DGUV Regel 113-602 - Branche Betonindustrie Teil 1: Herstellung von Betonfertigteilen

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Abschnitt 3.3 - 3.3 Spannbetondecken auf Bahnen

3.3.1
Bewehren mit Spannstählen, abtrennen und spannen

Spannbetondecken werden auf Stahlbahnen gefertigt, auf denen die untere und gegebenenfalls auch obere Bewehrung vorgespannt einbetoniert wird. Durch das Aufbringen der Vorspannkraft entstehen besondere Gefährdungen.

Vor dem Betonieren der Deckenplatten werden zunächst die erforderlichen Spannlitzen mit einem Universalwagen maschinell ausgezogen, abgelängt und hydraulisch vorgespannt. Beim Betonieren wird der erdfeuchte Beton mit einem Gleitfertiger oder Extruder zu einem Hohlplattenstrang geformt und so verdichtet, dass das Material gleich hinter dem Fertiger formstabil "steht" und erhärten kann.

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Abb. 35 Universalwagen beim Ausziehen der Spannlitzen

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Abb. 36 Schutzzaun beim Spannen

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • DGUV Vorschrift 3 und 4 "Elektrische Anlagen und Betriebsmittel"

  • Technische Regel zur Betriebssicherheitsverordnung TRBS 2111 "Mechanische Gefährdungen - Allgemeine Anforderungen"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A3.4 "Beleuchtung"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A3.5 "Raumtemperatur"

  • DGUV Regel 113-020 "Hydraulik- Schlauchleitungen und Hydraulik-Flüssigkeiten - Regeln für den sicheren Einsatz"

ccc_3620_32.jpgGefährdungen
  • Getroffen werden von herumschlagenden Spannstählen beim:

    • Öffnen und Ziehen der Coils

    • Ziehen und Spannen der Spannstähle

    • Zurückschlagen der Spannpresse, zum Beispiel wenn diese schräg aufgesetzt wird

    • Reißen der Spanndrähte beim Spannvorgang.

  • Stolpern, Stürzen und Anstoßen im Bereich der Spannstation

  • Stolper-, Sturz- und Rutschgefahr, zum Beispiel beim Über- und Besteigen der Fertigungsbahn

  • Lärm, Schnitt- und Augenverletzungen beim Umgang mit Trenneinrichtungen, zum Beispiel Trennschleifer

  • Schnitt- und Stichgefahren an scharfkantigem Spanndraht und Bewehrungsstahl

  • Klemm- und Scherstellen beim Einbau der Spannstähle, beim Spannen und beim Lösen der Vorspannung

  • unter hohem Druck austretendes Hydrauliköl bei Hydraulikschlauchbrüchen

  • Stolpern und Stürzen im Fertigungsbereich, zum Beispiel durch herumliegende Gegenstände

  • Abstürzen, Ab- und Ausrutschen, zum Beispiel auf und von Schalungen

  • Klemm- und Schergefahren während des Betoniervorgangs, zum Beispiel an den Laufrollen des Fertigers

  • Hautverletzungen durch Beton

  • Augenschädigung durch Frischbeton

  • Klemmgefahren durch feste Teile der Umgebung und den Fertiger

  • Lärmgefährdung durch das Verdichten des Betons

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Lassen Sie über die Betonschalungen oder die Spannbahnen zum Beispiel Ketten oder Eisenbügel anbringen, damit reißende Spanndrähte nicht umherschnellen können, sofern die Spanndrähte nicht durch Armierungskörbe geführt werden.

  • Achten Sie darauf, dass der Spannbetrieb durch geeignete optische oder akustische Signale angezeigt wird, zum Beispiel Hupe und Blinklicht.

  • Errichten Sie hinter den Spanndrähten eine Prallwand, die Personen beim Reißen vor dem Umherfliegen von Spanndrähten schützt.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten geeignete Übergänge über die Spannbahn, zum Beispiel Treppe und Laufstege, zum sicheren Auf- und Absteigen zur Verfügung.

