DGUV Regel 113-020 - Hydraulik-Schlauchleitungen und Hydraulik-Flüssigkeiten - Regeln für den sicheren Einsatz

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Abschnitt 4.1 - 4.1 Auswahl, Bestellung, Herstellung und Kennzeichnung

4.1.1 Auswahl und Bestellung

Hydraulik-Schlauchleitungen sind so auszuwählen bzw. auszulegen, dass sie bei allen beabsichtigten Anwendungen und Betriebszuständen der Anlage innerhalb derer sie zum Einsatz kommen, sicher arbeiten.

Werden durch den Ausfall einer Hydraulik-Schlauchleitung Gefährdungen hervorgerufen, so gelten hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit besondere Anforderungen.

Auch beim Vorhandensein von Schutzmaßnahmen gegen Hydraulik-Schlauchleitungsversagen sowie unabhängig von der festgelegten Verwendungsdauer der Leitung ist bei der Auswahl bzw. dem Austausch von Hydraulik-Schlauchleitungen folgendes zu beachten:

  • Die Auswahl bzw. das Verfahren beim Austausch von Hydraulik-Schlauchleitungen muss nach den Angaben der Maschinen-/Anlagenhersteller erfolgen. Beim Austausch müssen die technischen Spezifikationen des Herstellers beachtet werden. Soweit vom Risiko der Anwendung her erforderlich, sollte nach erfolgter Konfektionierung der Schlauchleitung eine Druckprüfung mit Prüfdruck, z. B. nach DIN EN ISO 1402: 2010-04 "Gummi- und Kunststoffschläuche und -schlauchleitungen; Hydrostatische Prüfung", als Einzelprüfung vereinbart werden.

  • Gibt es keine Herstellerangaben, z. B. in der Betriebsanleitung, ist die genaue Spezifikation der einzusetzenden Hydraulik-Schlauchleitung durch Rücksprache mit dem Anlagenhersteller zu klären. Ist dieses nicht möglich, sind die erforderlichen Angaben aus der Kennzeichnung der auszutauschenden Hydraulik-Schlauchleitungen (sofern diese spezifikationsgerecht sind) oder der Hydraulikanlage zu ermitteln.

  • Die zulässigen Beanspruchungen (maximal zulässigen Drücke) aller Bauteile der Hydraulik-Schlauchleitung dürfen bei den zu erwartenden Betriebsbedingungen nicht überschritten werden (gegebenenfalls Beachtung spezifischer Anforderungen der Maschinen- oder Hydraulikanlagen).

  • Es dürfen unter Berücksichtigung der Herstellerangaben nur solche Hydraulik-Schlauchleitungen ausgewählt werden, die alle Anforderungen der jeweiligen zutreffenden europäischen oder internationalen Produktnormen erfüllen, z. B. DIN-, EN-, ISO-, SAE-Normen.

    Die nationalen und internationalen Normen fordern, dass für die Herstellung von Hydraulik- Schlauchleitungen nur Hydraulik-Schläuche, Hydraulik-Schlaucharmaturen sowie Verbindungsverfahren eingesetzt werden, deren Funktionssicherheit in entsprechenden Prüfverfahren nachgewiesen wurde (siehe z. B. DIN 20066: 2012-01 "Fluidtechnik - Hydraulik-Schlauchleitungen - Maße, Anforderungen"). Der Hydraulik-Schlauchleitungshersteller muss dazu ggf. Angaben der Komponentenhersteller von Hydraulik-Schlauch und -Armatur einfordern, berücksichtigen und aufbewahren, oder er muss die Prüfung auf Funktionssicherheit selbst durchführen und dokumentieren. Die bestandene "Prüfung der Kombination von Schlauch und Armatur" sollte dem Kunden durch den Hersteller der Hydraulik-Schläuche bestätigt werden.

  • Die Querschnitte der Hydraulik-Schlauchleitung müssen ausreichend bemessen sein, so dass sich keine unzulässigen Staudrücke ergeben können, die beispielsweise den freien Rückfluss zum Tank behindern. Ohne weitere Überprüfung dieser Vorgabe darf der Nenndurchmesser der Austauschleitung nicht kleiner gewählt werden, als jener der auszutauschenden Leitung.

  • Schlauch- und Dichtungsmaterialien müssen gegenüber der eingesetzten Hydraulik-Flüssigkeit beständig sein. Eine neue Hydraulik-Schlauchleitung muss nach den Angaben des Lieferanten mit der verwendeten Hydraulik-Flüssigkeit betrieben werden können.

  • Hydraulik-Schlauchleitungsverbindungen mit Weichdichtungen sind zu bevorzugen.

  • Hydraulik-Schlauchleitungsarmaturen, die aus einem gedrehten Rohrstutzen mit Schneidring bestehen, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Sie haben in der Vergangenheit zu Unfällen infolge Abrutschens geführt.

