DGUV Regel 113-602 - Branche Betonindustrie Teil 1: Herstellung von Betonfertigteilen

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Abschnitt 3.2 - 3.2 Konstruktive Betonfertigteile

3.2.1
Gerüst- und Schalungsbau - Ausschalen und Reinigen

Konstruktive Betonfertigteile erfordern, je nach Bauwerk, individuelle Formen, Längen, Breiten und Höhen. Vorgefertigte Schalungen sind nicht immer einsetzbar. Oft müssen Schalungsteile aus unterschiedlichen Materialien individuell angefertigt werden. Auch der Ausschalprozess ist mit vielen manuellen Tätigkeiten verbunden. Bei den genannten Arbeiten ergeben sich viele Gefährdungen, zum Beispiel durch Arbeiten an hochgelegenen Arbeitsplätzen, den Einsatz von gefahrbringenden Maschinen und Gefahrstoffen.

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Abb. 21 Kreissäge für den Schalungsbau

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Abb. 22 Stolpergefahr durch überstehende Verbindungsmittel

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Abb. 23 Druckluftnagler

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Lastenhandhabungsverordnung

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.1 "Schutz vor Absturz und herabfallenden Gegenständen, Betreten von Gefahrenbereichen"

  • Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 553 "Holzstaub"

ccc_3620_02.jpg"Weitere Informationen
  • DGUV Information 209-031 "Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Schreinereien/Tischlereien"

  • DGUV-Information 240-460 "Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge nach dem Grundsatz G46 "Belastungen des Muskel- und Skelettsystems einschließlich Vibrationen"

ccc_3620_32.jpgGefährdungen
  • Stürzen, Stolpern, Abstürzen

  • bei nicht ausreichender Beleuchtung

  • bei Unordnung und fehlender Sauberkeit am Arbeitsplatz, zum Beispiel Werkzeuge, Material

  • durch überstehende Verbindungsmittel, zum Beispiel Gewindestangen

  • beim Auf-, Absteigen und Arbeiten an den Schalungen

  • beim Verwenden ungeeigneter Leitern und Tritte und deren Kippen aufgrund nicht standsicherer Aufstellung

  • Schneiden, Stechen, zum Beispiel durch Einbau von Hilfs- bzw. Verbindungsmitteln wie Nägeln, Ankern, Gewindestangen etc.

  • mechanische Gefährdungen bei der Montage beziehungsweise Demontage von Gerüst- beziehungsweise Schalungsteilen durch zum Beispiel dem Einbau von vorgefertigten Schalungselementen

  • ungewolltes Auslösen von zum Beispiel Druckluftnaglern und -tackern

  • Absturz von Schalungsteilen und -elementen

  • Augen- bzw. Handverletzungen durch zum Beispiel Späne, Splitter, Holzteile, Nägel

  • Verletzungen beim Einsatz von Handwerkzeugen wie zum Beispiel Hammer oder Nageleisen

  • Exposition gegenüber Gefahrstoffen zum Beispiel beim Zusammenkleben oder Ankleben von Hilfsmitteln

  • Ausrutschgefahr sowie Belastungen der Haut und der Atemwege beim Einölen der Schalungen

  • Brand- und Explosionsgefahr beim Umgang mit Trennmitteln, zum Beispiel beim Versprühen

  • Gesundheitsgefahr durch Trennmittel zum Beispiel Schädigung der Haut und der Atemwege

  • Zwangshaltungen bei der Montage und Demontage von Schalungsteilen bzw. der kompletten Schalung

  • Heben und Tragen von schweren Lasten

  • Holzstäube, zum Beispiel durch Holzbearbeitungsmaschinen oder bei manueller Holzbearbeitung

  • Lärm bei der Holzbearbeitung

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Sorgen Sie für Ordnung und Sauberkeit im gesamten Arbeits- und Verkehrsbereich und vermeiden Sie Stolperstellen.

  • Stellen Sie geeignete PSA zur Verfügung, insbesondere Augen-, Gehör-, Hand- und Fußschutz, gegebenenfalls auch Kopfschutz.

  • Gleichen Sie unterschiedliche Arbeitshöhen möglichst durch Zwischenpodeste aus.

