BGHM-I 108 - Be- und Entladen von Fahrzeugen

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Abschnitt 6.1 - 6 Zurrmittel, Einrichtungen und Hilfsmittel zur Ladungssicherung
6.1 Zurrgurte

Zurrmittel sind Einrichtungen, die dazu bestimmt und geeignet sind, mit einem Zurrpunkt verbunden zu werden, um auf diese Weise die Ladung auf Straßenfahrzeugen zu sichern. Die normativen Bestimmungen für die Zurrmittel werden in den europäischen Normen DIN EN 12195-2 bis 4 geregelt.

Ein Zurrgurt ist ein gewebtes Gurtband aus Chemiefaser mit einem Spannelement (z. B. eine Ratsche). Zurrgurte können einteilig oder zweiteilig sein.
  • LC (Lashing Capacity) Zurrkraft im Zurrmittel

    LC ist die Kraft, die maximal in das Zurrmittel eingeleitet werden darf. Die maximalen Zurrkräfte im geraden Zug sind auf dem Etikett des Zurrgurts angegeben.

  • SHF(Standard Hand Force) normale Handkraft

    SHF ist die Kraft, die zum Spannen der Ratsche aufzuwenden ist. Aus Gründen der Ergonomie, also der Arbeitsbelastung, wurde diese Kraft in der Norm auf 50 daN festgesetzt.

  • STF(Standard Tension Force) normale Spannkraft

    STF ist die Kraft, die durch die Handkraft erzeugt und dann als verbleibende Kraft in das Zurrmittel eingeleitet wird.

    (Tabelle "Erreichbare Vorspannkraft (STF) verschiedener Zurrmittel siehe Anhang 10)

Die "Lashing Capacity" (LC) des Zurrgurts hat nichts mit der durch die Ratsche erzeugten Vorspannkraft (STF) zu tun und darf nicht mit ihr verwechselt werden.
Achtung: Die im Fahrzeug vorhandenen Zurrpunkte müssen so stark ausgelegt sein, dass sie die eingeleiteten Kräfte aufnehmen können!

Zurrgurt mit Ratsche

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Abb. 6-1
Niederzurren mit einem Zurrgurt

Klemmschloss (für geringe Anforderungen)

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Abb. 6-2
Zurrgurt mit Klemmschloss

Das Gurtband wird durch das Klemmschloss gezogen, mit der Hand gespannt und durch die Gurtbandklemme fixiert. Die zulässige Zurrkraft (LC) des Systems variiert je nach Gurtart zwischen 250 daN und 1.000 daN im geraden Zug. Die erreichbare Vorspannkraft, die über das Klemmschloss aufgebracht werden kann, ist nur sehr gering.

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Abb. 6-3
Zurrgurte müssen mit einem rechteckigen gut lesbaren Etikett versehen sein.

Kurzhebelratsche

Die Kurzhebelratsche kann auch als Standardratsche oder Druckratsche bezeichnet werden.

Die Vorspannkraft einer Kurzhebelratsche kann als STF vom Kennzeichnungsetikett abgelesen werden und beträgt ca. 200 bis 350 daN.

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Abb. 6-4
Kurzhebelratsche

Langhebelratsche

Die Langhebelratsche kann auch als Zugratsche bezeichnet werden.

Die Vorspannkraft einer Langhebelratsche kann als STF vom Kennzeichnungsetikett abgelesen werden; sie kann bis zu 500 daN (Spezial-Ratschen bis zu 1.000 daN) betragen. Sollen für die Berechnung der Ladungssicherungsmaßnahmen höhere Werte angenommen werden, müssen diese durch eine Messung mit einem Vorspannkraftmessgerät nachgewiesen werden.

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Abb. 6-5
Langhebelratsche

Vorspannkraftmessgeräte (Beispiele)

Es gibt verschiedene Vorspannkraftmessgeräte, durch deren Einsatz es möglich ist, die tatsächliche Vorspannkraft im Zurrgurt schnell und relativ genau festzustellen.

