DGUV Information 207-206 - Tätigkeiten mit Desinfektionsmitteln im Gesundheitsdienst

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Abschnitt 8.1 - 8.1 Allgemeines

Die Desinfektion von größeren medizinischen Geräten stellt eine Herausforderung für die damit beauftragten Beschäftigten dar, da meist gerätespezifische Gefahren und spezifische Desinfektionsverfahren berücksichtigt werden müssen, die nicht allein mit den allgemeinen Vorgaben zur Desinfektion von Flächen und Medizinprodukten (siehe Kapitel 6 und 7) abgedeckt sind. Dies gilt auch für die Desinfektion des inneren Dialysierflüssigkeitssystems von Dialysegeräten, die täglich in großer Zahl in Dialysezentren und Krankenhäusern durchgeführt und die hier beispielhaft beschrieben wird. Die Desinfektion der äußeren Oberflächen eines Dialysegeräts wird in Kapitel 6 beschrieben.

Wichtigste Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen

Die Inhaltsstoffe in Desinfektionsmitteln für Dialysegeräte sind von der Desinfektionsaufgabe und der erforderlichen Wirksamkeit abhängig. Die am häufigsten vorkommenden Wirkstoffe sind in Tabelle 10 aufgeführt.

Tabelle 10
Häufigste Wirkstoffe in Desinfektionsmitteln für Dialysegeräte mit zugehöriger Stoffgruppe und Luftgrenzwerten

StoffgruppeCAS-Nr.WirkstoffAGW
[mg/m3]
MAK
[mg/m3]
Int. GW [mg/m3]
(Land)
DNEL [mg/m3]
lokalsystemisch
Basen497-19-8Natriumcarbonat--1 (RO)10-
Chlorabspaltende Verbindung7681-52-9Natriumhypochlorit---1,551,55
Organische Säure79-14-1Hydroxyessigsäure---1,5310,56
77-92-9Zitronensäure222 (CH)--
Peroxidverbindungen79-21-0Peroxyessigsäure-0,320,6 (FIN)0,560,56

Verfahren

Bei der Aufbereitung des Dialysierflüssigkeitssystems von Dialysegeräten sind eine Reinigung, eine Desinfektion und eine Entkalkung zur Entfernung von Calcium- und Magnesiumrückständen notwendig. In den Dialysegeräten sind die speziellen Aufbereitungsprogramme gespeichert, sodass die Geräte dies eigenständig durchführen. Die Programmabläufe der Desinfektion können je nach Gerätehersteller und dafür empfohlenen Desinfektionsmittel variieren, daher werden im Folgenden die Desinfektionsverfahren nur allgemein beschrieben.

Die benötigten Desinfektionsmittelkonzentrate werden in fester Form in Kartuschen oder in flüssiger Form in Kanistern gebrauchsfertig gekauft, an die Ansaugposition des Dialysegeräts angeschlossen und automatisch angesaugt, die anschließende Aufbereitung erfolgt programmgesteuert. Das Verfahren kann für den Großteil der Aufbereitungsdauer als geschlossen angesehen werden.

Je nach Gerätetyp und Herstellervorgaben werden verschiedene Produkte in unterschiedlichen Verfahren eingesetzt. Folgende Verfahren sind allgemein zu unterscheiden und werden in verschiedenen Zeitintervallen bzw. -abständen je nach Häufigkeit des Gerätegebrauchs und Herstellerangaben durchgeführt:

Chemothermische Desinfektionsverfahren

Heißdesinfektion mit Zitronensäure (Kartuschen)

Zur Desinfektion und Entkalkung kann trockene Zitronensäure in gebrauchsfertigen Kartuschen nach jeder Dialyse in einem chemothermischen Verfahren ab mindestens 85 °C verwendet werden. Die kristalline Zitronensäure wird automatisch in der Kartusche gelöst und verdünnt. Nach Ablauf des Programms wird die Kartusche - ebenfalls automatisch - vollständig gespült und getrocknet. Danach kann sie entfernt werden. Die Anwendung erfolgt in einem chemothermischen Verfahren. Beim Befüllvorgang unter Druck ist ein Verspritzen der Lösung möglich, wenn z. B. Defekte am Gerät auftreten.

Heißdesinfektion mit Zitronensäure oder Hydroxyessigsäure (Kanister)

Zur Desinfektion und Entkalkung kann Zitronensäure (ca. 50 Gew.-%) oder Hydroxyessigsäure (20-25 Gew.- %) als flüssiges Konzentrat nach jeder Dialyse in einem chemothermischen Verfahren ab mindestens 85 °C eingesetzt werden.

Heißdesinfektion und Entfettung mit Natriumcarbonat (Kartuschen)

Zur Desinfektion und Entfernung von organischen Ablagerungen wie Fetten und Proteinen kann trockenes Natriumcarbonat in gebrauchsfertigen Kartuschen in einem chemothermischen Verfahren ab mindestens 85 °C verwendet werden. Dieser Programmablauf erfolgt nicht nach jeder Dialyse, sondern abhängig von Gebrauch und Herstellerangaben in größeren Zeitabständen z. B. einmal pro Monat.

Chemische Desinfektionsverfahren

Desinfektion und Entkalkung mit Peroxyessigsäure (Kanister)

Alternativ werden chemische Verfahren mit Peroxyessigsäure genutzt (0,5-5 Gew.-%, zusätzlich bis zu 35 Gew.-% Wasserstoffperoxid und bis zu 10 Gew.-% Essigsäure).

Desinfektion und Entfettung mit Natriumhypochlorit

Zur Desinfektion und Entfernung von organischen Ablagerungen wie Fetten und Proteinen kommt ein chemisches Verfahren mit Natriumhypochlorit mit bis zu 10 Gew.-% pro Lösung in Kombination mit Kaliumhydroxid zum Einsatz. Dieser Programmablauf erfolgt nicht nach jeder Dialyse, sondern abhängig von Gebrauch und Herstellerangaben in größeren Zeitabständen z. B. einmal pro Monat.

Neben den in Kapitel 3 genannten allgemeingültigen Gefährdungen und Schutzmaßnahmen zu Tätigkeiten mit Desinfektionsmitteln werden im Folgenden konkrete Gefährdungen und ergänzende Schutzmaßnahmen bezüglich der speziellen Desinfektionsverfahren für Dialysegeräte beschrieben. Im Unterschied zu den anderen Desinfektionsverfahren ist hier der Umgang mit dem Desinfektionsmittelkonzentrat inbegriffen.

Quellen: Marktrecherche der BGW Anfang 2020 (Anhäuser, Halsen et al. 2021), TRGS 900, "International Limit Values"- und "DNEL"-Listen des Gefahrstoffinformationssystems der DGUV. Die DNEL-Werte beziehen sich auf die inhalative Langzeitexposition am Arbeitsplatz (Webcodes: d6247 und d145542), Stand: Juli 2023.