DGUV Grundsatz 309-013 - Anforderungen an Fachkundige für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und für die Messung bei Vibrationsexposition nach § 5 der Lärm- und Vibrations- Arbeitsschutzverordnung

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Abschnitt 3.2 - 3.2 Ausbildungsinhalte

Die Ausbildungsinhalte für die Fachkunde zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung (A) bzw. zur Durchführung von Vibrationsmessungen (B) sind nachfolgend in Tabelle 1 zusammengestellt:

PunktThemengebietAusbildungsinhalt zur Durchführung der GefährdungsbeurteilungAusbildungsinhalt zur Durchführung von Vibrationsmessungen
3.2.1AllgemeinesXX
3.2.2Besondere Themen der GefährdungsbeurteilungX-
3.2.3Messung - TheorieXX
3.2.4Messung - Praxis-X

X = Kenntnisse erforderlich

- = Kenntnisse nicht erforderlich

Tabelle 1:
Empfohlene Ausbildungsinhalte für die Fachkunde zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung bzw. zur Durchführung von Vibrationsmessungen nach LärmVibrationsArbSchV

Die Ausbildung erfolgt als Präsenzveranstaltung in der Ausbildungsstätte. Eine Lehreinheit entspricht etwa 45 bis 60 Minuten. Die Angaben zu den Lehreinheiten stellen eine Orientierung und relative Gewichtung dar, die je nach Vorkenntnissen der auszubildenden Personen angepasst werden kann.

3.2.1
Allgemeines (A und B; 5 Lehreinheiten)

Physikalische Grundlagen

  • Schwingweg, -geschwindigkeit, -beschleunigung

  • Anregungsarten (harmonisch, stochastisch, transient (Stoß))

  • Feder-Dämpfer-System: Resonanzfrequenz, Dämpfung

  • Fourier-Transformation von Zeitverläufen (Betrag, Phase), Darstellung in Messgeräten (Fensterfunktionen, Abtastraten ...)

  • Begriff der Impedanz

Allgemeine Begriffe

  • Emission/Immission (Unterschied)

  • Einwirkungsdauer (Unterschied Einwirkungsdauer/Benutzungsdauer)

  • Einleitungsstelle (Koordinatensysteme)

  • System der Expositionspunkte

Wirkungen von Vibrationen

  • Gesundheitsgefährdungen von Schwingungen (mittelbar/unmittelbar)

  • Schädigungsmechanismen bei Stößen und stochastischen Anregungen

  • Schädigungs-/Beeinträchtigungsarten (Muskel- und Skeletterkrankungen, Nerven- und Durchblutungsschädigungen, Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, Kinetose (...))

  • Wechsel- und Kombinationswirkungen (Kälte, ungünstige Körperhaltungen Ankopplungskräfte etc.)

Kennwerte

  • Frequenzbewertung (Impedanz des Hand-Arm-Systems des sitzenden Menschen, Kurven gleicher Wahrnehmung; Bandbegrenzung und Bewertung in Abhängigkeit von der Einleitungsstelle und Wirkung)

  • Effektivwertbildung (quadratische Mittelwerte) im Zeit- und Frequenzbereich

  • Kennwertbildung bei stoßhaltigen Signalen (DIN ISO/TS 15694:2004-07, DIN SPEC 45697:2012-06, ISO 2631-1:1997-05 und ISO 2631-5:2004-02)

  • Kennwertbildung bei Gebäudeschwingungen (mittelbare Gefährdungen, VDI 2057-3:2017-03)

  • Tages-Vibrationsexpositionswert (Aufteilen von Belastungsabschnitten, Übereinstimmung von Einwirkungsdauer und Effektivwert (mit Pausen/ohne Pausen), Auswahl der Richtung aufgrund der "zulässigen Expositionszeit" (GKV), Faktor für das Kriterium Gesundheit (GKV))

  • Kennwerte für Emission (HAV), Angabe in einer und drei Messrichtungen

  • Schwingungsgesamtwert, Sitzübertragungsfaktor (SEAT)