  • Die Einbindung der Hydraulik-Schläuche sollte über Pressarmaturen erfolgen. Schraubarmaturen sollten aufgrund der mangelnden Montagesicherheit vermieden werden.

Hinweis:

Die "Prüfung der Kombination von Schlauch und Armatur" erfordert Kenntnisse über die normativen Vorgaben in den relevanten DIN-, EN-, ISO- oder SAE-Normen. Zur Prüfung der Kombination sind geeignete Prüfstände (z. B. Impuls- und Berstdruckprüfstände) erforderlich (siehe Abbildung 3). Der Betrieb der Prüfstände bzw. die normgerechte Durchführung von Prüfungen erfordert geschultes Personal.

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Abb. 3
Impuls-Prüfstand beim Schlauchleitungshersteller

Bei der Bestellung von Hydraulik-Schlauchleitungen müssen die inneren und äußeren Einsatzbedingungen bekannt sein und angegeben werden, z. B.

  • Betriebsdruck in der Anlage (hierbei ist zu berücksichtigen, dass in der Regel ein dynamischer Druckverlauf auftritt),

  • maximaler Volumenstrom des Druckmediums (Nennweite der Schlauchleitung),

  • Art der Hydraulik-Flüssigkeit,

  • Temperatur der Hydraulik-Flüssigkeit,

  • Umgebungseinflüsse, z. B. Umgebungstemperatur, Sonnen-/Lichteinstrahlung, Auftreten von Ozon, UV-Einflüsse,

  • chemische Belastung (innen und außen),

  • zu erwartende Biege-/Impulsbelastung,

  • konstruktiv erforderliche Länge (gemessene Länge einschließlich Zuschlägen),

  • Einbauart/geeignete Armaturen, gegebenenfalls zusätzliche Anforderungen bei besonderen Anwendungen aus maschinenspezifischen Normen, z. B. Ausreißsicherung entsprechend DIN EN 201: 2010-02 "Gummi- und Kunststoffmaschinen-Spritzgieß-Maschinen; Sicherheitsanforderungen" für Hersteller und Betreiber von Spritzgießmaschinen,

  • Verwendung von Berstschutz und Fangsicherungen.

Nach dem Erhalt der ausgewählten Hydraulik-Schlauchleitungen sollte bei einer Eingangskontrolle Folgendes geprüft werden:

  • Wurden die Vorgaben der Bestellspezifikation erfüllt?

  • Sind Hydraulik-Schläuche und -Schlauchleitungen normgerecht und dauerhaft gekennzeichnet?

  • Sind die empfohlenen Lagerzeiten für Hydraulik-Schläuche und -Schlauchleitungen nicht überschritten (siehe Abschnitt 4.5.1)?

  • Liegen die Zertifikate über gegebenenfalls vereinbarte Einzelprüfungen oder beim Hersteller getroffene Maßnahmen der Qualitätssicherung vor?

Werden an einer Hydraulikanlage Änderungen vorgenommen, muss mit dem Hersteller der Hydraulikanlage Rücksprache zur Klärung aller damit verbundenen Konstruktionsanforderungen erfolgen, unter anderem auch zur Vermeidung von Druckspitzen.

Die besonderen Bestimmungen für andere Anwendungsfälle, z. B. Bergbau, sind zusätzlich zu beachten.

4.1.2 Herstellung beim Verwender

Hydraulik-Schlauchleitungen sollten nur von einem Fachbetrieb fertig konfektioniert bezogen werden.

Wird eine Hydraulik-Schlauchleitung dennoch vom Verwender zusammengebaut, ist darauf zu achten, dass die ausgewählten Bauteile (Schlauch und Armaturen) in Bezug auf Abmessungen, Form und Druckstufe aufeinander abgestimmt sind. Die Vorgaben der Hersteller des Hydraulik-Schlauchs und der Hydraulik-Schlaucharmatur müssen dabei befolgt werden.

Im Falle einer selbst vorgenommenen Einbindung ist darüber hinaus auch Folgendes zu beachten:

  • Hydraulik-Schlauchleitungen dürfen nur mit solchen Hydraulik-Schläuchen und -Schlaucharmaturen sowie nach solchen Verbindungsverfahren hergestellt werden, auf deren Grundlage die Funktionssicherheit in zutreffenden Prüfverfahren nachgewiesen wurde, z. B. hydrostatische Anforderungen nach DIN EN ISO 1402: 2010-04 "Gummi- und Kunststoffschläuche und Schlauchleitungen - Hydrostatische Prüfung" sowie Anforderungen an die Impulsprüfung nach DIN EN ISO 6803: 2010-01 "Gummi- und Kunststoffschläuche und -schlauchleitungen; Hydraulik-Druck-Impulsprüfung ohne Biegung".

  • Es dürfen dafür nur vom Armaturenhersteller zugelassene Geräte und Vorrichtungen verwendet werden.

  • Hydraulik-Schlauchleitungen müssen unter Beachtung der Herstelleranleitung zusammengebaut werden.

