht weniger als 25 % des Prüfdrucks abgesunken ist.

  • Falls die Messung durch das Filterelement erfolgen muss, muss der Strömungswiderstand des Filterelements bekannt sein.

Niedrigdämmende Filterelemente haben zwar größere Öffnungen, aber der Überdruck kann nicht abgebaut werden, wenn die Otoplastik dicht im Ohr sitzt.

Geht der Druck hinter der Otoplastik (am Ohr) schnell zurück, weil sie undicht ist, sinkt der Druck auf der Messseite dementsprechend schnell. Es wird der tatsächliche Wert des Druckes hinter der Otoplastik angezeigt.

Bei hochdämmenden Filterelementen wird die Luft so geblockt, dass der Druck lange bestehen bleibt und ein korrekter Mess-Wert erst nach einer längeren Zeit bestimmt werden kann.

Mögliche Lösung: Einbringen einer Servicebohrung und Verschließen des Filters. Dann fließt die Luft schnell ab und der Zeitverlauf des Druckabfalls oder der Restdruck nach einer bestimmten Zeit entspricht dem Druck zwischen Otoplastik und Trommelfell.

Kann das Filterelement ohne Gefahr einer Beschädigung aus der Otoplastik entfernt und wiedereingesetzt werden, sollte die Druckmessung durch den Schallkanal erfolgen. Die Bohrungsdurchmesser sind hier ausreichend groß.