DGUV Regel 101-601 - Branche Rohbau

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Abschnitt 3.5 - 3.5 Fertigteilmontage

Die Montage von Fertigteilen, egal ob sie aus Beton, Holz bzw. Holzwerkstoffen oder Mauerwerk bestehen, setzt eine sorgfältige Planung und Organisation für den reibungslosen und sicheren Ablauf der Arbeiten voraus. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Gestaltung der Hebe- und Transportvorgänge auf den Baustellen sowie die Sicherung von Personen gegen Absturz.

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Abb. 109 Montage von Fertigteilen aus Stahlbeton

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Abb. 110 Montage von Holzbauteilen

ccc_3531_03.jpgRechtliche Grundlagen
  • Betriebssicherheitsverordnung

  • Arbeitsstättenverordnung

  • DGUV Vorschrift 38 und 39 "Bauarbeiten" (bisher BGV C22 und GUV-V C22)

  • Technische Regeln für Betriebssicherheit

    • TRBS 2121 "Gefährdungen von Personen durch Absturz - Allgemeine Anforderungen"

    • TRBS 2111 "Mechanische Gefährdungen - Allgemeine Anforderungen"

  • Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.1 "Schutz vor Absturz und herabfallenden Gegenständen, Betreten von Gefahrenbereichen"

  • DGUV Regel 100-500 "Betreiben von Arbeitsmitteln" (bisher BGR 500)

  • DGUV Regel 101-001 "Sicherheitsregeln für Transportanker und -systeme von Betonfertigteilen" (bisher BGR 106)

ccc_3531_04.jpgWeitere Informationen
  • Baustein-Merkheft der BG BAU, Abrufnr. 411: Hochbauarbeiten

  • DIN 4124 "Baugruben und Gräben - Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten"

ccc_3531_32.jpgGefährdungen

Achten Sie bei den Montagearbeiten von Fertigteilen auf Baustellen insbesondere auf folgende Gefährdungen:

  • Mängel im Montageablauf durch unzureichende Organisation (z.B. ungenügende Qualifikation des Montagepersonals, Anschläger und Bediener, fehlerhafte Baustelleneinrichtung, unvollständige Montageanweisung)

  • Absturz von Personen an Bauteilen (z.B. Deckenkanten, Bodenöffnungen, verlegten Fertigteilen) und von Arbeits- und Transportmitteln (z.B. Hubarbeitsbühnen, Gerüste, Leitern, Fahrzeuge)

  • Herabfallende Gegenstände bei Hebe- und Transportvorgängen, z.B. bei:

    • unsachgemäßem Anschlagen der Last

    • nicht bestimmungsgemäßer Verwendung des Lastaufnahmemittels

    • Windeinwirkung auf ungeführte Fertigteile

  • Umsturz oder Herabfallen von Fertigteilen infolge unsachgemäßer Lagerung, Transportvorgänge und Montage

  • Mangelhafte Standsicherheit von Hebezeugen und Hubarbeitsbühnen

  • Stromschlag bei Arbeiten in der Nähe von elektrischen Freileitungen

ccc_3531_33.jpgMaßnahmen

Gegen diese und weitere Gefährdungen sind, abhängig von der Gefährdungsbeurteilung, folgende Maßnahmen zu treffen:

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Abb. 111 Sichere Arbeitsplätze bei Montagearbeiten

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Abb. 112 Lastaufnahmemittel mit Sicherungsbügel für großformatige Teile

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Abb. 113 Angeschlagene Mauertafel mit gesicherten Öffnungen

Organisation
Legen Sie die Aufgaben und Verantwortung Ihrer Beschäftigten für die Baustelle fest und sorgen Sie für eine Qualifikation der Beschäftigten, insbesondere des Montagepersonals, Anschläger und Bediener von z.B. Hubarbeitsbühnen und Kranen. Sorgen Sie dafür, dass die notwendigen Unterlagen (z.B. Montageanweisung, Betriebsanleitungen von Kranen, Lastaufnahmemitteln und Hubarbeitsbühnen) auf der Baustelle vorhanden sind.

