DGUV Grundsatz 311-001 - Leitpapier zur Evaluation Grundverständnis in der gesetzlichen Unfallversicherung

Online-Shop für Schriften

Jetzt bei uns im Shop bestellen

Jetzt bestellen

Abschnitt 5 - 5 Zweck/Hintergrund von Evaluationen

Evaluationen machen Prozesse transparent, dokumentieren Prozesse und Wirkungen von Präventionsmaßnahmen und zeigen Zusammenhänge auf. Somit verfolgt eine Evaluation eine oder mehrere der folgenden Funktionen:

Erkenntnisgewinn: Die Evaluation zeigt mithilfe wissenschaftlicher Methoden auf, ob neu entwickelte oder modifizierte Maßnahmen hinsichtlich der Zielerreichung wirksam sind.

Optimierung: Die Evaluation ermittelt die Stärken und Schwächen der Maßnahme, wie sich diese steigern bzw. beseitigen lassen, und ob die Maßnahme modifiziert werden sollte.

Bewertung und Entscheidung: Die Evaluation ermöglicht die Bewertung einer Maßnahme und erleichtert damit die Entscheidungsfindung, ob eine bestimmte Maßnahme gefördert, weiterentwickelt oder eingestellt wird bzw. ob andere Maßnahmen erforderlich sind, um die gewünschten Ziele zu erreichen.

Kontrolle: Die Evaluation überwacht die Durchführung einer Maßnahme und zeigt auf, ob die Umsetzung korrekt erfolgte und ob sie zu ihrer intendierten Wirkung führt.

Legitimation: Die Evaluation rechtfertigt den Einsatz von Maßnahmen und entsprechender Ressourcen durch den Nachweis ihrer Effektivität.

Eine Evaluation ist kein Selbstzweck, sondern Bestandteil einer Präventionsmaßnahme. Evaluationen können sich an den Zielen oder an der Durchführung einer Maßnahme orientieren und beantworten eine oder mehrere zuvor festgelegte Fragestellungen. Die Ziele der Maßnahme müssen operationalisierbar und messbar formuliert und festgelegt sein. Die jeweiligen Funktionen einer Evaluation müssen vor Beginn geklärt werden.

Der Nutzen der Evaluation von Präventionsleistungen der Unfallversicherungsträger kann darin liegen, dass

  • Wirkungen von Präventionsmaßnahmen geprüft und dokumentiert werden,

  • zusätzlich unbeabsichtigte Wirkungen von Präventionsmaßnahmen erkannt und bewertet werden,

  • die Selbstverwaltung und die Öffentlichkeit über die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen informiert werden können,

  • neue oder bestehende Präventionsmaßnahmen verbessert werden können,

  • Alternativen zu Präventionsmaßnahmen ermittelt werden können,

  • durch eine transparente Evaluation ein Lernprozess aller Beteiligten in Gang gesetzt werden kann,

  • Argumente zur Begründung von Präventionsmaßnahmen zusammengetragen werden können,

  • Hinweise auf notwendige Anpassungen an globale Entwicklungen, Trends oder technische Entwicklungen und

  • Informationen zur weiteren strategischen Steuerung der Prävention, inklusive der personellen und finanziellen Ressourcen, gewonnen werden können.

Damit die Funktionen von Evaluationen erreicht werden können, orientiert sich Evaluation an anerkannten Qualitätsstandards (angelehnt an die Standards der Deutschen Gesellschaft für Evaluation) [3]. Die folgenden vier Eigenschaften (Standards) sollte grundsätzlich jede Evaluation aufweisen:

Nützlichkeit: Evaluation sollte sich immer am Evaluationszweck und dem Informationsbedarf der Nutzerinnen und Nutzer orientieren. Es ist zu klären, warum evaluiert wird und wie die Evaluationsergebnisse genutzt werden sollen. Die Evaluation wird transparent und nachvollziehbar durchgeführt.

Durchführbarkeit: Das Vorgehen entspricht einem angemessenen Verhältnis von Aufwand und Nutzen und wird auf eine Art und Weise kommuniziert, mit der eine möglichst hohe Akzeptanz aller Beteiligten erreicht wird.

Fairness: Die Evaluation berücksichtigt individuelle Rechte sowie die Fairness für alle Beteiligten und wird neutral und objektiv durchgeführt.

Genauigkeit: Das Messinstrument beziehungsweise die Methode der Evaluation sollte zuverlässige (reliable) und gültige (valide) Informationen liefern. Der Evaluationsgegenstand muss klar definiert und der Kontext, in dem eine Maßnahme durchgeführt wird, hinsichtlich aller bekannter Faktoren, die die Maßnahmendurchführung beeinflussen können, bekannt und analysiert sein.