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Abb. 6-6
Tension Force Indicator (SpanSet)

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Abb. 6-7
Delog (SpanSet)

Handhabung von Zurrgurten
  • Nur unbeschädigte Zurrgurte verwenden

  • Zurrgurte nicht über ihre LC belasten

  • Zurrgurte nicht knoten

  • Zurrgurte nicht zum Heben von Lasten verwenden

  • Auf dem Zurrgurt keine Lasten absetzen

  • Zurrgurte nicht über scharfe Kanten spannen

  • Ein deutlich lesbares Kennzeichnungsetikett muss vorhanden sein

Ablegereife von Zurrgurten

Die Richtlinie VDI 2700 Blatt 3.1 und die DIN EN 12195-2 enthalten neben der detaillierten Gebrauchsanleitung auch genaue Vorgaben über die Ablegereife eines Zurrmittels, also den Verschleißzustand, ab dem das Zurrmittel nicht mehr verwendet werden darf.

Hinweis für Anwenderinnen und Anwender: Vor jeder Benutzung ist der Zurrgurt einer Sichtprüfung zu unterziehen.

Zurrgurte müssen bei folgenden Kriterien abgelegt werden:

  • Einschnitte größer als 10 % an der Webkante

  • Übermäßiger Verschleiß

  • Beschädigungen der Nähte

  • Verformungen durch Wärme

  • Unleserliches oder fehlendes Kennzeichnungsetikett

  • Brüche oder grobe Verformungen an Ratsche oder Verbindungselementen

  • Mehr als 5 % Aufweitung im Hakenmaul, bleibende Verformung oder erhebliche Korrosion

Wird auch nur ein Kriterium zur Ablegereife festgestellt, muss das Zurrmittel unverzüglich von der Benutzung ausgeschlossen werden.

Ablegereife Zurrgurte stellen eine große, leider oft unterschätzte Gefahr dar. Verantwortungsbewusste Anwenderinnen und Anwender werden derart beschädigte Zurrgurte nicht mehr benutzen.

Unbedingt beachten:

Reparaturen an Zurrgurten dürfen nur von der Herstellerfirma oder durch von ihr beauftragte Personen vorgenommen werden. Dabei ist unbedingt sicherzustellen, dass der Zurrgurt seine ursprünglichen Leistungseigenschaften beibehält.

Beispiele ablegereifer Zurrgurte

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Abb. 6-8 bis 6-11
Beispiele für ablegereife Zurrgurte

Verbindungselemente

Verbindungselemente sind Vorrichtungen zur Verbindung des Zurrmittels mit dem Zurrpunkt des Fahrzeugs oder mit dem Zurrpunkt der Ladung. Werden Verbindungselemente falsch belastet, können sie brechen. Verbindungselemente dürfen nicht auf der Spitze belastet werden!

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Abb. 6-12 bis 6-15
Beispiele Für Verbindungselemente

Kantenschutz/Kantengleiter

Zurrgurte dürfen nicht über scharfe Kanten gespannt oder über scharfe, aufrauende Oberflächen gezogen werden. Bei einer entsprechenden Oberflächenbeschaffenheit des Transportguts und an jeder Kante, über die der Zurrgurt verläuft, muss das Gurtband durch einen Kantenschutzschlauch oder einen Kantenschutzwinkel vor mechanischer Beschädigung geschützt werden.

Darüber hinaus soll auch das Ladegut vor Beschädigungen durch den Zurrgurt geschützt werden.

Kantengleiter schützen nicht nur Ladung und Gurtmaterial. Beim Niederzurren verteilen Sie die eingeleitete Vorspannkraft gleichmäßiger im Gurtband und ermöglichen dadurch, dass insgesamt eine höhere, gleichmäßigere Kraftverteilung innerhalb des Gurtsystems erreicht wird.

Drei Vorteile für den Einsatz von Kantenschutz/Kantengleitern:
  • Verringerung der Reibungsverluste bei Einleitung der Vorspannkräfte

  • Schutz der Ladung

  • Schutz des Zurrgurts

Für die jeweilige Ladung ist der geeignete Kantenschutz/Kantengleiter auszuwählen!
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Abb. 6-16
Die Hohlkehle verhindert eine Beschädigung des Ladeguts.

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Abb. 6-17
Kantenschutz/-gleiter aus Kunststoff

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Abb. 6-18
Der Positionierer zum Auflegen von Kantenschutz dient dem Arbeitsschutz; das Auflegen der Kantenschützer ist vom Boden aus möglich; gefährliches Klettern entfällt.

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Abb. 6-19
Ohne Kantenschutz: Die Kopfpalette wird eingedrückt, daher ist keine gleichmäßige Vorspannkraftverteilung im Zurrgurt möglich. Zudem kann der Zurrgurt beschädigt werden, in diesem Beispiel durch einen Palettennagel.