Anhang 3 - Risikoabschätzung Brandschutz bei Produktionen
Mithilfe der folgenden Zahlenwertgleichung lässt sich das Risiko eines Brandes für eine Produktion in der Veranstaltungstechnik abschätzen. Diese Risikoabschätzung kann eine Gefährdungsbeurteilung unterstützen.
Jeder Produktion beziehungsweise Veranstaltung lassen sich für die Gefahr durch
vorhandene Zündquellen (ZQ),
Größe der Brandlasten (BL),
Brandverhalten (BV) der Ausstattung,
Verrauchung/Rauchabzug (RA)
anhand der Tabellen Zahlenwerte zuordnen und zu einem Wert addieren. Dieser Zahlenwert wird multipliziert mit den produktionsspezifischen Umgebungsfaktoren für
den Ort der Produktion (PO),
die Anordnung der Zuschauer beziehungsweise Besucher (ZB),
die Qualität der Flucht- und Rettungswege (RW),
die Infrastruktur des vorbeugenden Brandschutzes (VB).
Den vorhandenen Brandschutzmaßnahmen (BM) werden ebenfalls anhand der Tabelle Werte zugeordnet und zu einem Gesamtwert der Brandschutzmaßnahmen aufsummiert (Σ BM).
Mithilfe der Formel:
Risiko = (ZQ +BL + BV+ RA) × PO × ZB × RW × VB - Σ BM wird dem Brandschutz der Produktion ein Zahlenwert zugeordnet.
Bewertung der Risikoabschätzung:
Ziel ist es, die Brandschutzmaßnahmen so auszuwählen, dass der Zahlenwert der Risikoabschätzung kleiner 10 ist.
Ist das Ergebnis kleiner als 7, kann man davon ausgehen, dass die Produktion ein geringes Brandrisiko hat. Die Schutzmaßnahmen sind ausreichend.
Liegt das Ergebnis zwischen 7 und 11, ist das Maßnahmenkonzept wahrscheinlich ausreichend. Eine individuelle Beurteilung der Schutzmaßnahmen durch eine befähigte Person sollte durchgeführt werden.
Bei einem Ergebnis, das größer als 11 ist, sind die Schutzmaßnahmen wahrscheinlich nicht ausreichend, um das hohe Risiko abzudecken.
Brandschutzvorschriften sind grundsätzlich einzuhalten. Abweichungen davon sind mit der für den Brandschutz zuständigen Stelle abzustimmen.
Gefahr der Entstehung von Brand und Verrauchung | |||
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Beurteilungspunkt | Bewertung | Punktwerte | Beispiele |
Vorhandene Zündquellen [ZQ] | Erleichterungen im Brandschutz aufgrund des geringen Risikos möglich | ZQ = 2 | Es befinden sich keine Zündquellen in der Nähe von Brandlasten - zum Beispiel sind keine elektrischen Betriebsmittel in brennbaren Dekorationen eingebaut. Beispiele: Vortragsraum mit Pult, Blue-box im TV-Studio |
Zündquellen sind im Fehlerfall möglich | ZQ = 4 | Elektrische Betriebsmittel ohne heiße Oberflächen sind in Dekorationen eingebaut oder viele elektrische/elektronische Geräte in der Produktionsstätte. Beispiele: TV-Studio, Theaterbühne | |
Zündquellen sind im Betrieb vorhanden | ZQ = 6 | Wärmestau oder elektrische Betriebsmittel mit heißen Oberflächen sind in brennbaren Dekorationen integriert | |
Offenes Feuer/Pyrotechnik | ZQ = 8 | ||
Größe der Brandlast [BL] der Ausstattung | Geringes Risiko | BL = 1 | Nur vereinzelt brennbare Gegenstände in einer Halle; Beispiel: Empfang in einem Foyer |
Durchschnittliches Risiko | BL = 2 | Üblicher Szenen- und Dekorationsbau bei Veranstaltungen | |
Hohes Risiko | BL = 4 | Mehrgeschossige Aufbauten oder großflächige Landschaften aus kaschiertem Styropor | |
Brandverhalten [BV] der Ausstattung | Geringes Risiko | BV = 1 | Gipskartonwände mit Stahlrahmen |
Durchschnittliches Risiko | BV = 2 | Überwiegend schwerentflammbar nach DIN 4102 beziehungsweise EN 13501 | |
Hohes Risiko | BV = 3 | Kritische Werkstoffe oder kritische Requisiten | |
Rauchabzug [RA] | Durchschnittliches Risiko | RA = 3 | Rauchabzugsanlage gewährleistet eine rauchfreie Schicht von mindestens 2,5 m über dem Fußboden |
Hohes Risiko | RA = 5 | Ungenügende oder fehlende Möglichkeit zur Entrauchung, kleine Raumvolumen mit schlechter Lüftung, Ausstattung mit sehr hohem Anteil an Kunststoffen |
Tabelle 7
Für jeden Beurteilungspunkt dieser Tabelle wird jeweils ein Punktwert gewählt. Diese Punktwerte werden zu einer Risikozahl addiert.