  • Achten Sie auf Ordnung und Sauberkeit und vermeiden Sie Stolperstellen.

  • Verwenden Sie nur Spannstähle

    • gemäß DIN EN 10138 bzw. allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung

    • Originalwerkzeuge und

    • Originalmaterialien des Herstellers der Spannanlage.

  • Kennzeichnen Sie die Gefahrenbereiche, zum Beispiel längs der Spannbahn.

  • Sorgen Sie dafür, dass sich keine Personen beim Spannvorgang in der Spannbahn, im Bereich neben der Bahn und hinter den Spannstählen aufhalten.

  • Lassen Sie die Spannarbeiten nur neben den zu spannenden und bereits gespannten Stahldrähten durchführen.

  • Die Schutzeinrichtung nach dem Spannen direkt an der Verankerungsplatte so positionieren, dass niemand zwischen der Schutzeinrichtung und den Spanndrähten hindurchgehen kann.

  • Die Schutzeinrichtung erst entfernen, nachdem der Beton die vorgesehene Festigkeit erreicht hat.

  • Sorgen Sie dafür, dass keine Spanndrähte mit Oberflächenbeschädigungen durch

    • Kerben

    • Biegen

    • starke Wärmeeinwirkungen (zum Beispiel Schweißen an oder in unmittelbarer Nähe der Spanndrähte)

    • Korrosion

      verwendet werden.

  • Stellen Sie sicher, dass bei Reparatur- und Wartungsarbeiten sowie bei Störungsbeseitigungen

    • die Spannpresse stillgesetzt und gegen Wiedereinschalten gesichert ist

    • die hydraulische Anlage drucklos gemacht wurde.

  • Sorgen Sie als Betreiber dafür, dass die Hydraulikleitungen fristgerecht geprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Die Bemessung der Fristen ergibt sich aus der Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung der Herstellerangaben.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, geeigneten Augen- und Gesichtsschutz, geeignete Schutzhandschuhe und bei Bedarf Gehörschutz zur Verfügung.

  • Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

    • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen

    • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der Persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

  • Zur Vermeidung von Lärmgefährdungen treffen Sie folgende Maßnahmen:

    • Trennen Sie die Arbeitsbereiche so, dass Unbeteiligte am Arbeitsprozess nicht durch Lärm gefährdet werden.

    • Sorgen Sie bei der Einrichtung neuer Arbeitsstätten dafür, dass die Schallausbreitung minimiert wird, zum Beispiel durch Kapselung, absorbierende Abschirmungen, Decken und Wände.

  • Sie haben dafür zu sorgen, dass elektrische Anlagen und Arbeitsmittel regelmäßig geprüft werden.

  • Sorgen Sie dafür, dass mögliche Stellen von mechanischen Gefährdungen im Bewegungsbereich des Fertigers vermieden oder gesichert werden.

3.3.2
Nacharbeiten und Umsetzen der Betonfertigteile, Reinigen der Fertigungsbahnen

Nach dem Betonieren werden in die Betonfertigteile im Auflagebereich Entwässerungslöcher und Aussparungen hergestellt. Anschließend erfolgt das Ablängen der Spannbetonfertigteile durch Sägen. Diese Arbeiten erfolgen automatisch und manuell mit unterschiedlichen Gefährdungspotentialen.

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Abb. 37 automatisches Bohren der Entwässerungslöcher

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Abb. 38 Betonverteiler für Spannbetonbahn

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Lastenhandhabungsverordnung

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.1 "Schutz vor Absturz und herab fallenden Gegenständen, Betreten von Gefahrenbereichen"

  • Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 553 "Holzstaub"

ccc_3620_02.jpg"Weitere Informationen
  • DIN EN 131-3 "Leitern - Kennzeichnung und Gebrauchsanweisungen", Ausgabedatum: 2018-3

ccc_3620_32.jpgGefährdungen

Beim Anschlagen, Umsetzen der Betonfertigteile und Reinigen der Fertigungsbahnen berücksichtigen Sie folgende Gefährdungen:

