DGUV Information 209-083 - Silos für das Lagern von Holzstaub und -spänen - Bauliche Gestaltung, Betrieb

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Abschnitt 8.2 - 8.2 Geräte zur Reinigung von Silos und Trichtern

Für die Beseitigung von Späne-Brücken, Material-Anbackungen an den Siloinnenwänden und das Speichervolumen einschränkende sogenannte Rattenlöcher (Schachtbildungen) stellen auf die Siloreinigung spezialisierte Firmen seit ca. 30 Jahren Geräte und Bedienpersonal zur Verfügung, die diese aufwändigen und für das im Siloinneren beteiligte Personal riskanten Tätigkeiten gefahrlos und effizient von außerhalb des Späne-Lagerraumes durchführen lassen.

Sämtliche bei dieser Tätigkeit eingesetzten Geräte werden über Druckluft betrieben und bestehen komplett aus Aluminium (Magnesium-Anteil < 7,5 %).

Dies bietet folgende Vorteile:

  • Die Geräte können auch innerhalb von Ex-Zonen eingesetzt werden.

  • Die Gefahr, Silowände beim Reinigungsvorgang zu beschädigen, ist minimiert.

  • Das Gewicht der Geräte ist reduziert, folglich sind Handhabung und Transport erleichtert. Die Traglast des Silodaches muss aber mindestens 300 kg/m2 betragen.

  • Die Geräteoberflächen sind antistatisch, es besteht also keinerlei Risiko von Funkenbildung durch das Siloreinigungsgerät selbst.

Es empfiehlt sich, schon in der Bauphase des Silos eine entsprechende Druckluftleitung für einen Betriebsdruck von mindestens 6 bar und eine Druckluftmenge von mindestens 360 m3/h mit einem Kupplungs-Anschluss 20/27 bis auf das Silodach zu verlegen.
Das Gleiche gilt für einen elektrischen Anschluss mit 230 Volt für die Versorgung einer Halogenlampe.

Anbackungen an den Innenwänden kleinerer Silos können über Druckluftlanzen durch eine Öffnung im Silodach angegangen werden. Die Reichweite dieser Lanzen beträgt etwa 10 m. Bei einem Betriebsdruck von 5 bis 7 bar beträgt der Druckluftverbrauch etwa 360 m3/h. Um alle Bereiche der Siloinnenwände erreichen zu können, müssen - insbesondere bei Silos mit größerem Innendurchmesser - mehrere Öffnungen im Silodach vorhanden sein. Dies sollte mit dem Systemlieferanten vorab abgestimmt werden.

Haben sich Brücken, Dome oder Bögen im Späne-Material gebildet, die das Abfließen zum Siloboden und damit eine Austragung des gespeicherten Materials verhindern, müssen diese zunächst - in der Regel von oben - durchbohrt werden. Dazu gibt es spezielle Bohrgeräte, mit denen Brücken bis zu 45 m Tiefe mittels Druckluft durchbohrt werden können und so eine erste durchgängige Öffnung für das abfließende Späne-Material geschaffen werden kann. Die Geräte benötigen für ihre Aufstellung einen allseitigen Freiraum (Länge/Breite/Höhe) von ca. 2 m.

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Abb. 8.3 Im Dach zum Speicherraum angesetzte Bohreinrichtung

In das so vorgebohrte Loch kann - wieder von oben über ein Mannloch - ein pneumatisch betriebener Motor eingeführt und über ein bewegliches Gestänge von außerhalb des Späne-Lagerraumes bedient werden.

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Abb. 8.4 Gelenkarm mit pneumatisch betriebenem Rotationsmotor

An diesem Motor werden Ketten aus unterschiedlichen Materialien (z. B. Gusseisen, Edelstahl oder Messing) eingehängt. Der Motor kommt über Druckluftbeaufschlagung in Rotation und die Ketten werden durch die Zentrifugalkräfte gestreckt.

Die Auswahl der Reinigungswerkzeuge (Ketten, Bürsten) richtet sich nach:

  • den Stoffeigenschaften (z. B. Härte und Zähigkeit) des aufzubrechenden Materials

  • der geforderten Schnelligkeit für den gesamten Reinigungsvorgang

  • dem Risiko von Beschichtungs- und Wandbeschädigungen des Baukörpers,

  • den Explosionsgefährdungen im Reinigungsumfeld (Eignung für die jeweilige Ex-Zone, im Regelfall Zone 20/21)

Beim Reinigungsvorgang schlagen die rotierenden Ketten gegen das verfestigte Material (z. B. Holzspäne), so dass dieses abgeschlagen wird und durch die geschaffene Öffnung nach unten zum Siloboden fällt. Der Motor wird außerhalb des Gefahrenbereiches von oberhalb des Speicherraumes ferngesteuert, sodass niemand das Siloinnere betreten muss. Die maximale Reichweite beträgt etwa 45 m.

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Abb. 8.5 Bedieneinrichtung, Energiezufuhr und Steuerung außerhalb des Späne-Lagerraumes

Nach dem Reinigungsvorgang ist das Silo wieder betriebsfähig. Das Späne-Material kann über die Austragung abgefördert werden. Ist auch die Austragung defekt, kann das Material gefahrlos mit den in Abschnitt 7.2 dieser DGUV Information beschriebenen Methoden extrahiert werden.

Um die Arbeiten im Falle einer Störung im Silo möglichst zügig beginnen zu können, sollte schon bei der Planung Kontakt mit einer auf die Siloreinigung spezialisierten Firma aufgenommen werden, um benötigte bauliche Voraussetzungen abzuklären und die organisatorischen Grundlagen zu besprechen.

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Abb. 8.6 Reinigungsmotor beim Einsatz in einem Zementsilo

Besprechungspunkte hierbei sind:

  • Die benötigten Hebemittel zum Transport der Geräte auf das Silodach

  • Dimensionierung und Ausführung bereitzustellender pneumatischer und elektrischer Versorgungsanschlüsse

  • Größe und Lage von erforderlichen Zugangsöffnungen im Silodach

  • Voraussetzungen für und Durchführung von Entstaubungsmaßnahmen während des Reinigungsvorganges

  • Zustand und Weiterverwendung des anfallenden Holzstaub- und Holzspäne-Materials

  • Versorgungsinfrastruktur für das eingesetzte Fremdpersonal während des Arbeitseinsatzes

  • Parallel zum Reinigungsvorgang durchführbare Tätigkeiten im Betrieb

Hinweis:

Im Rahmen der Reinigung bietet sich im Allgemeinen die Möglichkeit, das Siloinnere mit einer Kamera zu besichtigen. Diese Gelegenheit sollte im Hinblick auf die Aufklärung des Zustandes der Siloinnenwände (z. B. Beschichtung) oder der Einrichtungen innerhalb des Späne-Lagerraumes (Füllstands-Kontrolle, Temperaturüberwachung, Austragung) und damit zur Abklärung von Maßnahmen zur vorbeugenden Instandhaltung wahrgenommen werden.

Hinweis:
Sämtliche Bauteile der Reinigungsgeräte, die innerhalb des Späne-Lagerraumes zum Einsatz kommen, müssen - wegen der Staubentwicklung beim Reinigungsvorgang - die Eignung für Zone 20 (Kategorie 1 D) besitzen. Dies ist vom durchführenden Unternehmen nachzuweisen!