Vorgehen bei der Gefährdungsbeurteilung/Ziel der Beurteilung und ggf. Messung

  • Gefährdungsbeurteilung nach LärmVibrationsArbSchV (Auslöse- und Expositionsgrenzwerte, Maßnahmen, Dokumentation)

  • Kenntnis der Betriebsbedingungen

    ggf. Einfluss des Wochentags und des Schichtbetriebs, Arbeitszyklen, Anzahl der Arbeitsplätze und exponierten Beschäftigten, Art und Anzahl der Geräte, Einwirkungsdauern, Auswahl repräsentativer Bedingungen (auch Übertragbarkeit von Ergebnissen auf mehrere Arbeitsplätze), Kenntnis von Gefährdungsschwerpunkten (besonders hoch belastende Tätigkeiten), mögliche Ersatzarbeitsverfahren/ Simulationen

  • Einflussgrößen auf die Messung kennen und bewerten können, Wechsel von Benutzenden/Fahrenden, Fahrbahnoberflächen, Fahrweise und -geschwindigkeit, Bereifung (Reifendruck, Vollgummireifen...), Fahrzeug- und Kabinenfederung, Sitzeinstellung, Antriebsleistung (z. B. Anschlussdruck bei Druckluftmaschinen), Arbeitsverfahren (z. B. Trennen oder Schleifen), Griffform und -oberfläche von Maschinen, Wartungszustand/Verschleiß von Maschine oder Fahrzeug, Werkstück-/Werkzeug-Material, Werkzeugzustand (z. B. Schnitthaltigkeit), Haltung/Führung der Maschine, Andruck- und Greifkraft, Ungenauigkeiten

3.2.2
Besondere Themen der Gefährdungsbeurteilung (nur A; 2 Lehreinheiten)

Informationsquellen

  • Ablaufschema Teil 1 TRLV:

    • Immissionsangaben (für Erdbaumaschinen DIN CEN/TS 15730:2008-11)

    • Emissionsangaben (Rahmenbedingungen Produktsicherheitsgesetz, Maschinenrichtlinie)

      • HAV: DIN EN ISO 20643:2012-10, DIN EN ISO 28927:2010-05, Umrechnungsfaktoren nach DIN CEN/TR 15350:2013-12 und DIN SPEC 45694:2013-12, Korrekturfaktor zwischen Angaben in einer und drei Messrichtungen nach VDI 2057-2:2016-03

      • GKV: DIN EN 1032:2009-02, DIN EN 13059:2009-06

    • Gefährdungstabellen

    • Datenbankrecherche unter Berücksichtigung der Vergleichbarkeit von Betriebsbedingungen

Ergreifen von Vibrationsschutzmaßnahmen

Grundlage ist Teil 3 TRLV

  • Aufstellen und Durchführen eines Vibrationsminderungsprogramms

  • Möglichkeiten der Minderung (Substitution, technische, organisatorische, persönliche Schutzmaßnahmen)

  • Wirkung von Griffabfederung, Vibrationsschutzhandschuhen, Schwingsitzen

  • Arbeitsmedizinische Vorsorge soweit im Teil 3 TRLV beschrieben (ArbMedVV, Vorsorge oberhalb der Auslösewerte (TRLV), Kälteprovokationstests, G46-Grundsatz)

3.2.3
Messung - Theorie (A und B; 6 Lehreinheiten)

Messplanung in Abhängigkeit vom Ziel der Messung

  • Messstrategie (Langzeitwert, Kurzzeitwert (mit und ohne Pausen)),

  • Festlegen von (Teil-)Tätigkeiten für Messabschnitte, Wiederholungsmessungen

Auswahl der Bedienpersonen

  • Auswirkungen der individuellen Konstitution, Handhabung und Bedienungskräfte, Erfahrung,

  • Erkennen von Manipulation, Erkennen von Artefakten z. B. durch Eigenbewegungen der Bedienperson oder nicht bestimmungsgemäße Fahrzeug-/Maschinenbenutzung

Auswahl der geeigneten Messeinrichtung

  • Messgeräte, die "zu gleichen Ergebnissen führen wie Messeinrichtungen nach DIN EN ISO 8041:2006-06" (TRLV, Teil 2) *