  • Gefahren durch mechanische Gefährdungen und Stoßgefahren im Bereich der Multifunktionswagen,

  • zum Beispiel Sägen, Plotter, Bohrgeräte

  • Stolpern, Abstürzen beim Überschreiten der Fertigungsbahn

  • Lärm, zum Beispiel beim Bohren und Sägen

  • Absturz des Fertigteils infolge der Überschreitung der zulässigen Tragfähigkeit der Verankerung, des Lastaufnahmemittels oder des Hebezeuges

  • Staubexposition beim Bohren und Sägen

  • Schnittverletzungen beim Sägen

  • Verletzungsgefahr durch Bohrwerkzeuge

  • Augenverletzungen

  • Hautbelastung durch Feuchtarbeit und Umgang mit Frischbeton

  • Anstoßgefahr und Klemmgefahr beim Umsetzen der Fertigteile

  • Gesundheitsgefahr durch Trennmittel, zum Beispiel Schädigung der Haut

  • Brand- und Explosionsgefahr beim Umgang mit Trennmitteln

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Achten Sie darauf, dass Schutzeinrichtungen wie zum Beispiel Abschaltbügel oder berührungslos wirkende Schutzeinrichtungen gegen Anfahren vorhanden sind und prüfen Sie regelmäßig deren Funktionsfähigkeit.

  • Achten Sie auf Abweiser an Laufrollen.

  • Halten Sie einen Mindestabstand von 0,5 m von den Multifunktionsgeräten zu allen festen Teilen der Umgebung ein.

  • Achten Sie darauf, dass alle beweglichen Teile der Maschine so konstruiert und gebaut sind, dass Unfallrisiken durch Berührung dieser Teile verhindert werden.

  • Sorgen Sie für Ordnung und Sauberkeit und vermeiden Sie Stolperstellen im gesamten Arbeitsbereich.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten Treppen und Tritte zum sicheren Auf- und Absteigen zur Verfügung.

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Abb. 39 Säge für Spannbetonbahn

Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

  • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen

  • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

  • Zur Vermeidung unnötiger Lärmbelastung beim Sägen der Spannbetonelemente verwenden Sie Sandwichblätter.

  • Sorgen Sie für die Benutzung geeigneter Lastaufnahmemittel.

  • Beachten Sie die Einbau- und Verwendungsanleitung der Hersteller für Anker- und Lastaufnahmesystem für Betonfertigteile.

  • Sorgen Sie für eine genaue Festlegung der Anschlagmittel unter Beachtung des Schwerpunktes.

  • Stellen Sie sicher, dass der Gefahrbereich beim Anhebe- und Transportvorgang nicht betreten wird.

  • Stellen Sie sicher, dass die Aushärtung des gefertigten Betonteils genügend fortgeschritten ist, damit es ohne Ausreißen der Transportanker oder Bewehrungen angehoben werden kann.

  • Treffen Sie Vorkehrungen dafür, dass immer die richtigen Lastaufnahmemittel vorhanden sind und ausgewählt werden.

  • Erstellen Sie eine Betriebsanweisung für das Umsetzen der Deckenelemente und unterweisen Sie Ihre Beschäftigten hierzu.

  • Achten Sie darauf, dass sich kein Beschäftigter unter schwebenden Lasten aufhält.

  • Vermeiden Sie Staubentwicklungen durch Einsatz von Nassverfahren.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe (zum Beispiel nitrilgetränkte Baumwollschutzhandschuhe) und gegebenenfalls Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen werden.

  • Verwenden Sie möglichst Trennmittel, die keine gefährlichen Eigenschaften im Sinne der Gefahrstoffverordnung besitzen.

Sollte dies nicht möglich sein, sorgen Sie dafür, dass zum Beispiel

  • der Hautkontakt mit Trennmittel vermieden wird

  • Lagermengen von Trennmitteln am Arbeitsplatz gering zu halten sind

  • Zündquellen vermieden werden (Rauchverbot) und

  • die Maßnahmen des vorsorgenden Brandschutzes getroffen werden