  • Die empfohlene maximale Lagerzeit des verwendeten Hydraulikschlauches sollte beim Zusammenbau zur Hydraulik-Schlauchleitung nicht überschritten sein (siehe Abschnitt 4.5.1).

  • Hydraulik-Schlauchleitungen dürfen nicht aus gebrauchten, d. h. vorher bereits als Teil einer Hydraulik-Schlauchleitung benutzten Schläuchen oder Armaturen hergestellt werden.

  • Weisen Hydraulik-Schlauch und Armatur unterschiedliche Nenndrücke auf, so ist der niedrigere Nenndruck für den Betriebsdruck der Hydraulik-Schlauchleitung bestimmend.

  • Auch die vom Verwender selbst hergestellten bzw. konfektionierten Hydraulik-Schlauchleitungen müssen entsprechend der Norm gekennzeichnet sein (siehe Abschnitt 4.1.3).

  • Zur Gewährleistung einer sicheren Hydraulik-Schlaucheinbindung müssen Einbinder(innen)/Konfektionierer(innen) über detaillierte Kenntnisse zum Einbindungsverfahren und die zu verwendenden Geräte und Bauteile verfügen.

  • Reproduzierbarkeit, Arbeitsablauf der Einbindung.

  • Einbinder(innen)/Konfektionierer(innen) einer Hydraulik-Schlauchleitung sollte eine fachkundige Person sein, welche im Rahmen einer Qualitätskontrolle die Güte der Verpressung überprüfen kann, da von der Güte der Verpressung und der nachfolgenden Kontrolle die Sicherheit von Personen abhängt.

  • Es müssen entsprechende Verfahrensanweisungen für den Einbindevorgang, z. B. QM-Handbuch, vorliegen, sodass der Arbeitsablauf der Verpressung reproduzierbar beschrieben ist.

4.1.3 Kennzeichnung

4.1.3.1 Schläuche für Hydraulik-Schlauchleitungen

Schläuche für Hydraulik-Schlauchleitungen müssen fortlaufend mit mindestens den folgenden Angaben dauerhaft gekennzeichnet sein:

  • Name oder Kennzeichen des Herstellers, z. B. XXX

  • Nummer der Produktnorm, z. B. EN 853

  • Schlauchtyp, z. B. 2SN

  • Nenndurchmesser in mm, z. B. DN 10 (ggf. in Zoll, z. B. 3/8", oder Größe [Size], z. B. Size 06)

  • Quartal und die zwei letzten Ziffern des Herstellungsjahres, z. B. 2Q16

Beispiel: XXX/EN 853/2SN/DN 10/2Q16

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Abb. 4
Kennzeichnung von Hydraulik-Schläuchen

Die Hydraulik -Schlauchhersteller geben in aller Regel vor der Quartalsangabe des Herstellungsjahres zusätzlich den Betriebsdruck (maximaler Arbeitsdruck) des Schlauches an (in bar, MPa oder psi).

Falls erforderlich können weitere Angaben nach Vereinbarung zwischen Anwender und Hersteller aufgeführt werden.

Die Kennzeichnung ist zum Beispiel dauerhaft, wenn die vorstehenden Angaben auf der Außenschicht aufvulkanisiert oder aufgespritzt sind.

4.1.3.2 Hydraulik-Schlauchleitungen

Jede Hydraulik-Schlauchleitung muss unabhängig von der Hydraulik-Schlauchkennzeichnung mindestens mit den folgenden Angaben eindeutig und dauerhaft gekennzeichnet sein:

  • Name oder Kennzeichen des Herstellers, z. B. XXX

  • Maximaler Betriebsdruck der Hydraulik-Schlauchleitung, z. B. 330 bar oder 33,0 MPa

  • Die zwei letzten Ziffern des Herstellungsjahres und Monat der Herstellung, z. B. 1606 für Juni 2016

Die Reihenfolge der Angaben zum Hersteller, dem maximalen Betriebsdruck und dem Herstellungsdatum ist beliebig. Die einzelnen Angaben müssen nicht in einer Zeile aufgebracht sein.

Beispiel: XXX/330bar/1606

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Abb. 5
Kennzeichnung von Hydraulik-Schlauchleitungen

Eine Kennzeichnung ist zum Beispiel dauerhaft, wenn die vorstehenden Angaben, beim Verpressen in die Pressfassung, eingeprägt werden.

Um Verwechslungen zwischen Druckangaben in bar und MPa zu vermeiden, wird in DIN 20066: 2012-01 "Fluidtechnik; Schlauchleitungen; Maße, Anforderungen" empfohlen, die Maßeinheit des Druckes bei der Kennzeichnung mit anzugeben.

Beispiele:XXX/330bar/1606,
XXX/33,0MPa/1606
oder
XXX/4786psi/1606

Falls erforderlich können weitere Einzelheiten nach Vereinbarung zwischen Anwender und Hersteller in die Hydraulik-Schlauchleitungskennzeichnung aufgenommen werden.