  • Hilfseinrichtungen, z. B. Kalibrator

  • Auswahl geeigneter Sensoren

  • Dosimeter und einfache Messgeräte in TRLV

Auswahl der Aufnehmer

Art, Masse, Temperaturbereich, Dynamikbereich, Frequenzbereich, Stöße (HAV/GKV)

Ankopplung der Aufnehmer

  • gemäß Koordinatensystem

  • GKV: Messscheibe (Sitzen), stehende/liegende Personen, Adapterscheibe (Gebäude)

  • Anpassung an dominante Richtung bei schlagenden Geräten HAV (Einsatz und Wirkungsweise mechanischer Filter, Vor- und Nachteile der Filter, Grenzen der Wirkung)

  • Schrauben, Kleben (auch Wachs), Adapter

  • Verhalten bei elastischen Griffüberzügen

  • Sicherung der Signalleitungen

Messort

  • Hauptgriff, Seitengriff, Kompromisse, Normvorgaben

  • Auswahl in Gebäuden (Deckenmitte, Arbeitsort)

Umgang mit Umgebungs- und Störeinflüssen

Temperatur, elektromagnetische Felder, Strahlung, Schall, Quer- oder Biegeschwingungen, triboelektrischer Effekt, Störgrößen erkennen.

Vor-Ort-Überprüfung und Kalibrierung

ISO 8041 (Kalibrierhierarchie, Kalibrierintervall, Nachprüfung der Leistungsmerkmale der Messeinrichtung

Einstellung der Messkette

Aussteuerung, Signalüberwachung (Übersteuerungsanzeige), Übertragungsfaktoren, DC-Shift, Frequenzbereich, FFT-Fensterfunktionen, Stöße, Abtastraten

Messen/Erfassen anderer Größen

  • Einwirkungsdauer (Maschinenlaufzeit, Durchflusszähler, Betriebsstundenzähler, Fahrtenschreiber, Expositionszeitmesser)

  • Temperatur

  • Ankopplungskräfte (Andruck- und Greifkräfte DIN 45679:2013-02)

  • Antriebsenergie (z. B. Druckluftschwankungen)

  • Körperhaltung (Video-Aufzeichnung ...)

  • Betriebsparameter (Geschwindigkeitsbegrenzung, Eintreibenergie, Vorschubgeschwindigkeit, Schnittgeschwindigkeit)

Auswertung

  • Signalbearbeitung (Auswahl der Belastungsabschnitte, Entfernen von Artefakten, Hand nicht am Griff, Hinsetzen)

  • Einfluss der Körperhaltung auf das Ergebnis und auf die Beanspruchung

  • Mittelwertbildung (energetisch, arithmetisch)

  • Messunsicherheit (DIN SPEC 45660-2:2015-08, DIN EN 12096:1997-09)

Messdokumentation

Vorgaben aus DIN EN 14253:2008-02, VDI 2057:2017-08 Blatt 1 und 2, insbesondere Angaben zu den:

  • Messstellen und Personen, die die Messungen durchgeführt haben,

  • Arbeitsplätzen, Tätigkeiten, Arbeitsmitteln, Betriebszuständen, Einsatzwerkzeugen, Werkstoffen sowie den Merkmalen und Umgebungsbedingungen, die die konkreten Situationen beschreiben,

  • Einwirkungsrichtungen der Vibrationen und Körperhaltungen,

  • angewandten Messstrategien,

  • Messpunkten und Ankopplungsarten der Beschleunigungsaufnehmer,

  • benutzten Messeinrichtungen,

  • Messergebnissen (z. B. Art, Ausmaß und Dauer der Vibrationsexpositionen).

3.2.4
Messung - Praxis (B; 8 Lehreinheiten)

In diesem Teil sollen GKV und HAV an vorbereiteten Fahrzeugen und Maschinen selbständig gemessen und ausgewertet werden. Zur Messung gehören auch die Vor-Ort-Kontrolle, die Einstellung der Messgeräte und die Anbringung der Aufnehmer.

Die DIN EN ISO 8041:2006-06 wurde zurückgezogen und durch die DIN EN ISO 8041-1:2017-10 ersetzt.