  • Achten Sie beim Einsatz von Druckluftnaglern auf folgende Punkte:

    • die einwandfreie Beweglichkeit der Freischusssicherung oder des Sicherheitskontaktauslösers muss gewährleistet sein

    • Nagler nie mit gezogenem Abzugsbügel transportieren

    • vor dem Anschließen des Gerätes an die Druckluftleitung ist das Magazin zu entleeren

    • beim Füllen des Magazins ist das Gerät nicht auf sich selbst oder andere zu richten

    • beim Nageln immer seitlich vom Gerät stehen

    • Geräte so ablegen, dass nicht durch Anstoßen oder Hängenbleiben die Freischusssicherung auslöst

    • nach beendeter Arbeit ist der Druckluftnagler von der Druckluftleitung zu trennen

    • bei Störungen ist das Gerät abzukuppeln, das Magazin zu entleeren und dann erst der Fehler zu suchen

  • Achten Sie darauf, dass beim Zusammenbau größerer Schalungsteile die Gefahrbereiche immer optimal einsehbar sind und sorgen Sie dafür, dass sich nur mit diesen Arbeiten beauftragte Beschäftigte in diesem Bereich aufhalten.

  • Vermeiden Sie Zündquellen, wie zum Beispiel Funkenflug, Rauchen, offenes Feuer.

  • Vermeiden Sie durch den Einsatz von technischen Hilfsmitteln zur Arbeitsplatzoptimierung Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen und einseitigen Belastungen. Sind erhöhte Belastungen nicht zu vermeiden, ist den Beschäftigten arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten.

  • Verwenden Sie möglichst Trennmittel, die keine gefährlichen Eigenschaften im Sinne der Gefahrstoffverordnung besitzen. Sollte dies nicht möglich sein, sorgen Sie dafür, dass z.B.

    • der Hautkontakt mit Trennmittel vermieden wird,

    • Lagermengen von Trennmitteln am Arbeitsplatz gering zu halten sind,

    • Zündquellen vermieden werden (Rauchverbot)

    • die Maßnahmen des vorsorgenden Brandschutzes getroffen werden.

  • Achten Sie darauf, dass nur Klebemittel verwendet werden, die keine gefährlichen Eigenschaften im Sinne der Gefahrstoffverordnung besitzen und sorgen Sie für ausreichende Be- und Entlüftung.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten bei allen spanabhebenden Bearbeitungsverfahren, z.B. an Holzbearbeitungsmaschinen, Handmaschinen und Handschleifarbeitsplätzen Maschinen mit Absaugung zur Verfügung.

  • Sorgen Sie dafür, dass die Handwerkzeuge sicher sind und bestimmungsgemäß verwendet werden.

  • Sehen Sie insbesondere bei neuen Betriebsstätten technische Maßnahmen, z.B. schallschutzmindernde Decken/Wände vor.

  • Setzen Sie nach Möglichkeit lärmarme Maschinen ein.

  • Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

    • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen,

    • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

3.2.2
Bewehrungsarbeiten: Schneiden, Biegen und Einbauen

Bei konstruktiven Betonfertigteilen wird Bewehrungsstahl für die Aufnahme der Zugkräfte oder zusätzliche Druckkräfte eingelegt. Die Bewehrung wird in Betonstahlschneide- und -biegemaschinen abgelängt und in die richtige Form gebracht. Anschließend wird sie gemäß Plan in das Bauteil eingebracht. Bei diesen Arbeiten treten häufig Schnitt-, Stich- und Klemmverletzungen auf.

Besonderer Wert muss auf den richtigen Einbau der Transportanker gelegt werden, damit der innerbetriebliche Transport der Fertigteile sowie das Verlagen auf der Baustelle sicher erfolgen können.

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Abb. 24 Zwangshaltung bei Bewehrungsarbeiten (negativ!)

