DGUV Information 205-029 - Umgang mit Acetylenflaschen im Brandeinsatz

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Abschnitt 3 - 3 Gefahren durch/Hinweise zu Acetylenflaschen im Brandeinsatz

  • Acetylen ist im Gemisch mit einem Oxidator (z. B. Sauerstoff in der Umgebungsluft) explosionsfähig!

  • Acetylen zählt zu der Gruppe der zerfallsfähigen Gase: Es ist auch ohne einen Oxidator potentiell explosionsfähig! Reaktionsprodukte beim Zerfall sind Kohlenstoff ("Ruß") und Wasserstoff. Im Nachgang eines Acetylenzerfalls können diese Reaktionsprodukte im Gemisch mit dem Sauerstoff der Umgebungsluft ebenfalls explosionsfähige Gemische bilden.

  • Wird eine Acetylenflasche wärmebeaufschlagt (z. B. durch einen Brand), kann in der Druckgasflasche ein Zerfall des Acetylens initiiert werden, welcher zum Bersten der Druckgasflasche führen kann!

  • Auch bei einem Flammendurchschlag durch das Ventil kann ein Acetylenzerfall ausgelöst werden. Regulär wird dieser Flammendurchschlag bei Autogenverfahren durch eine Sicherheitseinrichtung mit Mehrfachfunktion (dreistufig: Gasrücktrittsventil, Flammensperre, temperatur- und/oder druckgesteuerte Nachströmsperre [2]) verhindert.

  • Ein Fortschreiten des Acetylenzerfalls innerhalb der Druckgasflasche soll durch das poröse Material (vgl. Abb. 3) verhindert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. sehr massiver Wärmeeintrag) kann es jedoch trotzdem zu einem selbstständigen Fortschreiten des Zerfalls kommen!

  • Einmal initiiert, kann der Zerfall auch sehr langsam in der Druckgasflasche voranschreiten.

  • In Flaschenbündeln sind die Flaschen stets ohne separate Sicherheitseinrichtungen vor den einzelnen Flaschen miteinander verbunden. Ein Zerfall in einer Flasche setzt sich daher über die Sammelleitung in alle verbunden Flaschen fort. Ein Kühlen aller Flaschen des Bündels ist daher zwingend erforderlich!

  • Da durch die Reaktion des Acetylenzerfalls selbst auch Wärme frei wird, kann es auch nachdem keine Wärmequelle mehr vorhanden ist (z. B. Brand gelöscht), zu einem Fortschreiten des Zerfalls kommen! Ein Bersten der Druckgasflasche ist dann, auch mit großer zeitlicher Verzögerung, jederzeit möglich!

  • Bei einer berstenden Acetylenflasche kann es zu einer massiven Druck- und Temperaturwirkung auf die Umgebung kommen [3]!

  • Bei einer berstenden Acetylenflasche kann das schlagartig freigesetzte Acetylen und Lösemittel (z. B. Aceton) durchzünden und zu einem Feuerball führen (z. B. [3, 4], Durchmesser > 20 m)!

  • Durch das Bersten kann es zu einer Fragmentierung des Flaschenkörpers und einem massiven Trümmerwurf kommen (z. B. [5]: Fragment-Flugweite im Freien bis 200 m)! Die Festlegung des Gefahren- und Absperrbereiches (in Anlehnung an [6]) muss lageabhängig erfolgen (Einflussfaktoren: u.a. umgebende Bebauung, Position der Druckgasflasche)!

  • Aufenthalt im Gefahrenbereich nur in sicherer Deckung (z. B. niemals der Druckgasflasche nähern, um z. B. das Ventil zu schließen)!

  • Eine wärmebeaufschlagte Acetylenflasche darf nicht bewegt werden (z. B. Hinlegen der Druckgasflasche, Verbringen der Druckgasflasche in ein Wasserbad): Durch die Bewegung besteht die Möglichkeit, dass in der Druckgasflasche kaltes Acetylen an heiße Stellen verbracht wird, dadurch wieder ein Zerfall initiiert wird und es zum Bersten der Druckgasflasche kommt (Bsp.: tödlicher Unfall mit einem Feuerwehrmann, 18.03.1987, Ditchley Road, Charlbury, Oxfordshire, UK)!

  • Nicht nur volle, auch technisch leere/teilentleerte Acetylengasflaschen können bersten, wenn sie lange genug einem Feuer oder Wärmequellen ausgesetzt sind [4]!

  • Ein "Aufschießen" (mit Projektil) wird eindeutig nicht empfohlen, da die Druckgasflasche in einen undefinierten Zustand gebracht wird: Durch das Abströmen besteht die Möglichkeit, dass Acetylen an heiße Stellen verbracht wird (z. B. heiße Oberfläche), wodurch es zu einem Zerfall gefolgt von einem Bersten kommen kann!

  • Die Empfehlung im Anhang für das Vorgehen bei einer wärme-/brandbeaufschlagten Acetylenflasche beachten!