DGUV Information 206-018 - Trauma - Psyche - Job Ein Leitfaden für Aufsichtspersonen

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Abschnitt 3.1 - 3 Traumatische Ereignisse und deren Folgen
3.1 Ereignis und Verlauf

Ein traumatisches Ereignis wird charakterisiert als ein Ereignis oder eine Situation mit einer außergewöhnlichen Bedrohung oder einem katastrophenartigen Ausmaß.

Auf der Einwirkungsseite für die betroffene(n) Person(en) steht

  • die Konfrontation mit Ereignissen, die den tatsächlichen oder drohenden Tod, ernsthafte Verletzung oder sonstige Gefahr für die Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen beinhalten.

Auf der Auswirkungsseite steht

  • das Erleben von starker Angst, Bedrohtsein, Hilflosigkeit, Entsetzen.

Während und unmittelbar nach einem plötzlichen und unerwarteten traumatischen Ereignis erleben sich Betroffene in der Schockphase wie betäubt, desorientiert und haben ein Gefühl der emotionalen Taubheit. Zunächst können sich fehlende emotionale Reaktionsfähigkeit sowie Wahrnehmungs- und Bewusstseinsverengung zeigen.

Körperliche Reaktionen, vor allem durch Ausschüttung von Stresshormonen, können zu erhöhter Pulsfrequenz sowie schnellerer und flacherer Atmung führen. Es kann zu Schweißausbrüchen, Muskelspannungen, Muskelzittern, Schwindelanfällen und Übelkeit kommen.

Manche Betroffene können äußerlich ruhig und gefasst wirken.

Diese direkten und unmittelbaren körperlichen und psychischen Schockreaktionen klingen bei vielen der Betroffenen nach einiger Zeit wieder ab.

In der Einwirkphase ist es für die weitere Verarbeitung des traumatischen Ereignisses wichtig, die körperliche und emotionale Belastungsreaktion als eine normale und verständliche Überforderungsreaktion zu verstehen. Soziale Unterstützung, wie ein offenes Gespräch mit vertrauten Personen, ist wichtig und wirkt entlastend.

Die weitere Verarbeitung ist auch davon abhängig, wie Betroffene auf traumatische Ereignisse vorbereitet wurden und welche Möglichkeiten zur Einordnung und Bewältigung bei der betroffenen Person vorhanden sind bzw. welche ihr angeboten werden.

Sich bewusst zu werden, eine Extremsituation überstanden zu haben und sich daran zu erinnern, was eventuell zu deren Bewältigung beigetragen hat, ist ein wichtiger Aspekt in der Neuorientierung. In der konstruktiven Verarbeitung wird das traumatisch Erlebte ohne Selbstzweifel und Selbstvorwürfe akzeptiert. Die Erinnerung daran ist nicht mehr emotional belastend und tritt auch nicht mehr unkontrolliert auf. Das Erregungsniveau hat sich normalisiert und insgesamt ist die subjektiv empfundene Belastungsintensität abgeklungen.