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Abb. 25 ergonomisch günstige Arbeitshaltung bei Bewehrungsarbeiten

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Lastenhandhabungsverordnung

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.1 "Schutz vor Absturz und herabfallenden Gegenständen, Betreten von Gefahrenbereichen"

ccc_3620_02.jpg"Weitere Informationen
  • DGUV Information 240-460 "Handlungsanleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge nach dem Grundsatz G46 Belastungen des Muskel- und Skelettsystems einschließlich Vibrationen"

  • VDI/BV-BS 6205 Blatt 2: "Transportanker und Transportankersysteme für Betonfertigteile - Grundlagen, Bemessung, Anwendungen - Herstellen und Inverkehrbringen", Ausgabedatum: 2012-04

ccc_3620_32.jpgGefährdungen

Bei der Herstellung der Bewehrung für konstruktive Betonfertigteile achten Sie bereits beim Schneiden und Biegen des Betonstahls auf folgende Gefährdungen:

  • Schnitt- und Stichverletzungen beim Aufnehmen der Betonstähle

  • Schnitt- und Stichgefahren an scharfkantigen Drahtenden

  • Stürzen, Stolpern, Abstürzen

  • Gefährdung durch bei nicht ausreichende Beleuchtung

  • Gefährdung durch bei Unordnung und fehlende Sauberkeit am Arbeitsplatz, zum Beispiel Herumliegen von Werkzeugen und Material

  • Gefährdung durch überstehende Teile, zum Beispiel Gewindestangen, Bewehrungsstähle, Schraubzwingen

  • Gefährdungen beim Auf-, Absteigen und Arbeiten an den Schalungen

  • Gefährdungen beim Verwenden ungeeigneter Leitern und Tritte und deren Kippen aufgrund nicht standsicherer Aufstellung

  • Verletzung durch Wärmeeinwirkung, Funkenflug und Strahlung durch Schweißarbeiten

  • Belastung der Lendenwirbelsäule durch häufiges Arbeiten in extremer Rumpfbeugehaltung (Zwangshaltung) sowie durch schweres Heben und Tragen

  • Lärm beim Aufschlagen von Bewehrungsstählen auf Metallunterlagen

  • getroffen werden von Bewehrungselementen beim Biegevorgang sowie Funkenflug, Lärm, Schnitt- und Abtrennverletzungen beim Durchtrennen von Bewehrungsstählen

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen

Bei manuellen Bewehrungsarbeiten sorgen Sie dafür, dass die Gefährdungen durch folgende Maßnahmen verhindert beziehungsweise minimiert werden:

  • Achten Sie darauf, dass beim Arbeiten mit Betonstählen Tragehilfen und Schutzhandschuhe benutzt werden.

  • Stellen Sie über eine Arbeitsanweisung sicher, dass Transportanker gemäß den Belastungsanforderungen regelgerecht eingebaut werden und überzeugen Sie sich davon, dass dieser Einbau entsprechend den Vorgaben der Einbau- und Verwendungsanleitung des Herstellers erfolgt.

  • Stellen Sie nur sichere Maschinen zum Schneiden und Biegen zu Verfügung und achten Sie darauf, dass die Quetsch- und Scherstellen durch Schutzeinrichtungen gesichert sind.

  • Achten Sie darauf, dass die Maschinen nur bestimmungsgemäß verwendet werden.

  • Gestalten Sie die Arbeitsplätze ergonomisch und sorgen Sie dafür, dass Arbeiten in Zwangshaltung vermieden werden, zum Beispiel durch den Einsatz geeigneter Auflageflächen.

  • Setzen Sie Bindeapparate ein, um die körperliche Belastung und Zwangshaltung zu verringern.

  • Sehen Sie zum Trennen der Bewehrungsstähle lärmarme Arbeitsverfahren vor, zum Beispiel Bolzenschneider statt Winkelschleifer.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe (zum Beispiel nitrilgetränkte Baumwollhandschuhe) und ggf. Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen werden.

  • Beim Einsatz von Trennschleifern stellen Sie sicher, dass:

    • der Brandschutz beachtet wird

    • die Beschäftigen eine Schutzbrille tragen

    • Personen nicht durch Funkenflug gefährdet werden.

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Abb. 26 sicheres Öffnen der Umreifungsbänder

3.2.3
Spannbeton - Spannstähle ziehen und abtrennen - Spannstation

Bei der Herstellung im Fertigteilwerk wird die Spannbetonbewehrung im Spannbett nach Angaben der statischen Berechnung vorgespannt. Nach dem Einbringen des Frischbetons und dem Erhärtungsprozess verbinden sich die Spanndrähte und Spannlitzen mit dem Beton. Danach wird die Vorspannung gelöst und die Spannkraft durch den Verbund in das Fertigteil eingebracht.

