
Beleuchtung im Büro Teil 1 Hilfen für die Planung der künstlichen Beleuchtung in Büroräumen Teil 2 Planungsbeispiele (DGUV Information 215-442)
Abschnitt 6.1 – 6 Planung von Beleuchtungsanlagen
6.1 Allgemeines
Um den vielfältigen Anforderungen, die an eine ergonomisch und lichttechnisch einwandfreie Beleuchtungsanlage gestellt werden, gerecht zu werden, ist eine sachkundige Planung erforderlich.
Die Beleuchtung kann nicht losgelöst von anderen, die Bildschirm- und Büroarbeitsplätze beeinflussenden Faktoren betrachtet werden. Um optimale und abgestimmte Beleuchtungslösungen zu finden, müssen Wechselwirkungen zwischen Beleuchtung und Arbeitsaufgaben, Arbeitsabläufen, Soft- und Hardware, Möblierung, Arbeitsplatzanordnung, Raum- sowie Gebäudegestaltung beachtet werden.
Daher sollte im Planungsprozess interdisziplinär zusammengearbeitet werden. Neben Fachkräften für Licht- und Elektroplanung sowie dem Architekten bzw. der Architektin sollten auch Verantwortliche aus dem beauftragenden Unternehmen, die Fachkraft für Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin, die Verantwortlichen für die technische Gebäudeausrüstung und die Haustechnik sowie die Personalvertretung beteiligt werden.
Zusätzlich kann eine Beratung zu sicherheitstechnischen und ergonomischen Fragen durch den zuständigen Unfallversicherungsträger in Anspruch genommen werden.
Bei der Planung der Beleuchtung sollten zur Umsetzung der lichttechnischen Kriterien unter anderem folgende Kriterien berücksichtigt werden:
Mensch
Bedürfnis nach Tageslicht und Sichtverbindung nach außen
Bedürfnis nach sich entsprechend dem Tageslichtverlauf ändernden Licht
Bedürfnis hinsichtlich einfacher Bedienung, Steuerbarkeit und Individualisierbarkeit der Beleuchtung
Berücksichtigung von Beschäftigten, die in ihrem Sehvermögen eingeschränkt sind
Berücksichtigung von Blickrichtungen, Körperhaltungen und Bewegungsräumen bei der Arbeit
Bedürfnis nach Wohlbefinden
Arbeitsaufgaben und -organisation
Sehaufgaben
Kommunikations- und Konzentrationserfordernisse
Flexibilität (z. B. Anordnung der Arbeitsplätze, Erledigung der Arbeitsaufgaben, agiles Arbeiten)
Schichtarbeit
Desk Sharing
Soft- und Hardware (Arbeitsmittel)
Positiv-/Negativdarstellung der Bildschirminformation
Darstellung der Zeichen (Art, Größe, Kontrast, ...)
Reflexionsklassen des Bildschirms
Neigung, Krümmung und Größe des Bildschirms
Anzahl der Bildschirme
Tastatur und andere Arbeitsmittel
Möblierung
Reflexionseigenschaften der Möbel
Farbe der Möbel
Höhenverstellbare Arbeitstische
Aufstellung des Bildschirms auf dem Arbeitstisch
Raum
Art und Anordnung der Arbeitsplätze beziehungsweise Arbeitsbereiche
Art des Raumes - zum Beispiel Einzelbüro, Kombibüro, Großraumbüro
Flexibilität der Raumteilung
Variabilität der Arbeitsplatzanordnung, Raumabmessungen
Reflexionseigenschaften der Raumbegrenzungsflächen
Größe und Anordnung der Fenster
Ästhetische Wirkung des Raumes
Harmonische Integration in die Architektur
Erscheinungsbild des Unternehmens (Corporate Identity/Corporate Design)
Zonierung des Raumes in größeren Büros nach Funktionen (zum Beispiel Arbeitsbereiche, Wege, Lounges)
Gebäude
Ausrichtung hinsichtlich Himmelsrichtung
Nachbarbebauung
Nächtliche Wirkung des Gebäudes
Nachweis für die Energieeffizienz
Erfüllen der Anforderungen nach ausreichendem Tageslicht
Für die Akzeptanz und Qualität der Licht- und Raumwirkung spielen ästhetische und gestalterische Aspekte eine wichtige Rolle. Ergonomische und lichttechnische Qualitäten haben dabei mit Blick auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten hohe Priorität. Daneben sind Kosten, ökologische Verträglichkeit und Instandhaltung der Beleuchtungsanlagen von Bedeutung.
Beleuchtungsanlagen in Räumen mit Bildschirm- und Büroarbeitsplätzen sollen die in den Abschnitten 2 und 5 aufgeführten Kriterien der Beleuchtung erfüllen, ohne unnötig Energie zu verbrauchen. Es sollte jedoch kein Kompromiss zu Lasten der lichttechnischen Kriterien der künstlichen Beleuchtung eingegangen werden, nur um den Energieverbrauch zu senken. Durch den Einsatz von geeigneten modernen Beleuchtungs- und Lichtmanagementsystemen sowie durch die sinnvolle Nutzung des Tageslichtes kann der Energieverbrauch für die Beleuchtung stark reduziert und gleichzeitig die Qualität der Beleuchtung verbessert werden.
Die Beleuchtung von Räumen mit Bildschirm- und Büroarbeitsplätzen kann nach drei verschiedenen Beleuchtungskonzepten
Raumbezogene Beleuchtung,
Auf den Bereich des Arbeitsplatzes bezogene Beleuchtung,
Teilflächenbezogene Beleuchtung
geplant werden (siehe Abschnitt 6.2).
Zur Realisierung dieser Beleuchtungskonzepte können die Beleuchtungsarten
Direktbeleuchtung,
Indirektbeleuchtung,
Direkt-/Indirektbeleuchtung
angewendet werden (siehe Abschnitt 6.3).
Für die Entscheidung, welches Beleuchtungskonzept und welche Beleuchtungsart infrage kommen, sind die ergonomischen und lichttechnischen Anforderungen ausschlaggebend. Sie müssen aber auch im Hinblick auf die genannten Kriterien umgesetzt werden.
Eine sorgfältige Planung beinhaltet somit unter anderem folgende Schritte:
Auswahl des Beleuchtungskonzeptes (siehe Abschnitt 6.2)
Auswahl der Beleuchtungsart (siehe Abschnitt 6.3)
Auswahl der Leuchtmittel
Auswahl der Leuchten (mit den entsprechenden Leuchtmitteln)
Festlegung der Anzahl und Anordnung der Leuchten im Raum
Erstellung eines Wartungsplanes für die Beleuchtungsanlage