Umgebungsfaktoren | |||
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Beurteilungspunkt | Bewertung | Punktwerte | Beispiele |
Produktionsort [PO] | Im Gebäude | PO = 1,0 | |
Im Freien | PO = 0,5 | ||
Anordnung der Zuschauer beziehungsweise Besucher [PO] | Weniger als 50 Personen im Produktionsbereich | ZB = 1,0 | Kleine Produktion ohne Zuschauer oder Besucher |
Mehr als 50 Mitwirkende/Statisten, aber keine Besucher | ZB = 1,5 | Größere Produktion mit vielen Beschäftigten (Statisten), jedoch ohne Besucher | |
Weniger als 200 Personen im Produktionsbereich | ZB = 1,7 | ||
Versammlungsstätte mit Schutzvorhang zwischen Bühne und Zuschauerraum | ZB = 1,8 | Theater mit Großbühnen | |
Reihenbestuhlung ohne bauliche Trennung zur Spielfläche | ZB = 2,1 | Mehrzweckhallen, Fernsehshow, Konzert in einer Messehalle | |
Mehr als 200 Besucher bewegen sich frei im Veranstaltungsraum | ZB = 2,2 | Tischbestuhlung, Messebetrieb, Karneval, Disko, eventuell höhere Risikobereitschaft der Besucher | |
Flucht- und Rettungswege [RW] | Geringes Risiko | RW = 0,95 | Sehr gute Evakuierungsmöglichkeiten und ausreichend Flächen im Freien, mehrere Türen direkt ins Freie |
Durchschnittliches Risiko | RW = 1,00 | Ausreichend vorhanden und gekennzeichnet, entsprechend den rechtlichen Vorgaben dimensioniert | |
Hohes Risiko | RW = 1,05 | Wenige Ausgänge, lange oder unübersichtliche Wege | |
Vorhandene Infrastruktur des vorbeugenden Brandschutzes [VB] | Geringes Risiko | VB = 0,95 | Überdurchschnittliche Maßnahmen dauernd vorhanden - zum Beispiel Betriebsfeuerwehr |
Durchschnittliches Risiko | VB = 1,00 | Brandmeldeanlagen und Feuerlöscher (gegebenenfalls Hydrant) in ausreichender Anzahl vorhanden | |
Hohes Risiko | VB = 1,05 | Kein Brandschutzkonzept, kein anlagentechnischer Brandschutz vorhanden; Beispiel: Produktionen in stillgelegten Industrieanlagen |
Tabelle 8
Für jeden Beurteilungspunkt dieser Tabelle wird jeweils ein Punktwert gewählt. Diese Punktwerte werden jeweils mit der bisher ermittelten Risikozahl multipliziert.
Maßnahmen zur Schadensvermeidung | |||
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Beurteilungspunkt | Maßnahme | Punktwerte | Beispiele |
Bauliche Brandschutzmaßnahmen [BM] | Löschanlage über der Szenenfläche vorhanden | BM = 8 | Sprühwasserlöschanlage, Sprinkler |
Produktionsbezogene Brandschutzmaßnahmen [BM] (Zahlenwerte addieren) | Unterweisung der Besucher in Brandschutzmaßnahmen | BM = 3 | Beim "Warm-up" |
Brandsicherheitswachen durch die Feuerwehr | BM = 9 | ||
Brandsicherheitsposten durch eingewiesene Personen | BM = 4 | Durch ausgebildete Brandschutzhelfer | |
Verbesserter Brandschutz im Dekorationsbau, abhängig von vorhandenen Zündquellen | BM = 5 | Durch Brandschutzanstriche | |
Löscheinrichtungen in Dekorationen integriert | BM = 8 | Sprinkler, Wasserbecken mit Auslöseeinrichtungen unter feuergefährlichen Effekten, angeschlossener Feuerlöschschlauch liegt bereit | |
Zusätzliche Löschgeräte an den Gefahrenstellen | BM = 4 | Feuerlöscher, Kübelspritzen, Wassereimer am Set und an mobilen Schaltanlagen |
Tabelle 9
Wird eine vorgeschlagene Brandschutzmaßnahme umgesetzt, erhöht sich der Wert BM um den entsprechenden Zahlenwert.
Ergebnis der Risikoabschätzung für den Brandschutz |
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Ergebnisbewertung | |
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Risiko < 7 | Man kann davon ausgehen, dass die Produktion ein geringes Brandrisiko hat. Die Schutzmaßnahmen sind ausreichend. |
7 < Risiko < 11 | Das Maßnahmenkonzept ist wahrscheinlich ausreichend. Eine individuelle Beurteilung der Schutzmaßnahmen durch eine befähigte Person sollte durchgeführt werden. |
Risiko > 11 | Die Schutzmaßnahmen sind wahrscheinlich nicht ausreichend, um das hohe Risiko abzudecken. |