Beim Aufbringen der Vorspannkräfte treten besondere Gefährdungen auf, denen mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen ist.

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

ccc_3620_02.jpg"Weitere Informationen
  • prEN 10138-1 "Spannstähle - Teil 1: Allgemeine Anforderungen", Ausgabedatum: 2000-10

  • DIN EN 1045-03 "Bauausführung - Anwendungsregeln zu DIN EN 13670", Ausgabedatum: 2012-03

  • DIN EN 12629-7 "Stationäre und fahrbare Einrichtungen für die Herstellung von Spannbetonelementen", Ausgabedatum: 2011-03

ccc_3620_32.jpgGefährdungen

Getroffen werden von:

  • herumschlagenden Spannstählen

    • durch den Peitscheneffekt beim Öffnen und Ziehen der Coils

    • wenn der vorgespannte Spannstahl durch die Verankerung rutscht

  • der zurückschlagenden Spannpresse, zum Beispiel wenn diese schräg aufgesetzt wird

  • reißenden Spanndrähten beim Spannvorgang

  • herumfliegende Querlochplatten, Spannpressen oder Hydraulikzylindern, wenn z.B. beim Spannvorgang die auftretenden Kräfte statisch nicht sicher in geeignete Auflager eingeleitet werden

  • Stolpern, Stürzen und Anstoßen im Bereich der Spannstation

  • Stolper-, Sturz- und Rutschgefahr, zum Beispiel beim Über- und Besteigen der Fertigungsbahn

  • Lärm, Schnitt- und Augenverletzungen beim Umgang mit Trenneinrichtungen, zum Beispiel Trennschleifer

  • Lärm durch das Reißen der Spannstähle

  • Schnitt- und Stichgefahren an scharfkantigem Spanndraht und Bewehrungsstahl

  • Klemm- und Scherstellen beim Einbau der Spannstähle, beim Spannen und beim Lösen der Vorspannung

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Abb. 27 Spanneinrichtung

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Abb. 28 Sichere Einrichtung für eine Entspannstation

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Coils für Spannstähle dürfen nur in einer geeigneten Vorrichtung geöffnet und abgewickelt werden.

  • Lassen Sie über die Betonschalungen bzw. die Spannbahnen Ketten (Abb. 30) oder Eisenbügel anbringen, damit reißende Spanndrähte nicht umherschnellen können (Ausnahme: Spanndrähte werden durch Armierungskörbe geführt).

  • Achten Sie darauf, dass der Spannbetrieb durch geeignete optische oder akustische Signale angezeigt wird, zum Beispiel Hupe, Blinklicht.

  • Errichten Sie hinter den Spanndrähten eine Prallwand mit Holzauflage, die Personen beim Reißen vor dem Umherfliegen von Spanndrähten schützt.

  • Verwenden Sie nur gereinigte und geeignete Verankerungen.

  • Ersetzen Sie sofort beschädigte oder verschlissene Verankerungen.

  • Schaffen Sie geeignete Übergänge über die Spannbahn - zum Beispiel Treppe und Laufsteg.

  • Achten Sie auf Ordnung und Sauberkeit und vermeiden Sie Stolperstellen.

  • Stellen Sie zur Vermeidung von Augenverletzungen geeigneten Augen- und Gesichtsschutz zur Verfügung.

  • Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

    • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen,

    • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

  • Verwenden Sie nur:

    • Spannstähle gemäß DIN EN 10138 bzw. mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung

    • Originalwerkzeuge und

    • Originalmaterialien des Herstellers der Spannanlage.

  • Kennzeichnen Sie die Gefahrenbereiche, zum Beispiel längs der Spannbahn.

  • Achten Sie darauf, dass den Spannvorgang weisungsbefugte Personen mit ausreichenden Kenntnissen und Erfahrungen beaufsichtigen.

  • Stellen Sie sicher, dass die notwendigen Kenntnisse für diese Arbeiten bei Ihren Beschäftigten vorhanden sind., z.B. durch intensive Unterweisungen oder Schulungen, auch von den Herstellern der zum Einsatz kommenden Maschinen und Einrichtungen.

