DGUV Information 214-911 - Sichere Einsätze von Hubschraubern bei der Luftarbeit

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Abschnitt 6.3 - 6.3 Außenlast- und Montageflüge

Der Hubschrauber muss über ein Wägesystem zur Lastbestimmung verfügen.

Sinnvoller Aufbau eines komplexen Lastaufnahmemittels für Außenlasten
(zusätzliche Ausrüstung)
Hubschrauber mit Primärlasthakenccc_3560_22.jpg
Schockabsorber (Dämpfungselement)
Polyamid-Seil, doppelt oder 4-fach, lose oder ummantelt Arbeitsdehnung ca. 15 % Länge 1 bis 2 m Endbeschlag für Primärlasthaken nach Herstellerangaben
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Lastenseil mit ausreichender Länge
Stahlseil dreharm (z. B. Kranhubseil) oder Chemiefaserseile mit geringer Dehnung, Querschnitt kreisrund, möglichst klein, Gewicht im Verhältnis zum Lasthaken so gering wie möglich, Arbeitsdehnung so gering wie möglich
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Drallfänger
Torsionsspannungen können von Seilen nicht aufgenommen werden
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Lasthaken mit ausreichenden Dimensionen
manuell oder elektrisch Endbeschlag für Primärlasthaken nach Herstellerangaben
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Anschlagmittelccc_3560_27.jpg

Die Gesamtlänge des Lastenseiles inkl. Drallfänger und Lasthaken sollte das 1,5-fache des Rotorkreisdurchmessers deutlich unter- oder überschreiten.

Flugbetrieb

Der Hubschrauberführer muss das sichere Aufnehmen oder Absetzen der Außenlast unter allen möglichen Flugbedingungen gewährleisten.

Maßnahmen zur sicheren Lastaufnahme

Der Hubschrauber wird über dem Schwerpunkt der Außenlast zentriert und die Lastaufnahmemittel durch langsames senkrechtes Steigen gestrafft. Erst dann wird die Last angehoben. Durch die Flughelfer wird abgesichert, dass sich dabei keine weiteren Personen im Gefahrenbereich aufhalten. Fremdkörper, lose Teile oder Abdeckungen auf oder an der Last sind vorgängig zu entfernen.

Maßnahmen zur sicheren Lastablage

Die Außenlast wird entsprechend der Arbeitsaufgabe über der Ablage- oder Montagestelle positioniert und langsam abgesetzt. Führungsleinen sind dabei frei zu führen. Sie dürfen nicht umschlungen oder festgebunden werden. Pendelnden Lasten ist auszuweichen, da in den meisten Fällen eine manuelle Dämpfung nicht möglich ist.

Durch die Flughelfer wird abgesichert, dass sich im Gefahrenbereich nur die Personen aufhalten, die für den unmittelbaren Fortgang der Arbeiten notwendig sind. Die Feinpositionierung, das Absetzen oder ein notwendiges Klinken der Außenlast wird durch den Flughelfer angewiesen bzw. überwacht.

Maßnahmen bei Einsätzen mit Longline

Bei Verwendung einer Longline ist ein Flugverfahren mit der notwendigen An- bzw. Abflughöhe zu wählen. Um bei Überführungsflügen mit einer Longline ein Auffliegen der komplexen Lastaufnahmemittel zu verhindern, sind negative Vertikalbeschleunigungen oder zu hohe Vorwärtsgeschwindigkeiten zu vermeiden. Gegebenenfalls sind Zusatzgewichte oder andere aerodynamische Bauteile am unteren Ende zu montieren.

Der Hubschrauberführer muss sich während des gesamten Fluges über die Lage der Außenlast informieren oder informiert werden. Das kann durch

  • Außenspiegel oder Bubble am Hubschrauber

  • einen Flughelfer an Bord (Außenlasteinweiser)

  • einen Flughelfer am Boden, der eine ständige Sprechverbindung mit dem Piloten hält,

erfolgen. Der gesamte Flug umfasst Lastaufnahme, Transport und Lastablage. Bei Notwendigkeit müssen verschiedenen Maßnahmen miteinander kombiniert werden.

Der Flughelfer hat sicherzustellen, dass Außenlasten sicher angeschlagen sind und sich nicht unbeabsichtigt lösen können. Vor der Lastaufnahme oder vor dem Lastabsetzen ist die elektrostatische Aufladung von der Hubschrauberzelle, der Last oder des komplexen Lastaufnahmemittels abzuleiten.

Geeignete Maßnahmen dazu sind z. B.:

  • Kontakt des Lastaufnahmemittels mit dem Boden vor Lastaufnahme

  • Bodenkontakt des Hubschraubers vor Lastaufnahme

  • Ergreifen der Last oder des Lastaufnahmemittels mit einem ausreichend geerdeten Fanghaken, um elektrostatische Aufladungen sachgerecht abzuleiten

Flughelfer am Boden tragen auffällige Arbeitskleidung, die sich durch die Farbgebung von der anderer Versicherter entsprechend der Jahreszeit und dem Einsatzgebiet deutlich abhebt, z. B. Warnkleidung gemäß DIN EN ISO 20471.

Der Unternehmer hat zur Verkürzung der Montage- und Demontagezeit und damit des Fesselzustandes des Hubschraubers eine ausreichende Anzahl an Flughelfern bereitzustellen. Diese muss sich nach Art und Umfang der Arbeitsaufgabe richten.

Der Sicherheitsabstand zu unter Spannung stehenden Freileitungen muss mindestens 5 m betragen.

Vor Beginn der Arbeiten müssen ein geeigneter Notlandeplatz für den Hubschrauber und eine Notabwurffläche für die Außenlast bestimmt werden. Diese ist für die Dauer der Arbeiten abzusperren und gegen den Zutritt Dritter zu sichern.

Weitere Maßnahmen zur Minimierung von Gefährdungen können sich aus der Gefährdungsbeurteilung ergeben.