Die Montageanweisung soll mindestens folgende Angaben enthalten:

  • Gewichte der Bauteile, Anschlagpunkte

  • Montagereihenfolge, Anschlagart

  • Hilfskonstruktionen, Aussteifungen

  • erforderliche Tragfähigkeit der Krane

  • Schutz vor herabfallenden Gegenständen

  • Zeichnungen, Verlegepläne

Beachten Sie bei der Baustelleneinrichtung, dass ausreichend dimensionierte (Tragfähigkeit, Hubhöhe, Reichweite) Krane zum Einsatz kommen.

ccc_3531_11.jpgWichtige Hinweise zum Inhalt einer Montageanweisung enthalten z.B. die DGUV Vorschrift 38 und 39 "Bauarbeiten" und der Baustein D 138 der BG BAU.

Absturzsicherung
Sorgen Sie vorranging durch technische Maßnahmen dafür, dass die Gefährdung durch Absturz von Personen an Absturzkanten, Öffnungen oder auf den montierten Fertigteilen selbst, so gering wie möglich gehalten wird. Geeignet ist die Verwendung von Seitenschutz. Nachrangig können Fanggerüste oder Auffangnetze Anwendung finden. Binder, Riegel und Mauerkronen sind als Arbeitsplatz und Verkehrsweg ungeeignet.

ccc_3531_36.jpgHubarbeitsbühnen sind geeignete Arbeitsplätze bei der Fertigteilmontage (siehe Abbildung 111).

Sicherer Transport von Lasten
Vermeiden Sie, dass Lasten über Beschäftigte gehoben werden. Wählen Sie entsprechend der Last und deren Abmessungen geeignete Lastaufnahmemittel aus, wie z.B. Transportanker und zugehöriger Abheber, Traversen, formschlüssig wirkende Klemmen (siehe Abbildung 112).

ccc_3531_36.jpgDie Verwendung von fernauslösbaren Lastaufnahmemitteln vermeidet eine Absturzgefährdung beim Abschlagen von vornherein.

Lassen Sie die Lasten nur an dafür zugelassenen und gekennzeichneten Anschlagpunkten anschlagen. Die Tragfähigkeit der Anschlagpunkte ist rechnerisch und ggf. durch Versuche nachzuweisen. Beachten Sie die sicherheitstechnischen Angaben zu Transport und Montage von Mauertafeln z. B. anhand der allgemeinen Bauaufsichtlichen Zulassung.

Sorgen Sie dafür, dass großflächige bzw. lange Fertigteile mit Leitseilen geführt werden (siehe Abbildung 110). Sorgen Sie dafür, dass bei Montagearbeiten auf hochgelegenen Arbeitsplätzen Werkzeuge und Kleinmaterial sicher in Behältern mitgeführt werden.

Standsicherheit
Stellen Sie sicher, dass zwischengelagerte Fertigteile nur auf ebenen und tragfähigen Lagerplätzen kipp- und rutschsicher abgesetzt werden. Lagern Sie Fertigteile aus Mauerwerk nur in ihrer Einbaulage.

Vor dem Lösen der Lastaufnahmemittel sind Fertigteile so zu sichern, dass sie nicht umkippen, abstürzen oder ihre Lage verändern können.

Bei der Verwendung von Montagestreben ist deren erforderliche Art und Anzahl statisch nachzuweisen. Für jedes Fertigteil sind mindestens 2 Streben vorzusehen. Beachten Sie, dass Witterungseinflüsse, wie z.B. Wind, die Standsicherheit beeinträchtigen können.

Stellen Sie sicher, dass Hebezeuge standsicher aufgestellt sind. Verwenden Sie lastverteilende Unterlagen unter den Stützfüßen und halten Sie den Sicherheitsabstand zu Böschungskanten von Baugruben und Gräben ein (siehe Abbildung 108).

Maßgebend für die Größe der lastverteilenden Unterlagen sind der maximale Stützendruck und die zulässige Bodenpressung. Der Stützendruck kann dem Kranbuch (Betriebsanleitung) entnommen werden.

Schutz vor Stromschlag
Klären Sie mit Ihrem Auftraggeber bzw. dem Versorgungsunternehmen ab, welche Maßnahmen bei Unterschreitung der vorgeschriebenen Sicherheitsabstände zu elektrischen Freileitungen zu ergreifen sind.

ccc_3531_11.jpgInformationen zu elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln sowie zur Wiederholungsprüfung finden Sie in den Bausteinen B 171 und B 172 der BG BAU.