  • Sorgen Sie dafür, dass sich keine Personen beim Spannvorgang in der Spannbahn, im Bereich neben der Bahn und hinter den Spannstählen aufhalten.

  • Lassen Sie:

    • die Spannarbeiten nur neben den zu spannenden und bereits gespannten Betonstählen durchführen

    • die Schutzeinrichtung nach dem Spannen direkt an der Verankerungsplatte so positionieren, dass niemand zwischen der Schutzeinrichtung und den Spanndrähten hindurchgehen kann

    • die Schutzeinrichtung erst entfernen, nachdem der Beton die vorgesehene Festigkeit erreicht hat.

  • Sorgen Sie dafür, dass keine Spanndrähte mit Oberflächenbeschädigungen durch:

    • Kerben

    • Biegen

    • Schleifen

    • starke Wärmeeinwirkungen, zum Beispiel Schweißen an oder in unmittelbarer Nähe der Spanndrähte oder Korrosion verwendet werden.

  • Überprüfen, reinigen, pflegen und ersetzen Sie gemäß Herstellerangaben die Klemmbacke in der Spannpresse.

  • Müssen Werkseinrichtungen für den Spannvorgang auf andere Bauteile umgerüstet werden, lassen Sie die statische Sicherheit der umgebauten Konstruktionen, Geräte und Einrichtungen rechnerisch nachweisen, z.B. bezogen auf die Aufstellung, Unterstützungen, Aussteifung und Verankerungen.

  • Beachten Sie beim Einsatz von Betriebsmitteln immer die Angaben der Hersteller in den Bedienungsanleitungen.

  • Bei Reparatur- und Wartungsarbeiten sowie bei Störungsbeseitigungen stellen Sie sicher, dass:

    • Wartungspläne für alle Maschinen beim Spannvorgang erstellt werden,

    • die Spannpresse stillgesetzt und gegen Wiedereinschalten gesichert ist,

    • die hydraulische Anlage drucklos gemacht worden ist.

  • Erstellen Sie für die Arbeiten beim Spannvorgang Betriebsanweisungen und unterweisen Sie Ihre Beschäftigten regelmäßig, mindestens jedoch einmal im Jahr. Stellen Sie beim Ziehen der Spannstähle

  • Sorgen Sie als Betreiber dafür, dass die Hydraulikleitungen fristgerecht geprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Die Bemessung der Fristen ergibt sich aus der Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung der Herstellerangaben.

  • Stellen sie geeignete PSA zur Verfügung:

    • Sicherheitsschuhe

    • Schutzhandschuhe

    • Augen- und Gesichtsschutz

    • Kopfschutz

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Abb. 29 Vorrichtung zum Transport und Abwickeln der Coils

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Abb. 30 Absicherung der Spanndrähte durch Ketten

3.2.4
Betonieren und Verdichten

Der Frischbeton wird bei der Herstellung von konstruktiven Betonfertigteilen mit zum Beispiel Flurförderzeugen und Kübeln, aber auch mit Mischfahrzeugen, zu den Schalungen transportiert und eingebracht. Das Verdichten des Frischbetons erfolgt durch Außen- oder Innenrüttler.

Hierbei sind die wesentlichen Gefährdungen Lärm-, Hand-, Arm-Schwingungen, Ganzkörperschwingungen sowie der Absturz von den Schalungen.

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Abb. 31 Verdichtungsarbeiten mit Innenrüttler

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • DGUV Vorschrift 3 und 4 "Elektrische Anlagen und Arbeitsmittel"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten

    • ASR A1.8 "Verkehrswege"

    • ASR A2.1 "Schutz vor Absturz und herabfallenden Gegenständen, betreten von Gefahrbereichen"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A3.4 "Beleuchtung"

ccc_3620_32.jpgGefährdungen
  • Stolpern und Stürzen im Fertigungsbereich, zum Beispiel durch herumliegende Gegenstände, Bauteile von Schalungen

  • Abstürzen, Ab- und Ausrutschen, zum Beispiel auf und von Schalungen

  • Angefahren bzw. Überfahren werden durch Flurförderzeuge oder Mischfahrzeuge

  • Klemm- und Schergefahren während des Betoniervorganges, zum Beispiel am Betontransportkübel

  • Anstoßen am Betonkübel und den Schalungsteilen

  • Haut- und Augenverletzungen durch Beton, zum Beispiel durch Spritzer beim Einbringen des Betons in die Schalung bzw. Absturz aus dem Kübel

  • Lärm und Vibrationen durch Rüttler

  • Verletzungen durch defekte Arbeitsmittel, zum Beispiel Innenrüttler und Anschlagmittel

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Sorgen Sie für Ordnung und Sauberkeit und vermeiden Sie Stolperstellen im gesamten Arbeitsbereich.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten Treppen und Tritte zum sicheren Auf- und Absteigen zur Verfügung.

  • Montieren Sie Laufstege mit Absturzsicherung bei höher gelegenen Schalungen - zwingend erforderlich

  • ab 1,0 m Absturzhöhe.

  • Legen Sie bei der Herstellung der Betonfertigteile Verkehrs- und Transportwege fest, die einen geregelten Ablauf der Bewegungen garantieren.

  • Stellen Sie geeigneten Kopf-, Augen- und Gesichtsschutz zur Verfügung und halten Sie Augenspülflaschen bereit.

  • Zur Vermeidung von Lärmgefährdungen treffen Sie folgende Maßnahmen:

    • Trennen Sie die Arbeitsbereiche so, dass am Arbeitsprozess Unbeteiligte nicht durch Lärm gefährdet werden.

    • Sorgen Sie bei der Einrichtung neuer Arbeitsstätten dafür, dass die Schallausbreitung minimiert wird, zum Beispiel durch Kapselung, absorbierende Abschirmungen, Decken und Wände.

    • Achten Sie insbesondere bei der Beschaffung neuer Arbeitsmittel darauf, dass diese dem fortschrittlichen Stand der Lärmminderungstechnik entsprechend beschafft und betrieben werden, zum Beispiel frequenzgesteuerte Rüttler, Einsatz von selbst verdichtendem Beton oder lärmarmen Verdichtungsverfahren, zum Beispiel Schüttelverfahren.

    • Vermeiden Sie lose Teile auf den Schalungen beziehungsweise Tischen.

  • Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

    • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen,

    • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

  • Stellen Sie sicher, dass die zur Verfügung gestellte Schutzausrüstung auch getragen wird.

  • Sorgen Sie dafür, dass elektrische Anlagen und Arbeitsmittel regelmäßig geprüft werden. Stellen Sie nur geprüfte und intakte Anschlagmittel und Werkzeuge zur Verfügung.

  • Stellen Sie Ihren Beschäftigten persönliche Schutzausrüstungen wie Sicherheitsschuhe, Schutzhelm, Schutzbrille, geeignete Schutzhandschuhe (zum Beispiel nitrilgetränkte Baumwollhandschuhe) und ggf. Gehörschutz zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass diese getragen werden.

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Abb. 32 Betonieren eines Betonfertigteilbinders mit seitlichen Laufstegen

3.2.5
Ausschalen, Anschlagen und Nacharbeiten

Nachdem die Betonfertigteile eine ausreichende Festigkeit erreicht haben und ausgeschalt wurden, sind häufig Nacharbeiten notwendig. Dies können Kosmetikarbeiten an Betonflächen, das Freilegen von Aussparungen und das Anbringen funktionsbedingter Zubehörteile für den Baustelleneinbau sein. Bei diesen manuellen Arbeiten besteht häufig Absturzgefahr.

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Abb. 33 Transportanker mit Lastaufnahmemittel

ccc_3620_01.jpgRechtliche Grundlagen
  • Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 559) "Mineralischer Staub"

ccc_3620_02.jpg"Weitere Informationen
  • DIN EN 131-3 "Leitern - Kennzeichnung und Gebrauchsanweisungen", Ausgabedatum: 2018-3

ccc_3620_32.jpgGefährdungen
  • Absturz von der Leiter

  • Absturz, Umkippen und Bruch des Fertigteils, zum Beispiel:

    • wegen mangelnder Aushärtung

    • nicht zusammengehöriges Lastaufnahmemittel und Transportanker beziehungsweise Anschlagmittels

    • falscher Einbau des Transportankers im Fertigteil

    • falsches Anschlagen

    • ungewollte Pendelbewegungen der Lasten infolge nicht sicher angeschlagener Fertigteile oder nicht festgelegter Schwerpunkte der Fertigteile

  • Quetsch- und Scher- und Stoßgefahr im Fahrbereich der Transportwagen

  • Verletzungsgefahr an scharfkantigen oder spitzen Ecken und Kanten der Betonfertigteile oder der Konstruktionsteile der Schalung

  • Verletzungen durch Werkzeuge, zum Beispiel

    • Schnittverletzungen beim Entfernen von Aussparungskörpern (Polystyrolhartschaum)

    • Abrutschen mit dem Stemmeisen und Schraubenschlüssel

    • Bohrmaschinen

    • Winkelschleifer und Poliermaschinen bei Schleif- oder Trennarbeiten

    • Hochdruckreiniger

  • Augenverletzung durch Splitter und Spritzer

  • Staubbelastungen durch die Benutzung von Bearbeitungsmaschinen

  • Lärm, Vibration, zum Beispiel durch Handwerkzeuge

Gefahrstoffe, zum Beispiel Zement oder Beschichtungen

Diese Gefährdungen können Sie mit folgenden Maßnahmen reduzieren:

ccc_3620_33.jpgMaßnahmen
  • Sind Arbeiten in der Höhe durchzuführen, setzen Sie zum Beispiel Podeste oder Gerüste ein.

  • Sind Arbeiten auf der Leiter erforderlich, achten Sie auf folgende Punkte:

    • Leiter auf festem Untergrund aufstellen (sicheren Stand auswählen)

    • nur geeignete und geprüfte Leitern benutzen (Leiterbuch führen)

    • Arbeiten auf zeitlich max. 2 Stunden begrenzen.

  • Achten Sie beim Anschlagen der Betonfertigteile auf richtig eingebaute Transportanker (Sichtkontrolle).

  • Weisen Sie bei der Sichtkontrolle auf folgende Maßnahmen hin:

    • ausreichende Aushärtung der Betonfertigteile

    • zulässige Festigkeit und Belastungsfähigkeit aller Bauteile

    • richtige Auswahl des Lastaufnahmemittels, zum Beispiel Traverse, Ausgleichsgehänge

    • die Lage des Schwerpunktes des Bauteiles.

  • Achten Sie darauf, dass beim Anschlagen die Verwendungsanleitung des Herstellers der Lastaufnahmemittel beachtet wird.

  • Sichern Sie Betonfertigteile gegen das Umkippen.

  • Achten Sie darauf, dass nur geeignete und intakte Werkzeuge eingesetzt und diese bestimmungsgemäß verwendet werden.

  • Zur Vermeidung von Augenverletzungen lassen Sie die Arbeiten nur mit Schutzbrille durchführen und sorgen Sie dafür, dass sich keine Unbeteiligten im Arbeitsumfeld aufhalten.

  • Versuchen Sie durch geeignete Lärmminderungsmaßnahmen die Lärmbelastung zu minimieren. Sorgen Sie dafür, dass bei Lärmpegeln > 80 dB (A) Gehörschutz getragen wird.

  • Nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist folgendes zu beachten:

    • bei Lärmpegel > 80 dB (A) ist arbeitsmedizinische Vorsorge anzubieten und den Beschäftigten persönliche Schutzausrüstung gegen Lärm zur Verfügung zu stellen

    • bei Lärmpegel ≥ 85 dB (A) ist die arbeitsmedizinische Vorsorge durchzuführen und Sie müssen dafür sorgen, dass das bestimmungsgemäße Tragen der persönlichen Schutzausrüstungen erfolgt.

  • Halten Sie Unbeteiligte von den Lärmarbeitsplätzen fern.

  • Beachten Sie beim Einsatz von Gefahrstoffen folgende Punkte:

    • Gefährdungsbeurteilung durchführen

    • Sicherheitsdatenblatt oder ergänzende Hinweise des Herstellers beachten

    • prüfen, ob ein anderer, möglichst ungefährlicherer Stoff, verwendet werden kann

    • Betriebsanweisung erstellen und Beschäftigte unterweisen und

    • über stoffspezifische Erste-Hilfe-Maßnahmen unterrichten.

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Abb. 34 Negativbeispiel für die Lagerung von Betonfertigteilen